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Die Porzellanmalerin

Titel: Die Porzellanmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Marten
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Frage.
    Was wird dann aus Josefine und ihrer Liebe?, fragte sie sich beklommen. Und was wird aus mir?

    Als sie am nächsten Morgen, direkt vom Marktschiff kommend, durch das Tor in den Innenhof des Bogenhausen’schen Anwesens schritt, sah sie dort Carl, der zusammen mit dem Knecht seinen Zweispänner entlud.
    »Carl!«
    Sie raffte die Röcke zusammen und stürzte sich in seine Arme.
    »He, he, nicht so stürmisch, meine Liebe!« Verwundert über ihre Überschwänglichkeit, befreite sich Carl vorsichtig aus ihrer Umklammerung. »Du tust ja gerade so, als wäre ich monatelang weg gewesen. Alles in Ordnung mit dir?«
    Leichte Besorgnis schwang in seiner Stimme mit. Er hatte den Finger unter ihr Kinn gelegt und ihr Gesicht angehoben, um es aufmerksam zu studieren.
    »Ach, Carl …«
    Sie schluckte. Ein dicker Kloß saß in ihrem Hals. Nein, sie durfte jetzt nicht die Beherrschung verlieren. Was hatte Simon ihr beim Abschied noch mit auf den Weg gegeben: »In der Ruhe liegt die Kraft, Mädchen, lass dich nicht verrückt machen - weder von anderen noch von dir selbst!«
    »Nichts ist los, nichts Besonderes jedenfalls«, zwang sie sich, möglichst unbefangen zu antworten, »ich habe dich einfach nur vermisst! Irgendwie kam es mir so vor, als hätten wir uns schon seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen.«
    Carl legte den Arm um sie und lachte.
    »Schön, dass du noch immer Sehnsucht nach mir verspürst! Wir sind ja jetzt schon ein uraltes Ehepaar - und noch dazu glückliche Eltern. Apropos: Wo ist denn Ludwig? Wie geht es ihm? Was machen die Zähnchen?«
    Ein Schatten huschte über Friederikes Gesicht. Immer stand Ludwig an erster Stelle von Carls Interesse! Sie hatte sich wirklich gefreut, ihn zu sehen, hatte bei seinem unerwarteten Anblick die alte Verbundenheit erneut in sich aufflackern gefühlt. Aber gleich musste er ihr wieder einen Dämpfer verpassen.
    »Ludwig geht es gut«, erwiderte sie flach. »Zumindest glaube
ich das. Ich habe ihn auch seit gestern Nachmittag nicht gesehen, weil ich dringend nach Höchst musste und eben erst zurückgekommen bin.«
    Carl runzelte die Stirn und wollte etwas entgegnen, als Luise aus dem Kontor gestürzt kam und mit missmutigem Unterton in der Stimme erklärte, dass Emanuel überraschend zu einem wichtigen Kunden gerufen worden sei und erst abends zum Bankett wieder nach Hause kommen würde.
    »Immer wenn es ernst wird, ist er nicht da«, murrte die Schwägerin. »Dabei ist dieser Abend doch so wichtig für ihn und das Unternehmen!«
    Friederike fühlte sich hin und her gerissen: Einerseits würde Luise dringend ihre Hilfe benötigen, um das abendliche Ereignis vorzubereiten, andererseits hätte sie jetzt endlich einmal Gelegenheit, in Ruhe mit Carl zu sprechen. Ludwig war bei seiner Amme, wie jeden Vormittag, und sie und Carl könnten ausnahmsweise einmal ein paar Stunden allein miteinander verbringen. Vielleicht gibt es ja doch noch einen Weg für mich zurück zu ihm, dachte sie. Wenn wir jetzt wieder zueinanderfinden, bevor Emanuel ihm von Giovannis Brief und Caspars Skulpturen erzählt, ist es vielleicht noch nicht zu spät …
    Als wäre er ein Fremder, den sie zum ersten Mal erblickte, musterte sie das gut geschnittene Gesicht ihres Mannes unauffällig von der Seite, sein zurückgebundenes welliges Haar, die hohe Gestalt mit den breiten Schultern, den eleganten Reiserock. Sie beobachtete, wie er mit einem nachsichtigen Lächeln auf den Lippen auf Luise einredete, ihr mit wenigen Worten die Sorge um den ihrer Meinung nach zum Scheitern verurteilten Abend nahm und Emanuels Abwesenheit zu erklären verstand, als wäre es nicht eine bodenlose Frechheit, dass der eigentliche Gastgeber sich einfach aus dem Staub gemacht und die Verantwortung für seine Veranstaltung gänzlich in die Hände anderer gelegt hatte.
    »Du wirst sehen, alles wird gut«, sagte Carl in dem Moment besänftigend zu seiner Schwägerin und legte ihr die Hand auf
die Schulter. »Dieses Fest wird in die Geschichte eingehen - zumindest in die der Bogenhausens, wenn nicht gar in die der Stadt Frankfurt. Nicht wahr, Friederike?«, wandte er sich mit einem strahlenden Lächeln zu ihr um.
    Friederike nickte stumm. Warum kümmerte sich Carl immer um alle anderen Leute und nur nicht um sie? Warum spürte er nicht die drohende Gefahr, der ihre Ehe ausgesetzt war? Er konnte doch nicht so gefühllos sein, dass er von ihrer Not, ihrem inneren Zwiespalt nichts mitbekam?
    »Weißt du was, Luise?«, hörte sie ihn zu der

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