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Die Porzellanmalerin

Titel: Die Porzellanmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Marten
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Substanz, die er für seine Bestrebungen benötigte, sollte und sollte er nicht finden. Schließlich gelang es Tschirnhaus, den Alchemisten Böttger in seine Versuche zur Porzellanherstellung einzubinden. Im Dezember 1707 schafften es die beiden unermüdlichen Forscher, erstmals ein einfaches Gefäß aus Hartporzellan zu brennen. Das war fast genauso gut wie Gold. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte man Porzellan nämlich nur in China und zu hohen Preisen kaufen können.
    Friederike lächelte. Wer in der Geburtsstätte des europäischen Porzellans aufgewachsen war, konnte sich doch eigentlich nur mit dem »weißen Gold« beschäftigen! Noch dazu wenn er mit so viel Freude und Geschick am Werk war wie sie. Helbig musste sie einfach mit offenen Armen empfangen!
    Noch immer leicht außer Atem erreichte sie schließlich den Eingang zu den prächtigen Gewölben des Schlosses. Ein Wachposten trat ihr in den Weg. Nur Manufakturangehörige durften die Innenräume betreten, das wusste sie. Doch trotz der strengen Geheimhaltungsvorschriften hatte sich das Arkanum, das Rezept zur richtigen Mischung der Rohmassen, inzwischen weit über die Grenzen Meißens hinaus verbreitet. Nicht die fremden
Spione hatten es mitgenommen, sondern die eigenen Manufakturmitarbeiter.
    »Mademoiselle, Sie dürfen hier nicht rein!«
    »Mein Name ist Friederike Simons. Mein Bruder Georg arbeitet für die Manufaktur. Und meine Eltern sind bestens bekannt mit Kommerzienrat Helbig. Lassen Sie mich bitte durch!«
    Der Soldat schaute sie belustigt an. Er war viel größer als sie, was seinem Blick auf sie herab etwas Hochmütiges verlieh.
    »Ich habe meine Vorschriften, Fräulein Simons.«
    Friederike ertappte sich dabei, dass sie vor Entrüstung fast mit dem Fuß aufgestampft hätte. In letzter Sekunde erinnerte sie sich an ihre gute Erziehung.
    »Lassen Sie sofort Herrn Helbig holen! Ich muss mit ihm sprechen. Und wenn ich den ganzen Tag vor diesem Tor stehen bleibe!«
    Achselzuckend gab der Mann einem weiteren Wachposten, der die Szene mit einem breiten Grinsen beobachtet hatte, ein Zeichen. Schon nach wenigen Minuten kam Helbig ihr lächelnd entgegengeeilt.
    »Mein liebes Fräulein Simons, welch eine Ehre! Wir dürfen hier niemanden hereinlassen, wie Sie sicherlich wissen. Aber weil Sie es sind und weil mein Bureau im Erdgeschoss liegt, weit weg von den Bereichen, in denen wir unser Porzellan fabrizieren, mache ich gern eine Ausnahme. Aber erzählen Sie es nicht dem Kurfürsten, falls Sie ihn treffen sollten!«, scherzte er schon im Gehen.
    Sie folgte dem Direktor durch mehrere Bureaus zu seinem Kabinett. Wie schade, dass sie so wenig von der eigentlichen Betriebsstätte sah! Aber bald würde sie ja genug Zeit haben, das riesige Schloss mit seinen zahllosen verschiedenen Arbeitsplätzen zu erkunden, tröstete sie sich, von der Brennerei und Schlämmerei im Souterrain über die Säle der Maler, Vergolder und Dreher sowie die Arkanistenlabore in den mittleren Stockwerken bis zu den Dachräumen, die als Lager für Formen und
fertige Waren dienten. Georg hatte ihr oft genug von der verwinkelten Architektur des Schlosses erzählt. In die eigentlich großzügig geschnittenen Räume waren mit dem wachsenden Erfolg der Manufaktur aus Platznot etliche Zwischenwände und -decken eingezogen worden. Höroldt wohnte sogar im Schloss, recht herrschaftlich, wie sie wusste, desgleichen Kaendler, der sich laut Georg jedoch mit einer kleinen Stube im Kapellenturm begnügte.
    »Machen Sie es sich bequem, meine Liebe«, forderte Helbig sie auf, als sie endlich sein Bureau erreicht hatten. »Darf ich Ihnen einen Kaffee anbieten?«
    Er wartete ihre Antwort gar nicht erst ab, sondern schickte seinen Diener los, zwei Tassen Mokka und Gebäck zu holen.
    »Monsieur, vielen Dank, dass Sie mich empfangen haben«, begann Friederike zögernd. Sie wusste nicht recht, wie sie ihr Anliegen am geschicktesten zur Sprache bringen sollte.
    »Aber gern, Mademoiselle, es ist so ein schöner Tag, und durch Ihre Anwesenheit ist er noch viel schöner geworden. Also, was kann ich für Sie tun?«, kam der Manufakturdirektor nun selbst zur Sache.
    »Nun, Herr Direktor, mir liegt da etwas auf der Seele, ein Herzenswunsch sozusagen, über den ich gern mit Ihnen sprechen würde. Es wäre mir allerdings lieb, wenn das alles entre nous bleiben könnte.«
    »Absolut, Mademoiselle, Sie können mir uneingeschränkt vertrauen, keine Sorge.«
    »Sie müssen wissen, mein Anliegen ist ein wenig ungewöhnlich. Ich

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