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Die Praktikantin

Die Praktikantin

Titel: Die Praktikantin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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längst nicht intensiv genug, aber darum schien es hier nicht zu gehen.
    »Ich sehe in Ihnen keine ehemalige Praktikantin. Ich sehe in Ihnen einen jungen Menschen, der großes journalistisches Talent hat und den man fördern muss.«
    Blabla, blabla, blablabla.
    »Meinen Sie das ehrlich?«
    »Natürlich.«
    »Alles, was ich bisher erreicht habe, habe ich Ihnen zu verdanken. Das werde ich Ihnen nie vergessen.«
    »Das müssen Sie nicht immer sagen.« Sie sollten lieber sagen: Lass nicht immer so viel Zeit zwischen unseren Telefonaten vergehen. Oder wahlweise: Nimm mich einfach mal fest in den Arm. »Wissen Sie überhaupt, wo Sie hinfahren müssen?« Ich war mir nicht sicher, ob ich ihr erzählt hatte, dass ich über der
Welt von Buddha und Shiva
wohnte.
    »Natürlich, Herr Walder. Sie wohnen bei Frau van Daggelsen zur Obermiete, das hat sie inzwischen in der ganzen Stadt herumzählt. Sie sollen übrigens ein netter Mieter sein, ruhig, unauffällig und ohne späte Damenbesuche.«
    Ohne späte Damenbesuche? Was erlaubte sich die van Daggelsen?
    »Wir sind da.«
    Elisabeth parkte den Wagen direkt vor dem Schaufenster, in dem seit kurzem ein fast zwei Meter langer Buddha aus dunklem Stein lag. Ich stellte die Mutter aller schlechten Anbaggerfragen.
    »Wollen Sie noch auf eine Tasse Kaffee mit raufkommen? Es müsste auch noch ein Stück von Frau van Daggelsens Karotten-Ingwer-Torte da sein.«
    |126| Wenn Elisabeth ja gesagt hätte, hätte ich ein Problem gehabt. Ich habe noch nie in meinem Leben Kaffee gemocht, geschweige denn auch nur ein Gramm besessen. Einen Beutel Roibuschtee hätte ich gehabt, Wasser und Bionade. Aber Elisabeth schien kein großes Interesse zu haben, die Wohnung ihres ehemaligen Chefs kennenzulernen.
    »Ein anderes Mal gern, Herr Walder …«
    »Ich habe auch Bionade.«
    »… aber ich muss dringend nach Hause, mein Vater braucht das Auto. Er hat Notdienst, sein Wagen ist in der Reparatur.«
    Ich merkte, dass das eine Ausrede war. Sie wollte nicht mit mir allein sein.
    »Gut, dann will ich Sie nicht aufhalten. Vielen Dank, dass Sie mich gefahren haben. Damit haben Sie der Wützener Zeitung eine Taxirechnung erspart.«
    Ich machte die Tür auf, streckte das rechte Bein raus und drehte mich noch einmal zu ihr um.
    »Wann treffen wir uns wieder? Ein weiteres Mal halte ich es nicht so lange ohne Sie aus, Elisabeth. Wir haben uns ja mehr als drei Wochen nicht gesehen.«
    Kinder und betrunkene Chefredakteure sagen die Wahrheit. Elisabeth sagte gar nichts. Sie sah seltsam verloren aus, wie sie da so hinter dem riesigen Steuer saß, allein und verloren. Ich musste sie in den Arm nehmen. Was immer dann passieren würde, ich konnte es notfalls auf die Ostwasser’sche Alkoholorgie schieben.
    »Schön, dass Sie heute Abend dabei waren. Für mich waren Sie der wichtigste Gast.«
    Sie ließ sich drücken, drückte aber nicht zurück. Ich küsste sie auf die Wange beziehungsweise dorthin, wo ich die Wange vermutete. Wahrscheinlich war es eher der Hals. Ein sehr weicher Hals. Sie roch anders als sonst, irgendwie älter.
    »Jetzt muss ich aber wirklich los, Herr Walder.«
    |127| Ihre Stimme hatte etwas Unsicheres, Überraschtes. Entsetztes?
    »Gehen Sie bitte.«
    »Elisabeth, ich …«
    »Mein Vater macht sich bestimmt schon Sorgen.« Wie auf Bestellung klingelte ihr Handy.
    »Das ist er bestimmt.«
    Ich nahm meinen Kopf von ihrer Schulter, wo er so wunderbar und viel zu kurz gelegen hatte. Ich fühlte mich schuldig, konnte es aber nicht lassen.
    »Wann sehen wir uns denn nun wieder? Nächste Woche Mittwoch …«
    »Wir sehen uns erst in gut vier Wochen wieder, Herr Walder, haben Sie denn schon vergessen?«
    Vergessen? Was vergessen? Beim Aussteigen stützte ich mich auf ihrem Knie ab, sie zuckte sofort zurück. Irgendetwas sagte sie noch, als ich die Tür zuschlug. Sie startete den Motor, ich klopfte an die Scheibe. Sie kurbelte sie herunter.
    »Entschuldigen Sie, Elisabeth, wahrscheinlich habe ich zu viel getrunken. Ich wollte Ihnen nicht zu nahe kommen.«
    »Ich muss wirklich los, Herr Walder.«
    Waren ihre Augen feucht? Meine bestimmt. Der rote Blitz verschwand in Sekunden aus meinem stark eingeschränkten Gesichtsfeld.
    Erst am nächsten Morgen fiel mir ein, was ich vergessen hatte. Elisabeth fuhr heute oder morgen in den Urlaub. Segeln, mit ihrem Freund. Ich versuchte, sie auf dem Handy zu erreichen, um ihr viel Spaß zu wünschen und mich für mein Benehmen am Vorabend zu entschuldigen. Es ging nur die Mailbox

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