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Die Porzellanmalerin

Titel: Die Porzellanmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Marten
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wollte«, kam er auf sein Thema zurück: »Benckgraff ist nach Fürstenberg gefahren.«
    »Was?« Friederike war wie vom Donner gerührt.
    Auch Josefine schien die Bedeutung von Simons Worten auf Anhieb begriffen zu haben.
    »Was heißt das? Will er wechseln? Und dich nimmt er mit?«
    »Halt, halt, nicht so schnell, meine Liebe! Natürlich ist Benckgraff nicht aus Jux und Tollerei mal eben so nach Fürstenberg gefahren - ihr kennt doch den Alten, solch einen Luxus würde er sich nie erlauben! Nein, er ist dort, um mit von Langen zu sprechen. Du weißt, wer das ist, oder?«, wandte er sich fragend an Friederike.
    Als diese zögernd verneinte und Josefine heftig den Kopf
schüttelte, holte Feilner weiter aus: »Herzog Carl I. von Braunschweig hat Anfang 1747 seinen Berater, den Oberjägermeister Georg von Langen, angewiesen, in dem leer stehenden Schloss Fürstenberg in der Nähe eines kleinen Städtchens namens Höxter, das an der Weser liegt, eine Porzellanmanufaktur einzurichten. Was dieser auch getan hat. Das Problem ist: Sein selbst ernannter Arkanist, ein gewisser Johann Christof Glaser aus Bayreuth, hat in seinem Labor bisher offenbar nicht ansatzweise die gewünschten Ergebnisse erzielt. Jedenfalls ist die Qualität des Porzellans, das die Fürstenberger bis heute produzieren, äußerst dürftig. Was ich bislang zu sehen bekommen habe, war entweder extrem graustichig oder von einer schrecklichen gelblichen Färbung. Ganz zu schweigen von den schwarzen Flecken überall und den auffälligen Fehlern in der Glasur. Deshalb sind die Muster auf den Erzeugnissen der Fürstenberger auch immer so engmaschig. Du hast das bestimmt schon mal gesehen, Friedrich: Man sieht kaum mehr Weiß vor lauter Blümchen und Ranken und Gittern und Muscheln - alles nur, um die Macken zu vertuschen!«
    Er lachte leise und schüttelte den Kopf.
    »Jedenfalls hat von Langen dem Alten vor ein paar Wochen einen Brief geschrieben und ihn zu einem unverbindlichen Gespräch nach Fürstenberg eingeladen. Weil Benckgraff sowieso stinksauer auf Göltz ist, der sich auf immer rabiatere Weise in die Geschäfte einmischt und ohne Rücksprache irgendwelche Großaufträge vergibt oder storniert - frag mal deinen Schwager, Friedrich!«, grinste er vielsagend -, »ist er im Prinzip also durchaus geneigt, über einen Wechsel nachzudenken. Aber er muss natürlich erst sehen, was die Fürstenberger ihm so bieten und ob es ihm da oben im Norden gefallen könnte.«
    Beiden Frauen war die Aufregung anzusehen, die sie während Simons Rede befallen hatte. Josefine hatte ihre Hände um seinen Unterarm gekrallt.
    »Und du? Sag mir bitte, wirst du mit umziehen? Ich will es lieber sofort wissen, wenn es zu Ende geht mit uns beiden, sofort!«

    »Josefine!« Simon hatte ihre Hände ergriffen und schaute halb tadelnd, halb belustigt in ihr aufgelöstes Gesicht.
    »Es ist doch noch gar nichts passiert! Weder hat von Langen Benckgraff ein richtiges Angebot gemacht, noch hat dieser sich für irgendetwas entschieden. Und selbst wenn er nach Fürstenberg ginge, wäre ja noch lange nicht gesagt, dass er mich mitnimmt. Und dass ich mitgehen würde, falls er mich fragen sollte!«
    Er hatte ihre Hände mit einem gewissen Nachdruck zurück auf den Tisch gelegt und sich erneut an Friederike gewandt.
    »Ich dachte, es ist besser, wenn du das weißt. Für alle Fälle. Was auch immer kommen mag. So oder so ist es gut, den Dingen ins Auge zu blicken und sich mit der Zukunft auseinanderzusetzen, statt vor lauter Panik den Kopf in den Sand zu stecken. Und was deinen Freund Caspar betrifft: Ich glaube, seine Tage in Höchst sind gezählt. Ich weiß zwar noch nicht genau, wie ich dem Alten die Geschichte von seinem Einbruch in den Giftschrank erzählen kann, ohne dich zu kompromittieren, aber mir wird schon was einfallen, keine Sorge. So geht das nicht! Wahrscheinlich hat Caspar deinem Schwager ›Die Badenden‹ auch noch als wertvolles Unikat verkauft - in Wirklichkeit hat er bestimmt Hunderte von den Dingern angefertigt und wer weiß wohin verscherbelt.«
    Der sonst so besonnene und freundliche Simon Feilner wirkte auf einmal richtig zornig.
    Die arme Josefine!, dachte Friederike. Die Freundin würde es in den nächsten Wochen, bis Benckgraffs Entscheidung in Sachen Fürstenberg gefallen und damit auch Simons Schicksal besiegelt war, nicht leicht haben. Denn dass der Manufakturdirektor seinen besten Mitarbeiter an seine neue Wirkungsstätte mitnehmen würde, stand für sie außer

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