Die Portal-Chroniken - Portal: Band 1 (German Edition)
dem
Naturwissenschaften
stand, und ich folgte ihr ins Klassenzimmer. Ich gab mir Mühe, niemandem in die Augen zu sehen, und setzte mich an den Tisch neben ihr. Ich beobachtete, welche Bücher sie aus ihrem Rucksack nahm. Physik.
Na toll
!
Ich hatte noch nie Physik gehabt. Während ich wartete, guckte ich in meinen Kalender und erschrak, als ich das Datum bemerkte—6. Oktober. Das letzte Mal, als ich in der Schule gewesen war, war der 5. Juni gewesen. Dann sah ich auf das Jahr. Der Kalender war ein ganzes Jahr zurück! Ich checkte schnell das Datum auf meinem iPhone. Es war das gleiche wie auf dem Kalender. Ich erstarrte und spürte, wie mir mein Mageninhalt in den Mund stieg. Wieso hatte ich das noch nicht bemerkt?
»Steck das weg, Arizona. Du willst doch nicht, dass sie’s dir wieder abnehmen!«, zischte Maria.
Ich stellte das Telefon auf Vibrieren und warf es in meine Tasche zurück. Mir war auch nicht ganz klar, warum ich mich überhaupt mit den Einstellungen aufhielt; das Teil war sowieso die letzten zwei Tage gespenstisch stumm geblieben.
»Wann hat deine Mom dir denn dein Handy zurückgegeben? Das ist cool, dann können wir wieder SMS schicken.«
»Maria, was ist heute für ein Datum?«, flüsterte ich.
»Der sechste. Psst, da kommt die Vertretungslehrerin.«
Die Klasse wurde still, als eine stämmige ältere Frau den Raum betrat.
»Dr. Lee ist heute zu einer Konferenz, also mache ich die Vertretung. Mein Name ist Mrs. Shire. Nehmt eure Bücher heraus und lest Kapitel drei.«
Ich blätterte zu Kapitel drei, dann starrte ich verständnislos auf die Wörter. Ich hatte keine Ahnung, was das alles bedeutete; es hätte genau so gut Spanisch sein können, worin ich voll versage. Die Aufgabe für heute würde ich wohl später lösen müssen, zuhause. Also vertrieb ich mir die Zeit stattdessen damit, die anderen Schüler in der Klasse zu studieren.
Auf der anderen Seite von Maria saß ein Mädchen mit einem
Debattier-Club-
T-Shirt. Sie zwinkerte mir zu, als sie mich dabei erwischte, dass ich sie ansah. Sie war Asiatin, sehr hübsch mit auffallend blauen Augen. Irgendwie wusste ich, dass ihr Name Lily war. Sie saß neben einem anderen asiatischen Mädchen, das genauso hübsch war. Sie lächelte mich auch an… Amanda.
Es gab noch ein Mädchen in der Klasse, ganz hinten, darum war es schwierig mich umzudrehen und einen guten Blick auf sie zu bekommen. Sie saß vornüber gebeugt, starrte auf ihr Buch und hatte Kopfhörer auf. Ihre Kapuze war so tief in ihr Gesicht gezogen, dass ich ihr Gesicht nicht erkennen konnte. Ich hatte keine Idee, wer sie war.
Maria knuffte mich. »Sie ist neu«, flüsterte sie. »Sie heißt Ariele und kommt wohl aus New Jersey.«
Ariele? Aus New Jersey? Konnte das meine beste Freundin aus Princeton sein? Sie
wollten
nach Kalifornien ziehen. Wie cool! Ich war aufgeregt und ängstlich zugleich; ein Schauer lief mir über den Rücken und ich zitterte. Maria sah mich besorgt an. Ich schüttelte den Kopf um ihr zu zeigen, dass ich okay war, wobei ich aufpasste, dass ich nicht wieder in Arieles Richtung guckte. Ich war mir nicht sicher, wie ich mit der Sache umgehen sollte, noch nicht. Ich fragte mich, ob Ariele mich gesehen hatte. Sie würde mich mit diesen lächerlichen Haaren wahrscheinlich sowieso nicht erkennen.
Von den neun Jungs in der Klasse waren vier Asiaten und drei Inder. Keiner von ihnen schaute auch nur einmal aus seinen Büchern hoch. Anscheinend waren sie von Kapitel drei total gefesselt. Die anderen beiden Jungs saßen genau hinter mir, also konnte ich sie mir nicht genau ansehen… bis mich einer von ihnen an den Haaren zog. Ich drehte mich um, bereit ihm eine zu klatschen, und starrte in Justins grinsendes Gesicht. Justin!
Justin ist einer meiner Teamkameraden in Princeton! Was zum Teufel machte er hier? Gab es hier noch mehr Schüler aus Princeton, oder nur ihn, Ariele und Simla?
Bevor ich fragen konnte, hielt er seinen Finger an die Lippen und flüsterte: »Kannst du Simla nachher bei mir zu Hause absetzen?«
»Simla? Warum?«, flüsterte ich leicht verwirrt zurück. Bisher hatten die beiden sich nicht mal gegrüßt.
Den Jungen neben Justin konnte ich auch nicht übersehen—er starrte mich mit einem Grinsen an, das mich echt auf die Palme brachte.
»Und was ist
dein
Problem?«, zischte ich mit bösem Blick.
Seine Augen wurden groß und ich hörte ihn nach Luft schnappen, dann zuckte er die Schultern und fuhr mit den Fingern durch sein dunkles Haar. »Was ist
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