Die Porzellanmalerin
sich aufhielt, ob er überhaupt noch an sie dachte, sie nicht schon längst mit unzähligen anderen Frauen betrogen hatte … Mit Sicherheit hatte er das, Marie hatte doch davon gesprochen, das Weimarer Fräulein war bestimmt nur die Erste in einer langen Reihe gewesen! Und die Contessa als seine Verlobte dürfte ohnehin auf ihre Rechte gepocht und ihn bei jeder Gelegenheit in ihr Bett gezerrt haben. Nein, mit Giovanni hatte das, was sie hier mit Carl Bogenhausen erlebte, nichts zu tun. Giovanni war nicht da, sie war ihm zu nichts verpflichtet. Aber was war mit Carls Verlobter?
Die blonde Botticelli-Schönheit mit dem Sonnenschirmchen tauchte vor ihrem geistigen Auge auf. Sie wollte Carl gerade fragen, ob er keine Skrupel hatte, Mathilde Leclerc mit ihr, Friederike, zu hintergehen, da hielt die Kalesche auch schon in der schmalen Gasse direkt hinter dem Münster an.
Das Hotel bestand aus drei ineinander übergehenden Fachwerkhäusern. Ein eleganter Herr fortgeschrittenen Alters eilte die Stufen des mittleren Hauses herab, offenbar der Hoteldirektor. Falls er sich über Carls Begleitung wunderte, ließ er sich jedenfalls nichts anmerken.
»Herr Bogenhausen, herzlich willkommen!«
»Lassen Sie uns bitte eine Flasche gut gekühlten Weißwein
und etwas Brot und Käse bringen, Monsieur Boulot. Und dann möchten wir nicht gestört werden. Mein Assistent und ich haben eine lange Fahrt hinter uns und müssen uns ausruhen«, kommandierte Carl, während er den Meldezettel ausfüllte.
»Selbstverständlich, die Herrschaften, selbstverständlich.«
Der Direktor begleitete sie persönlich zu der prächtigen Suite im zweiten Stock. Ein Hausdiener schnaufte mit ihren Koffern in der Hand hinter ihnen hinauf. Nur an den schiefen Wänden und niedrigen Decken erkannte man noch die alte Bauweise des Hotels. Die großen neuen Fenster gingen auf die Gasse hinaus. Die taubenblauen Samtvorhänge passten perfekt zu den dezent gemusterten Tapeten. Ein Kronleuchter aus venezianischem Glas hing von der Decke herab, ein Feuer prasselte in dem gekachelten Eckkamin, vor dem ein wertvoller orientalischer Teppich lag. In der Mitte des Zimmers stand ein breites Himmelbett mit vergoldeten Pfosten, einem Baldachin im gleichen Blau wie die Vorhänge und blütenweißer Bettwäsche. Zwei Mägde schleppten unaufhörlich Wassereimer ins Zimmer, deren dampfenden Inhalt sie in die hinter einem indischen Paravent verborgene Badewanne schütteten.
»Falls Sie oder Ihr Assistent ein Bad nehmen möchten, Monsieur Bogenhausen …«
Der Hoteldirektor nahm dem herbeigeeilten Pagen die Weinflasche mit dem umgebundenen weißen Leintuch ab und hielt sie Carl zur Begutachtung hin.
»Unser bester Pinot gris, Monsieur Bogenhausen.«
Carl nickte nur und sagte mit Blick auf die Mägde:
»Das reicht, glaube ich.«
»Dann einen guten Aufenthalt, Monsieur Bogenhausen! Läuten Sie bitte, wenn Sie noch etwas brauchen.«
Mit einem ehrerbietenden Nicken auch in Friederikes Richtung verließ der Direktor katzbuckelnd das Zimmer, die knicksenden Mägde im Schlepptau.
Kaum waren sie draußen, schob Carl den Riegel von innen vor und zog die Vorhänge zu. Währenddessen schenkte Friederike Pinot gris in die beiden Weinkelche und stellte diese neben der Badewanne auf einem kleinen Tischchen ab. Mit der einen Hand hielt sie die üppigen Rüschen ihres Jabots zurück, während sie die andere ins Wasser tauchte, um die Temperatur zu prüfen. Schnell zog sie die Hand zurück.
»Heiß!«, rief sie fast empört.
»Lass doch, Friederike«, murmelte Carl, der hinter sie getreten war, in ihrem Nacken. »Wir baden später.«
Er hatte ihr schon halb das Hemd aufgeknöpft, während er sie gleichzeitig sanft zum Bett dirigierte.
»Aber dann ist das Wasser kalt!«, protestierte sie schwach.
»Was interessiert mich das Wasser …«
Carl hatte ihr das Hemd über die Schultern gestreift und begonnen, ihre Brüste durch das Leinen ihres Leibchens zu liebkosen. Sein Atem war heiß auf ihrer Haut, sein Gesicht gerötet. Wieder schien er alles um sich herum vergessen zu haben.
Ein Schauer durchrieselte Friederike. Sie half ihm, sich auszuziehen, und krabbelte schnell unter das weiße Linnen. Und schloss abermals die Augen, als er sich über sie beugte.
A m Abend saß sie allein vor einer üppigen Platte mit Würstchen, Speck und Sauerkraut. Sie hatte es vorgezogen, im Zimmer zu bleiben, während Carl seinem Geschäftstermin nachging. Sie hatte die Kissen in dem großen Himmelbett
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