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Die Porzellanmalerin

Titel: Die Porzellanmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Marten
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Maler wollte eigenständige Kunstwerke schaffen, nicht die von einem anderen entworfenen Stücke einfach nur verzieren. Obwohl es hieß, dass er nie etwas selbst machte. Höroldt ließ arbeiten. Er war kein angenehmer Zeitgenosse, das war allseits bekannt.
    Friederike hob den Kopf. Vor ihr auf dem Fluss wurde ein Lastkahn von Pferden in Richtung Dresden gezogen. Flöße lagen am Ufer, auf denen das Holz für die Brennöfen der Manufaktur transportiert wurde. Die Elbe führte nur wenig Wasser, weil in diesem Herbst kaum Regen gefallen war. Der langsam nach Norden fließende Strom erinnerte sie wieder an den Kaufmann
Hansen und Hamburg. Vor ihrem geistigen Auge ließ sie Bilder von hochmütigen Handelsherren Revue passieren, die durch die regennassen Fenster ihrer Kontore auf die im Sturm ankernden Schiffe blickten. Kapitänswitwen saßen beim Fischessen in zugigen Backsteinhäusern. Spitznasige Pastorentöchter in wetterfesten Schuhen teilten Almosen an die Armenhäusler aus. Alles war freudlos und kalt …
    Das Läuten der Kirchturmglocke riss sie aus ihren Gedanken. Sie würde gerade rechtzeitig zum Tee zu den Winklers kommen. Sie musste Charlotte unbedingt von Per Hansen erzählen! Friederike sprang auf und klopfte sich das Gras von der Kleidung. Sie zog eine Haarnadel aus ihrem Knoten und steckte sich die losen Strähnen wieder fest. Mit großen Schritten eilte sie in Richtung Marktplatz.
     
    D er Weg zum Haus des Advokaten Winkler führte sie am »Roten Hirschen« vorbei, einem der besten Quartiere der Stadt, in dem selbst Friedrich der Große schon logiert hatte. Vor dem Gasthof stand eine Reisekutsche, auf die Gepäck geladen wurde.
    »Mademoiselle Friederike!«
    Strahlend kam Per Hansen, der sie schon von Weitem erkannt haben musste, ihr entgegen. Er hatte die Arme ausgebreitet, als wollte er sie umarmen, und rief:
    »Welch eine Fortune, Sie noch einmal zu sehen! Wir wollten uns gerade auf die Weiterreise nach Dresden aufmachen.«
    »Herr Hansen, guten Tag!«
    Ob er ihr aufgelauert hatte, fragte sie sich leicht alarmiert. Aber das konnte ja nicht sein! Er und seine Schwester standen doch wohl kaum den ganzen Tag vor dem Gasthaus herum und ließen die Kutsche warten.
    Per Hansen war in einen einfachen Rock aus Tuch gekleidet, sehr schlicht, wie es offenbar den Gepflogenheiten in Hamburg entsprach. Er trug keine Perücke, was sein lichter werdendes Haar betonte. Auch bei Tageslicht sah er nicht besser aus
als am Abend zuvor. Ihr fiel nichts Gescheites ein, was sie sagen konnte.
    »Wir werden etwa eine Woche in Dresden zu tun haben. Auf dem Rückweg kommen wir wieder hier vorbei. Meiner Schwester gefällt es in Meißen sehr gut. Wir haben uns blendend amüsiert gestern Abend.«
    »Wie schön! Dann müssen Sie uns unbedingt wieder besuchen kommen«, erwiderte Friederike lahm.
    »O, das werden wir auf jeden Fall tun, Mademoiselle«, freute sich Hansen.
    »Dann also auf bald!«
    Förmlich lächelnd streckte sie ihm ihre Hand entgegen.
    Er ergriff sie und sah ihr erwartungsfroh in die Augen:
    »Auf bald, meine Liebe. Und grüßen Sie bitte Ihre Eltern! Ich habe Ihrer Mutter ein kleines Billett geschrieben, um mich für den gestrigen Abend zu bedanken. Grüßen Sie sie trotzdem noch einmal.«
    Friederike wusste, dass sein Blick ihr folgte, als sie den Marktplatz überquerte. In Gedanken schalt sie sich selbst. Sie musste besser darauf achten, was sie sagte. In ihrer voreiligen Art hatte sie ihn auch noch selbst eingeladen! Wenn das keine Aufforderung gewesen war, ihr weiterhin den Hof zu machen. Auf keinen Fall wollte sie Per Hansen zu irgendetwas ermuntern oder falsche Hoffnungen in ihm wecken.
    Das Haus der Winklers lag hinter dem Rathaus in der Burgstraße. Jedes Mal, wenn sie Charlotte besuchte, wurde sie von leichtem Neid erfüllt. Bei den Winklers war alles so normal. Charlotte hatte keine verschwenderische Mutter, die den ganzen Tag Modezeitschriften las und Geselligkeiten organisierte. Charlotte hatte auch keinen Vater, der am liebsten eine Wissenschaftsakademie gegründet hätte und sich immer in seinen Büchern vergrub, wenn er nicht mit den Geschäften zu tun hatte oder sich seinen Autoren widmete. Bei den Winklers war alles, wie es sein sollte. Zurückhaltend und elegant. Man war der Mode
freilich ein wenig hinterher. Und ob in der Kanzlei des Advokaten Winkler alles mit rechten Dingen zuging, mochte Friederike auch dahingestellt sein lassen. Ihr Vater hatte bereits mehrfach Andeutungen gemacht, dass

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