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Die Porzellanmalerin

Titel: Die Porzellanmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Marten
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sowieso. Spätestens mit Georgs Hilfe, der ihn sicher tatkräftig bei einer Intrige gegen sie unterstützen würde, dürfte Caspar in der Lage sein, sich die infamsten Dinge auszudenken.
    Friederike drehte sich zu Benckgraff, Feilner und Zeschinger um. Gespannt schienen sie ihrer Antwort entgegenzublicken. Nein, die Kollegen würden auf jeden Fall hinter ihr stehen, egal was Caspar für einen Unsinn über sie verbreitete.

    »Nun, Herr Rütgers, wie lange sollen wir noch warten, bis Sie sich zu einer Antwort bequemen?«
    Die Stimme des Modelleurs hatte spöttisch und ungeduldig geklungen. Obwohl Benckgraff ihn mit einem strafenden Blick maß, ließ er sich nicht beirren und setzte noch einmal nach:
    »Madame Josefine wird Sie ja wohl gehen lassen, oder? Im Gegensatz zu Feilner haben Sie ja noch keine - gemeinsamen - Kinder, um die Sie sich kümmern müssen.«
    Er lachte laut auf, als hätte er etwas ungemein Komisches gesagt, aber weder Benckgraff noch die beiden anderen stimmten in sein Gelächter ein.
    »Überlegen Sie es sich ruhig gründlich, Herr Rütgers«, sagte Benckgraff freundlich, an Friederike gewandt. Dann drehte er den Kopf zu seinem noch immer mit der Kaffeekanne hinter ihm stehenden Assistenten. »Ist noch was, Pätzold? Sie können sonst gehen. Wir sind hier sowieso gleich fertig.«
    Mit beleidigter Miene schlich sich Pätzold, so leise wie er gekommen war, aus dem Raum. Kaum hatte er die Tür hinter sich geschlossen, sprang Benckgraff auf und drückte die Klinke herunter, als wollte er sich vergewissern, dass niemand hinter der Tür stand und lauschte.
    »Den hat Göltz mir geschickt!«, schimpfte er aufgebracht. »Ich bin mir sicher, dieser Spitzel erzählt ihm jede Kleinigkeit, die ihm hier unterkommt.«
    »Ein unheimlicher Typ«, stimmte auch Simon zu. Johannes schüttelte nur angewidert den Kopf.
    »Solange es bloß Göltz ist, den er informiert, sollten wir uns nicht beschweren. Immerhin ist er einer von uns!«
    Caspar schien ehrlich empört. Zusammen mit Benckgraff war er schon mehrfach im Hause Göltz zu Gast gewesen, eine Ehre, die den anderen Mitarbeitern der Manufaktur noch nie widerfahren war. Friederike wusste, dass Benckgraff den Frankfurter Spiegelfabrikanten, im Gegensatz zu Caspar, zunehmend kritischer betrachtete. Der Mann sei durch und durch Kaufmann,
hatte Simon Feilner ihr erzählt, jemand, der rein gar nichts von Kunst verstand und dem alles Schöngeistige fremd war. Auch sie hatte schon mitbekommen, dass Göltz immer wieder mit irgendwelchen absurden Vorschlägen kam, wie der Umsatz zu steigern sei, ohne selbst etwas von Porzellan oder Malerei zu verstehen. Jedes Mal, wenn die Konkurrenz irgendetwas Neues machte, was Erfolg versprach, sollten sie es auf der Stelle nachahmen. Göltz interessierte nicht, womit er sein Geld verdiente - Hauptsache, es wurde welches verdient. Ab und zu beorderte er Benckgraff nach Frankfurt, der dann mit sauertöpfischem Gesicht nach Höchst zurückkehrte und ihnen Befehle erteilte, deren Sinn er ganz offensichtlich selbst nicht einsah.
    »Schlafen Sie eine Nacht darüber, und sagen Sie mir morgen Bescheid, in Ordnung, Rütgers? Sie würden ohnehin erst nach Weihnachten losfahren.«
    Friederike nickte, stellte ihre Tasse auf das Tablett und ging hinter Johannes und Simon zur Tür. Als sie schon fast die Schwelle überschritten hatte, rief Benckgraff sie noch einmal zurück.
    »Ach, Herr Rütgers, was ich eben vergaß zu erwähnen: Einer unserer wichtigsten Kunden, ein Herr Bogenhausen aus Frankfurt, hat mich gefragt, ob er Sie persönlich kennenlernen dürfe. Er hat bereits zahlreiche Stücke gekauft, die von Ihnen bemalt wurden, und nun möchte er gern wissen, welcher Mensch sich hinter dem Künstler verbirgt.«
    Er lächelte, als empfände er diesen Wunsch als ein wenig naiv.
    »Bogenhausen, sagten Sie Bogenhausen?«, brachte Friederike krächzend hervor. Sie hatte unwillkürlich weiche Knie bekommen. Was hatte das nun wieder zu bedeuten? Suchte Carl Bogenhausen etwa auf einmal von sich aus den Kontakt zu ihr?
    »Ja, ja, Emanuel Bogenhausen. Er ist in Frankfurt eine hoch angesehene Persönlichkeit. Reich ist er außerdem. Und für einen Kaufmann mit einem erstaunlich Kunstverstand gesegnet - mehr als manch einer, mit dem wir es hier sonst zu tun haben.«

    Benckgraffs Miene hatte sich verfinstert, ein Zeichen, dass sie jetzt wohl besser den Raum verließ.
    Sie wollte sich schon zum Gehen abwenden, als der Manufakturdirektor mit einem Räuspern

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