Die Portal-Chroniken - Portal: Band 1 (German Edition)
Nummer nicht gelöscht. Er nahm nicht ab, also schrieb ich ihm eine SMS wegen der Party. Dann setzte ich meine Ohrstöpsel auf, machte meine Musik an und ließ wieder die Gedanken treiben, um mein letztes Spiel noch einmal zu erleben.
Die Musik stoppte abrupt und meine Ohren stachen, als Ella die Stöpsel aus meinen Ohrmuscheln riss.
»Abendessen ist fertig! Los, komm nach unten!« Sie rannte die Treppe runter. Die kleine Nervensäge! Manche Dinge ändern sich nie.
Das Abendessen war so ziemlich das gleiche wie der Brunch. Mom hatte Hühnchen mit Penne-Nudeln gemacht—was ich liebte—mit Knoblauchbrot und einem Fruchtsalat. Ella grummelte irgendwas von Eiscreme, aber die Regeln meiner Mutter änderten sich scheinbar nie—nicht einmal in Träumen. Freitags ist Eiscreme-Abend, nicht sonntags.
»Habt ihr eure Hausaufgaben gemacht, Mädels?« Mom blickte von Ella zu mir.
Hausaufgaben? Ich war nicht mal sicher, was für Hausaufgaben ich hatte, also murmelte ich nur ganz leise »ja«. Ella war mit ihren fertig und las uns stolz ihr Werk über Vulkane vor. Sie fand Naturkatastrophen schon immer toll.
Sonntagabend war wohl
Familienfilm-
Abend, denn nach dem Abendessen gingen wir alle ins Untergeschoss. Der Kellerraum war der Hammer! Er war als Kinosaal ausgebaut, mit Popcorn-Maschine und allem Drum und Dran. Wir sahen uns zum xten Mal
Grease
an. Wieder konnte mir nicht entgehen, wie nah Mom und Rupert sich waren. Das war unmöglich zu übersehen. Es gab keinen Moment, an dem Rupert nicht in ihre Richtung blickte um sich zu versichern, dass sie glücklich war. Sie saßen nah beieinander, mit seinem Arm lässig auf ihren Schultern, während sie den Film anguckten. Ihr Kopf ruhte an seiner Brust, während er mit ihren Strähnen spielte. Sie wirkte glücklich und zufrieden, sah regelmäßig zu seinem Gesicht hoch und lächelte.
Was war ihre Geschichte? War er ihr neuer Freund? Blöde Frage. Natürlich war er das, aber warum nannte Ella ihn
Dad
? Das war einfach schräg. Darüber musste ich mit ihr sprechen. Es war nicht fair gegenüber unserem richtigen Dad.
Nach der Hälfte des Films wurde es Ella langweilig, alleine zu sitzen, und sie kletterte auf Moms Schoß und schlief ein. Ich war eifersüchtig auf ihre Nähe zueinander und umarmte Gertrude fester.
Nach dem Film drehte Mom sich zu mir, als wollte sie eine Unterhaltung mit mir anfangen. Ich war wirklich nicht in der Stimmung dafür, also entschuldigte ich mich hastig mit der Begründung, ich müsste noch ein paar Hausaufgaben fertig machen, die ich vergessen hatte. Sie stoppte mich, bevor ich die erste Stufe erreicht hatte.
»Arizona, kannst du morgen auf deinem Weg Ella an der Schule absetzen?«
Ich war sprachlos. Absetzen? Wie denn? Wo denn? Ich hielt die Luft an, dann nickte ich und begann, die Treppe hochzugehen. »Sicher, Mom.«
Ich hatte keinen Plan, wie ich mit dieser Situation umgehen sollte. Mom zu widersprechen würde sie mit
Arizona hat einen Anfall
übersetzen. Einmal hatte sie das Wort
Arzt
heute schon erwähnt. Andererseits, wenn das hier ein Traum war, konnte es mir nicht egal sein?
Ich entschied, dass es wahrscheinlich am besten war, sie nicht auf die Probe zu stellen. Im Moment war dieser Traum erträglich, und ich legte es nicht darauf an, ihn in einen absoluten Albtraum zu verwandeln. Ich würde einfach darauf warten, dass Ella nach oben kam, und dann mit ihr sprechen. Bestimmt konnte ich sie dazu bringen, diesen ganzen Irrsinn zu erklären.
Ungefähr eine Stunde später hörte ich das Geräusch von Ellas hüpfenden Schritten, spähte in den Flur und schnappte sie mir, bevor sie in ihr Zimmer ging. »Ella, kann ich mal mit dir sprechen?«
Sie nickte, stürmte in mein Zimmer und knallte sich mit einem hinterhältigen Lächeln auf mein Bett. Ich hatte nicht den geringsten Plan, was sie vorhatte. Ich musste mich echt zusammenreißen um sie nicht dafür anzubrüllen, was sie mit meinem Handy gemacht hatte. Das würde ich erst tun, nachdem sie mir gesagt hatte, was ich wissen musste.
»Was gibt’s?« Sie lächelte mich an.
»Och, eigentlich nichts. Ich hab mich nur gefragt, wie du möchtest, dass ich dich morgen zur Schule bringe?«
Sie legte den Kopf schief und sah mich fragend an. »Wie meinst du das? So wie immer.«
Ich versuchte eine andere Taktik. »Ich dachte, wir probieren es mal anders. So wie immer wird langweilig.«
»Nö, ich mag’s, wenn du mich mit deinem Jeep fährst. Das macht Spaß. Moms Auto ist langweilig.«
Mein
Weitere Kostenlose Bücher