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Die Porzellanmalerin

Titel: Die Porzellanmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Marten
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sagen, dass du nicht willst! Schließlich ist ja nicht ausgeschlossen, dass du deine Meinung noch ändern wirst.«

    »Auf keinen Fall, Maman! Ich weiß gar nicht, warum du in dieser Sache so hartnäckig bist!« Friederike hatte sich wieder hingesetzt und blickte ihre Mutter eindringlich an. »Du selbst hast dir doch auch deinen Mann ausgesucht! Jetzt wollt ihr mich mit jemandem verkuppeln, den ich nicht heiraten will. Mir gefällt dieser Per Hansen einfach kein Stück!«
    »Du siehst doch, was eine reine Liebesheirat mit sich bringt, Kind: vor allem Geldsorgen!« Die Stimme der Mutter hatte einen resignierten Tonfall angenommen. »Natürlich würde ich deinen Vater jederzeit wieder heiraten«, beeilte sie sich nach kurzem Zögern hinzuzufügen. »Aber unsere finanziellen Probleme sind wirklich sehr, sehr ernst.«
    Sie lehnte sich vor, um Friederike die behandschuhte Rechte aufs Knie zu legen.
    »Wir wollen nicht, dass du unglücklich wirst, Friederike. Ich nicht, und dein Vater auch nicht. Wenn du Per Hansen wirklich nicht heiraten möchtest, werden wir das akzeptieren müssen. Aber dann muss beizeiten eine Alternative gefunden werden. Eine echte Alternative, wohlgemerkt! Ein Bastard wie Caspar Ebersberg scheidet von vorneherein aus, das ist dir hoffentlich klar. Ich weiß, dass er charmant ist und gut aussieht, auch scheinen mir eure Interessen in dieselbe Richtung zu gehen. Aber erstens ist seine Herkunft ganz und gar indiskutabel, und zweitens verfügt er nicht über den notwendigen finanziellen Rückhalt.«
    Constanze Simons war aufgestanden. Eine elegant gekleidete, imposante Erscheinung, eine Dame von Welt, musste Friederike fast gegen ihren Willen zugeben. Abwartend schaute sie zu ihrer Mutter hoch, als sie plötzlich hinter ihr die Köchin im Türrahmen stehen sah. Sie hatte keine Ahnung, wie lange die Frau mit dem toten Hasen in der Hand dort schon gewartet hatte, jedenfalls machte die sonst so selbstgewisse Ernestine Voß einen ungewohnt betretenen Eindruck auf sie.
    »Äh, Madame«, stotterte die Köchin auch sogleich, als sie
Friederikes aufmerksamen Blick registrierte, »können Sie sich das hier bitte mal anschauen?«
    Wie um ihren Worten mehr Dramatik zu verleihen, schwenkte sie das Tier an seinen Löffeln hin und her. Ein paar wässrige Blutstropfen spritzten auf den Fußboden.
    »Was ist denn jetzt schon wieder?« Mit missmutigem Gesichtsausdruck drehte Constanze Simons sich zu ihr um. »Kann man denn in diesem Haus nie mal in Ruhe ein paar Stunden seinem Vergnügen nachgehen, ohne gleich ein schlechtes Gewissen eingeredet zu bekommen?« Doch sie folgte Ernestine auf dem Fuße in die Küche, so sehr schien sie von deren ungewohnt hilflosem Verhalten alarmiert.
    Gedankenverloren griff Friederike nach dem Reisedokument ihrer Mutter, das vor ihr auf dem Tischchen lag. Plötzlich stutzte sie. Ein Siegel! Natürlich, auf den Gedanken hätte sie eigentlich schon früher kommen können. Kein Ausweis ohne offizielles Siegel! Woher sollte sie das nun wieder besorgen? Sie musste versuchen, das Siegel zu kopieren, erkannte sie nach kurzem Überlegen, und anschließend irgendwie die Prägung hinbekommen.
    Rasch riss sie eine halbleere Seite aus einem Modejournal der Mutter heraus, das in einem Zeitschriftenständer steckte, und wühlte in ihrer Rocktasche nach einem Griffel. Mit ein paar Strichen warf sie das Motiv aufs Papier. Ob ihre Flucht womöglich beendet war, bevor sie überhaupt angefangen hatte?, fragte sie sich beklommen. So ein Siegel zu fälschen war alles andere als ein Kinderspiel!
    »Nach meiner Rückkehr aus Dresden will ich eine Entscheidung von dir haben, liebe Tochter«, erklang da die wieder geschäftsmäßig nüchterne Stimme von Constanze Simons, die mit langen Schritten auf das Kirschbaumtischchen zueilte, um ihr Reisedokument an sich zu nehmen.
    Im letzten Moment hatte Friederike die Skizze mit dem Siegel in ihrem Ärmel verschwinden lassen und blätterte nun scheinbar gelangweilt in dem Journal herum.

    »Was war denn mit dem Hasen?«, fragte sie unschuldig. »Wieder mal eine völlige Bagatelle!«, schimpfte ihre Mutter. »Das Vieh hatte lauter Kugeln im Bauch - wohl irgendein Stümper, der ihn da abgeschossen hat. Ich habe ja Ernestines Mann im Verdacht, diesen Nichtsnutz, der sich als Jäger ausgibt, aber sie behauptet steif und fest, das Tier auf dem Markt gekauft zu haben. Ach, wie mich das ärgert, mich ständig mit einem solchen Unfug beschäftigen zu müssen!«
    Mit einem

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