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Die Porzellanmalerin

Titel: Die Porzellanmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Marten
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einfach wegblieb. Länger als sonst.
    Als sie es gar nicht mehr aushielt, schickte sie Gustav mit der Kutsche nach Höchst, um Josefine zu holen, die auch prompt kam. Aber es war eine schweigsame Josefine mit ungewohnt ernstem Blick, die ihr bei ihrer Ankunft im Hof des Bogenhausen’schen Anwesens in die Arme fiel. Als sie schließlich behaglich vor dem prasselnden Kaminfeuer in ihrer Bibliothek saßen, berichtete Friederike von dem Frühjahrsempfang. Josefine sagte nur wenig dazu. Keine munteren, tröstenden Worten wollten ihr über die Lippen kommen. Friederike hatte sich so erhofft, dass die Freundin in ihrer gewohnt heiteren Art über die ganze Angelegenheit einfach nur kichern und ihr damit etwas von ihrem Ernst würde nehmen können. So wie damals, als sie Carl im Gewürzlager geküsst hatte. Stattdessen saß Josefine in dem großen Ohrenfauteuil, den Agnes aus dem Salon geholt hatte, starrte ins Feuer und gab ab und zu ein »Hm« von sich, als interessierte sie sich kein Stück für das, was Friederike ihr zu erzählen hatte.
    »Was ist los mit dir, Josefine? Hörst du mir überhaupt zu?«
    Friederike war gekränkt, weil ihrer Geschichte so wenig Beachtung entgegengebracht wurde, aber zugleich auch besorgt, da sie Josefine noch nie so apathisch erlebt hatte. Als die Freundin schließlich den Blick vom Feuer losriss und sie anschaute, erkannte sie, dass Josefine Tränen in den Augen hatte.
    »Benckgraff ist vor ein paar Tagen aus Fürstenberg zurückgekehrt. Sie werden alle dorthin gehen: er, Simon und Johannes Zeschinger.« Schnell fügte sie hinzu: »Das darfst du aber eigentlich gar nicht wissen, und ich weiß es auch nicht offiziell.«
    »Das hat Simon dir erzählt?«
    »Anfangs war er noch hin und her gerissen, ob er mitgehen soll«, nickte Josefine heftig. »Aber dann hat er sich dafür entschieden, ohne es mit mir zu besprechen. Er hat mir seine Entscheidung
einfach mitgeteilt. Und nun kann ich sehen, wie ich damit fertig werde … Und dabei behauptet er, dass er mich liebt!«, fügte sie unter Schluchzen hinzu.
    Friederike beschloss, die Freundin einfach reden zu lassen.
    »Alles war so wunderbar, nachdem wir uns wieder versöhnt hatten. Es hat gar nicht gestört, dass er schon verheiratet ist. Im Gegenteil, das war sogar irgendwie praktisch. Und die ganze Zeit klang er so, als wäre es gar nicht sicher, dass er mitgehen würde, sollte Benckgraff wirklich Höchst verlassen. Und seine Familie nimmt er natürlich mit!«
    Das Feuer war fast heruntergebrannt. Friederike klingelte nach Agnes, damit sie neues Holz auflegte.
    Die Zofe warf einen hochmütigen Blick auf Josefine, die in ihren Augen gesellschaftlich weit unter ihr stand, hatte sich aber schnell wieder im Griff, als sie Friederikes empörte Miene sah. Sie legte ein paar Scheite nach und knickste.
    »Bring uns bitte noch zwei heiße Schokoladen, ja, Agnes?«
    An Josefine gewandt, ergänzte sie aufmunternd: »Das ist genau das Richtige jetzt!«
    Sie wickelte sich fester in ihr wollenes Tuch.
    Zurückgelehnt in ihre Sessel, starrten sie trübsinnig vor sich hin, jede mit ihren eigenen Problemen und denen der anderen beschäftigt. Als Friederike den Blick hob, sah sie, dass der Globus noch immer mit der Europaseite und dem Italien-Stiefel in ihre Richtung gedreht war. Wo bist du, Giovanni?, seufzte sie innerlich.
    Endlich sagte Josefine klagend:
    »Was ist bloß aus uns geworden, Friederike?«
    Sie streckte den Arm aus, um dem Globus einen Schubs zu geben. Geistesabwesend drehte sie ihn weiter und weiter. Die Erdteile flogen an ihnen vorüber.
    Nachdem Agnes mit dem Kakao zurückgekommen war, tauchte Friederike den Quirl in die Kanne, um das heiße Getränk schaumig zu schlagen.

    »Stell dir vor, wie schön es wäre, wenn wir wieder zusammen in deinem Haus wohnen könnten! Mit Ludwig natürlich.«
    »Und mit Simon und Giovanni«, fügte Josefine hinzu.
    »Aber ohne all die anderen. Ohne Carl und seine Familie. Und ohne Simons Familie.«
    Vorsichtig goss Friederike Josefine etwas Kakao in die Tasse, als diese nun endlich mit einem Kichern in der Stimme bemerkte:
    »Vor lauter Trübsal habe ich ganz vergessen, dir eine andere wichtige Neuigkeit mitzuteilen: Benckgraff hat Caspar gefeuert. Das wird dich doch sicherlich freuen, oder?«
    »Was sagst du da?« Ein Strahlen breitete sich auf Friederikes Zügen aus. Genüsslich nahm sie einen tiefen Schluck Kakao. »Das wurde ja auch Zeit!«
    »Simon hat ihm erzählt, dass Caspar nebenbei Kopien der

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