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Die Porzellanmalerin

Titel: Die Porzellanmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Marten
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selbst bemerkt zu haben, wie fehl am Platz seine Bemerkung war. Eilig schob er hinterher:
    »Ich wollte sowieso nur rasch hereinschauen, um dir zu sagen, dass es mir leid tut, falls ich mich gestern Abend ein wenig danebenbenommen habe. Luise will nicht recht mit der Sprache heraus, was da eigentlich vorgefallen ist. Wenn man sie hört, denkt man ja immer, die Welt müsste schon längst untergegangen sein.« Er lachte kurz auf. »Mutter ist ausgegangen, und Carl kann ich nirgends finden.«
    Schwer ließ er sich auf seinen Stuhl plumpsen. Scheinbar unbeabsichtigt kickte er einen ihrer Pantoffeln unter das Bett.
    Bemüht, möglichst wenig von ihrem nackten Arm sehen zu lassen, goss Friederike umständlich ein wenig Kaffee in ihre Untertasse. Prompt rutschte die Decke bis zu ihrer Schulter herab. Vorsichtig pustend führte sie die Untertasse zum Mund. Sie konnte noch immer nicht klar denken. Was meinte Emanuel mit »ein wenig danebenbenommen«? Konnte er sich etwa nicht mehr daran erinnern, was er ihr angetan hatte?
    «Sag mir endlich, was gestern Abend passiert ist, Friederike!«
    Gewaltsam riss er seinen Blick von ihrem nackten Arm los. »Ich kann mich wirklich an nichts mehr erinnern. Wir saßen am Tisch, haben ein paar Weinchen getrunken - und mehr weiß ich nicht. Was ist passiert? Bitte sag’s mir!« Ein Ausdruck von Verzweiflung war auf seine verquollenen Züge getreten.
    »Geh bitte sofort in die Bibliothek, damit ich mir etwas anziehen
kann!«, wiederholte sie betont sachlich. »Dann erzähle ich dir auch, was gestern vorgefallen ist.«
    Hätte sie besser »überziehen« sagen sollen, fragte sie sich? »Anziehen« klang so, als hätte sie überhaupt nichts an, als wäre sie völlig nackt unter dem Plumeau. Ein wenig fühlte sie sich ja auch so. Er hatte sie tatsächlich entblößt gestern Abend, vor allen anderen hatte er sie um eine Schutzschicht nach der anderen entblättert. Ihr war mulmig zumute. Wenn er doch nur endlich ginge! Hatte er tatsächlich alles vergessen, oder spielte er bloß Theater? Vielleicht erschien es ihm ja bequemer, das Ganze als unangenehmen Ausrutscher darzustellen, der ihm nur passiert war, weil er zu viel getrunken hatte.
    In dem Moment klopfte es an der Zwischentür, die von Ludwigs Zimmer zu ihrem führte, und Maria Hesse brachte den Kleinen herein. Sosehr Friederike sich sonst freute, ihren Sohn zu sehen: An diesem Morgen war ihr alles zu viel.
    Sie hatte schon den Mund geöffnet, um Kind und Amme wieder des Raumes zu verweisen, als Emanuel sich seinen Neffen schnappte:
    »Komm, Lulu, deine Mama muss sich anziehen. Und wir Männer dürfen leider nicht zusehen!«
    Kichernd warf er den Jungen hoch in die Luft, um ihn mit lautem Trara wieder aufzufangen, während Ludwig begeistert vor sich hingluckste.
    Endlich war der kleine Tross, bestehend aus ihrem Schwager, der Ludwig auf dem Arm trug, und Maria Hesse nach draußen verschwunden. Friederike hatte sich von Agnes ihr züchtigstes Hauskleid bringen und notdürftig die Haare machen lassen. Nun saß sie allein vor ihrem Frisierspiegel und musterte ihr fahles Gesicht. Wem konnte sie in diesem Haus noch trauen? Ihrer Zofe sicher nicht. Die ganze Zeit hatte sie das Gefühl, dass Agnes jeden ihrer Schritte lauernd beobachtete. Sicher wartet sie nur darauf, mich in flagranti mit einem meiner zahlreichen Liebhaber zu erwischen, dachte sie. Maria Hesse, Ludwigs Amme,
von der sie vor langer Zeit einmal gedacht hatte, sie könnte ihre Vertraute werden, interessierte sich nur für den Kleinen. Und Emanuel? Was für ein seltsames Spiel trieb er mit ihr? Am liebsten hätte sie sich für immer in ihrem Zimmer verkrochen und mit niemandem mehr geredet. Sie fühlte sich leer und ausgelaugt. Aber es half nichts, sie musste sich der Situation stellen und zumindest herausfinden, was ihr Schwager im Schilde führte.
     
    » U m Gottes willen!«, stieß Emanuel hervor, nachdem sie ihm den Verlauf des Bankettabends geschildert hatte.
    Schonungslos hatte sie jedes Detail, jedes Wort, das gefallen war, in seiner ganzen Tragweite vor ihm ausgebreitet. Seine massige Gestalt, die ihren Ledersessel fast gänzlich ausfüllte, schien ihr immer kleiner geworden zu sein, seine Schultern immer eingefallener. Das Wasser tropfte aus dem Lederbeutel mit den Eisbröckchen, den er sich noch immer an die Stirn gepresst hielt. Für einen Moment verbarg er sein Gesicht in den Händen. Schließlich blickte er zu ihr auf.
    »Es tut mir wirklich leid, Friederike. Das habe ich

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