Die Portal-Chroniken - Portal: Band 1 (German Edition)
trug eine schwarze Stoffhose und einen cremefarbenen Blazer von Chanel, dazu baumelte an ihrem Handgelenk ihre Kelly-Bag, oder
Alte-Damen-Handtasche
. Zum Glück war dieser kitschige Moment nur kurz. Sie griff sich ihre Schlüssel, nahm die
Ames
-Tragetasche, warf uns Küsschen zu und ging.
Rupert winkte ihr nach, dann drehte er sich zu mir um. »Arizona, kannst du mit Gertrude spazieren gehen, bevor du losfährst? Ich hab deinen Jeep gestern vollgetankt, du kannst also sofort los. Fahr vorsichtig, und wir sehen uns um fünf wieder hier. Ich hol Ella von der Schule ab, sie kann dann ein bisschen im Studio rumhängen.«
Ich nickte Rupert zu und ging los, um Gertrudes Leine für den Spaziergang zu holen. Ein
Jeep—
ich konnte es nicht abwarten! Sobald ich sah, wie Ella und Rupert auf seinem Bike wegfuhren, führte ich Gertrude zurück zum Haus und stellte ihr noch etwas Futter und Wasser hin, bevor ich in die Garage ging. Ich war ganz aufgeregt. Ich war schon in Princeton eine Zeitlang mit meinem Führerschein auf Probe gefahren, aber noch nie alleine.
Der Jeep, der in der Garage stand, war ein knallgelber Wrangler. So viel dazu, unauffällig zu bleiben! Ein riesiger Spartaner-Aufkleber pappte auf der Heckscheibe. Okay, wenigstens war klar, dass ich an diesem Morgen zur Mountain View High School fahren würde.
Ich programmierte die Zielangaben ins Navi: 35 Minuten. Die Schule fing um 7.30 Uhr an. Ich hatte jede Menge Zeit, aber es würde besser sein, früher da zu sein. Das hier war meine erste Fahrt ganz allein, ohne jemanden auf dem Beifahrersitz, der ständig an mir rumnörgelte. Es fühlte sich herrlich befreiend an. Nur ich in diesem geilen Jeep! Ich konnte fahren, wohin ich wollte, und niemand konnte mich aufhalten.
Ich schaltete das Radio an, aber bekam es nicht ans Laufen. Ich beschloss, mich später darum zu kümmern. Vielleicht wäre es besser, wenn ich zurück nach Hause, also nach New Jersey fahren würde statt zu dieser Schule. Die Versuchung war echt groß; ich hatte sogar meine eigenen Kreditkarten. Das mussten etwa dreitausend Meilen Fahrt sein, was mich drei oder vier Tage kosten würde…
Ich fuhr weiter, ohne auf meine Umgebung zu achten, und konzentrierte mich nur auf das Navi. Superschnell kam ich bei der Mountain High an, fand einen Parkplatz, blieb in meinem Auto sitzen und beobachtete, wie die anderen Schüler ankamen. Mir fiel ein, dass ich total vergessen hatte, Simla anzurufen. Was tat sie überhaupt hier? Sie musste doch eigentlich zu Hause in Princeton sein und sich wundern, was mir wohl zugestoßen war. Ich würde versuchen, sie später anrufen.
Die Kids, die bei der Schule ankamen, sahen normal aus, es gab keine furchteinflößenden Vampire oder Werwölfe. Das war eigentlich ein bisschen enttäuschend; ich war doch schließlich in der Twilight Zone.
Die Busse kamen an, normale gelbe Standard-Schulbusse. Alle gingen ins Gebäude, also beschloss ich ihnen zu folgen. Nachdem ich schnell meine Autotür abgeschlossen hatte, versteckte ich mich unter meiner Kapuze und rannte los, um in der Menge unterzutauchen. Ich hielt meinen Kopf gesenkt und fragte mich, während ich durch die Flure stolperte, wie ich jemals meinen Spind finden sollte, wenn ich überhaupt einen hatte.
Ich starb fast, als mir jemand plötzlich von hinten die Kapuze runterriss und mich der ganzen Welt zeigte! Ich drehte mich wutentbrannt um, bereit ihn umzuhauen, wer auch immer das war.
»Hey, warum hast du mich nicht angerufen? Ich musste heute Morgen mit dem Bus fahren!« Simla sah wütend aus, aber ihr Gesichtsausdruck änderte sich schnell in Erstaunen. »Versteckst du dich vor jemandem?«
Ich zuckte bloß die Schultern. »Was machst du hier, Simla?«
»Hat dir denn deine Mutter meine Nachricht nicht gegeben?« Sie hörte sich sauer an.
Ich schüttelte den Kopf und tat so, als hätte ich keine Ahnung, wovon sie sprach. »Sie hat’s wohl vergessen.«
Simla brachte mich dann über ihre Autosorgen auf den neuesten Stand. Es war irgendwas wegen einer schlechten Note in der Geometrie-Arbeit—hatten wir Geometrie nicht
letztes
Jahr?—und dann hatte sie ihrer Mutter erzählt, dass sie die Schule hinschmeißen wollte. Ich hörte nicht weiter zu, sie klang anders als sonst, so weinerlich. Ihr Auto war für eine Woche konfisziert, und so wie sich die Sache anhörte, erwartete sie von mir, dass ich sie herumkutschierte. Ich hörte kaum zu, weil ich versuchte herauszufinden, was hier eigentlich abging. Simla
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