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Die Praktikantin

Die Praktikantin

Titel: Die Praktikantin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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    |120| ACHTZEHN
    Natürlich ging es mir nicht darum, Elisabeth an einer großen Interviewrunde mit einem der wichtigsten deutschen Politiker und der Wützener Elite teilhaben zu lassen. Mir ging es darum, sie endlich wieder zu treffen, und darum, dass sie mich in dieser Runde sah. Den Chefredakteur der wahrscheinlich unbedeutendsten Tageszeitung des Landes mittendrin statt nur dabei. Wie er jovial den vielleicht nächsten Außenminister begrüßt, mit dem Baron anstößt und den Hörfunkintendanten bittet, am Ehrentisch Platz zu nehmen. Dass sie das alles nicht beeindrucken würde, hätte ich mir denken können. Aber ich bin nur ein Mann. Und ein Chef.
    Knapp eine Stunde bevor Ostwasser erwartet wurde, war ich im Glassaal auf dem Dach der Wurstfabrik. Ich hatte Elisabeth gesimst, dass sie gern früher kommen könne und ich auf jeden Fall da wäre. Sie hatte es offensichtlich nicht geschafft. Als erste Gäste kamen ausgerechnet Robin Batz und Rita Bolzen. Zur Begrüßung murmelte die Fotografin irgendetwas wie »muss das denn hier sein«, während Batz sich sofort eine Art Bifi aus dem Wurstsortiment von Alslebens in den Mund schob, mit dem der Baron die Längsseiten des Raumes hatte dekorieren lassen. Es roch wie bei Schlachter Sachse, dem letzten echten Metzger Wützens. Er lehnte es ab, von Alslebens Produkte zu verkaufen.
    Selbst der Baron traf noch vor Elisabeth ein. Sie kam als letzter Gast, fünf Minuten bevor ich mit Ostwassers Ankunft rechnete. Sie trug einen schwarzen Hosenanzug, hatte die Haare zu einem Zopf zusammengebunden und blieb nur kurz neben mir stehen, nachdem wir uns nach alter Sitte mit Handschlag begrüßt hatten. »Vielen Dank für die Einladung, Herr Walder. Das wäre wirklich nicht nötig gewesen. Ich hoffe, ich störe nicht.«
    |121| Das tat sie natürlich nicht. Meine Praktikantin bewegte sich zwischen all den Großkopferten, als würde sie den ganzen Tag nichts anderes tun, ließ sich vom Baron sogar ein Küsschen auf die Wange geben und begann ein Gespräch mit dem Chefarzt des Wützener Klinikums, den sie wahrscheinlich über ihren Vater kannte. Ich dagegen hatte mein neues weißes Hemd bereits durchgeschwitzt, als Ostwassers Fahrzeugkolonne mit zwanzig Minuten Verspätung auf das Anwesen von Alslebens zurollte. Der Baron bemerkte meine Unruhe. »Wird bestimmt ein schöner Abend, Herr Walder. Freut mich, dass Frau Brenner dabei ist.«
    »Sie heißt Renner.«
    »Meine ich doch. Eine ganz gescheite junge Frau. Aus der wird noch mal was.«
    Er wiederholte sich.
    Nachdem sich der Fahrstuhl im elften Stock geöffnet hatte, stolzierte der Stolz der FDP fast an mir vorbei. Ich räusperte mich. »Herr Ostwasser, ich bin Johann Walder, der Chefredakteur der Wützener Zeitung. Herzlich willkommen …«
    »Ach, Sie sind das.«
    Sollte wohl heißen: Ich habe noch nie von Ihnen gehört.
    »Wo sollen wir hingehen? Dort hinein? Das ist ja wirklich ein sehr schöner Blick von hier oben.«
    »Darf ich Ihnen …« Weiter kam ich nicht.
    »Ich bin Baron von Alsleben, Herr Ostwasser. Mir gehört das Werk, auf dem wir stehen. Wenn Sie mögen, führe ich Sie vor ihrem Vortrag gern ein bisschen herum.«
    Die beiden verschwanden. Ich blieb zurück und hoffte, dass Elisabeth die Szene nicht gesehen hatte. Doch, natürlich. Sie stand ja kaum drei Meter entfernt. Immerhin winkte sie mich zu sich hinüber.
    »Herr Walder, entschuldigen Sie, ich habe nur eine Frage. Wo soll ich denn sitzen?«
    »Natürlich an unserem Tisch.«
    |122| An Ostwassers und meinem.
    »Aber da ist doch nichts mehr frei.«
    Tatsächlich waren nur die Stühle für den FDP-Mann, von Alsleben und mich nicht besetzt.
    »Einen Moment.«
    Es nutzte nichts. Auch wenn wir Batz den prominenten Gast zu verdanken hatten, er musste weg.
    »Herr Batz?«
    »Herr Walder«, er kaute an einem Mettwurst-Snack. »Scheint ein netter Abend zu werden, oder?«
    »Sieht so aus. Aber wollen Sie sich nicht lieber nach hinten zu Frau Bolzen setzen? Die weiß sonst gar nicht, wen sie fotografieren soll. Und ich habe keine Lust, dass wir am Ende keine Bilder von den wichtigen Leuten haben.«
    »Aber der Herr …«
    »Keine Sorge, um den Ostwasser kümmere ich mich. Nun los, da kommt er schon wieder.«
    Batz stand widerwillig auf, von Alsleben trat mit dem Ehrengast an den großen Tisch in der Mitte des Saals. Bevor sich die beiden setzen konnten, schob ich Elisabeth schnell den freien Stuhl hin. Sie war die einzige Frau im Zentrum der Macht. Und die Einzige unter

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