Die Portal-Chroniken - Portal: Band 1 (German Edition)
Es gab ein kleines Schlafsofa beim Kamin, das auch als zusätzliches Bett benutzt werden konnte, aber dafür noch nie genutzt worden war. Die Wände des Hauptraums waren mit Bücherregalen vollgestellt, die hauptsächlich bereits gelesene Taschenbücher enthielten. Ein kleiner, altmodischer Fernseher stand auf der Theke der Küchenzeile. Er war an einen DVD-Spieler angeschlossen; es gab im Cottage keinen Fernsehempfang. Aus dem großen Wohnraum ging es in zwei Zimmer—ein kleines Schlafzimmer mit einem Kingsize-Bett und ein großes Badezimmer mit Whirlpool und Sauna. Aus dem Schlafzimmer führten Terrassentüren in den Garten, der an einen Teich grenzte. Rupert hatte eine Grillstelle gebaut, und sie hatten einige alte Gartenmöbel darum platziert, auf denen man es sich gemütlich machen konnte. Dies war ihr Stückchen Himmel gewesen, seit sie nach Kalifornien gezogen waren, die perfekte Zuflucht.
Olivia zündete ein Feuer an und machte es sich auf den am Boden verteilten Kissen bequem. Sie starrte an die Decke, und dann wanderten ihre Augen zu den Bücherregalen und blieben auf einem gerahmten Bild hängen. Es war ein altes Schwarzweiß-Foto, das Rupert von ihnen gemacht hatte, als sie vor all den Jahren in England im Begriff waren, zum Flughafen Heathrow zu fahren, nachdem sie sich wiedergefunden hatten. Sie stand auf und holte den Rahmen vom Regal. Sie legte sich wieder auf die Kissen zurück und betrachtete die Gesichter auf dem Foto: so verliebt und doch so ernst. Der Schmerz der bevorstehenden Trennung war deutlich in ihren Gesichtern zu erkennen. Das Gefühl der Verzweiflung, das sie an jenem Morgen gespürt hatte, traf sie immer noch wie ein Messer. Hinter Rupert auf seiner Harley zu sitzen und zum Flughafen zu fahren, war die schwerste Reise ihres Lebens gewesen.
Olivias Gedanken wurden von dem lauten Dröhnen eines Motorrads unterbrochen. Hoffentlich Rupert. Sie stand auf und öffnete die Tür. Da war er, in Ledermontur auf seinem Bike. Es war immer aufregend, ihn zu sehen. Er stieg ab, zog den Helm aus und kam zu ihr herüber.
»Das ging schnell. Ich bin froh, dass du da bist«, sagte Olivia und schloss ihn in ihre Arme.
»Ich habe die Kids bei Larry gelassen. Sie hatten so viel Spaß, dass sie beschlossen haben, eine Pyjamaparty zu machen. Larry sorgt dafür, dass sie morgen pünktlich zur Schule kommen. Ella bleibt über Nacht bei Sally.«
»Perfekt! Das gibt uns etwas Zeit, den Dingen auf den Grund zu gehen. Mach’s dir gemütlich. Ich hole ein paar Erfrischungen aus dem Weinkeller.«
Der
Weinkeller
war ein kleiner Schrank in der Küchenzeile. Sie schnappte sich eine Flasche und zwei der Tiffany-Weingläser, die sie als Hochzeitsgeschenk bekommen hatten, und brachte sie zu den Kissen beim Kamin. Sie fand Rupert beim Betrachten des Fotos, das sie hatte liegen lassen. Er nahm ihr die Flasche und die Gläser ab und stellte sie auf den Boden, bevor er ihre Hände nahm und sie neben sich auf die Kissen zog. Er zog sie an sich, küsste ihren Hals und dann ihre Lippen. Er lehnte sich zurück und streichelte ihr Haar. »Ollie, irgendwelche Einfälle?«
»Ich weiß nicht, was ich denken soll. Ich habe keine Ahnung, was mit Arizona los ist. Wie hat sie die Neuigkeit aufgenommen, dass ich wegmusste und wir das
Gespräch
verschieben mussten?«
»Darum brauchte ich mich gar nicht zu kümmern. Ariele, Ali und Maria hatten schon die Pyjamaparty beschlossen, also waren sie deswegen zu beschäftigt und aufgeregt. Teenager sind so leicht abzulenken.«
Olivia nickte dankbar. »Ich werde mehr Informationen brauchen, bevor wir entscheiden können, wie wir damit umgehen wollen. Ich hoffe, dass Larry Zeit hatte, mit Kellan zu sprechen. Ich rufe ihn an.« Olivia nahm ihr Handy, wählte Larrys Nummer und sprach mit ihm, während Rupert das Feuer schürte. Schließlich warf sie sich zurück auf die Kissen.
»Larry hat noch keine gute Gelegenheit gehabt, mit Kellan zu sprechen. Er versucht es am Morgen. Ich rufe Glenda an.«
Einige Telefonate später wandte sich eine niedergeschlagene Olivia wieder an Rupert.
»Was gibt’s?«, fragte Rupert besorgt. «Du siehst enttäuscht aus.«
»Die Kids sind alle beschäftigt und werden es morgen auch sein. Sie gehen nach der Schule zum Eishockey-Probetraining. Ich würde auch gerne hingehen, aber ich befürchte, dass es Arizona zu sehr aufregt. Es ist wahrscheinlich am besten, sie im Moment in Ruhe zu lassen, bis ich ein paar Antworten für sie habe.«
Rupert nickte. »Ja, du
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