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Die Praktikantin

Die Praktikantin

Titel: Die Praktikantin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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wild zu husten begann. Ich klopfte ihr auf den Rücken, bis sie wieder Luft bekam.
    »Was ihr wieder denkt. Mir kann es doch egal sein, was der nun genau von mir will. Ich muss nur den Kontakt aufrechterhalten, weil ich über Herrn Walder bestimmt noch das eine oder andere Praktikum bekommen kann. Oder sogar ein Volontariat. Habe ich schon erzählt, dass er …«
    »… der Freund von irgend so einem Journalistenschulenchef ist, ja, das hast du schon erzählt.« Sonja soff die Bowle jetzt direkt aus der Kelle. »Lass dir von deiner alten Freundin sagen, dass du da ein sehr gefährliches Spiel spielst, kleine, unschuldige Praktikantin.«
    »Wieso gefährlich? Ich will ja nichts von dem – außer einen Job vielleicht.« Allmählich spürte ich den Alkohol. Mein Kopf fühlte sich heiß an und war mit Sicherheit rot. Nur an den Füßen war mir kalt wie immer. Ich setzte Tipsi einfach drauf und |115| gab ihm drei Salzstangen. »Bisher haben der Walder und ich ein ganz normales Arbeitsverhältnis. Ich sehe nicht, was daran gefährlich ist.«
    »Ehrlich, Elisabeth, ich kenne keinen einzigen Chef, der einer Praktikantin hinterhertelefoniert, ohne was von ihr zu wollen. Warum sollte er das tun? Weil er sich von dir Hilfe bei seiner Karriere erhofft? Weil er dich als seine Nachfolgerin aufbauen will?« Beate stockte. »Mist, die Flips sind leer. Ich hol schnell eine neue Tüte.« Als sie wieder da war, warf sie mir eine Packung Fruchtgummiherzen zu. »Dein guter Herr Walder ist scharf auf dich, das ist alles. Solange du bei ihm gearbeitet hast, hat er sich nicht getraut, sich offen an dich ranzumachen. Aber jetzt, wo du nicht mehr seine Praktikantin bist, kann das schnell anders werden, weil …«
    »… er natürlich auch weiß, dass du was von ihm willst«, sagte Sonja. »Gib mir auch mal so ein Fruchtgummiherz. Ach nein, gib mir lieber gleich die ganze Tüte.«
    »Bitte? Ich will nichts von dem, ganz bestimmt nicht. Ist überhaupt nicht mein Typ, hat viel zu kleine Hände.«
    »Natürlich willst du was von ihm«, sagte Beate. »Du hoffst, durch ihn einen Job zu bekommen. Das hat er längst gemerkt und wird versuchen, es auszunutzen.«
    »Nein, so einer ist das nicht. Er ist ein …«
    »Was willst du denn tun, Elisabeth, wenn der dich plötzlich anbaggert? Hier die Hand auf der Schulter, dort ein kleines Küsschen auf die Wange …«
    »Wenn der so etwas macht, kriegt er eine gelangt.«
    »Genau.« Sonja streichelte halb Tipsi, halb meinen rechten Unterschenkel. »Du knallst deinem ehemaligen Chef eine. Das glaubst du doch selbst nicht, Engelchen. Wenn der sich an dich ranmacht, hast du echt ein Problem. Ich weiß, wovon ich spreche.«
    »Du weißt, wovon du sprichst?« Die Frage kam von Beate.
    Sonja reagierte nicht, sondern trank.
    |116| »Will jemand Eis?«
    Ich hatte am Vorabend eine Fünfhundertgrammpackung Tiramisu aus dem Supermarkt mitgebracht. Vier Hände gingen hoch, und Tipsi dackelte mir in die Küche hinterher. Als ich drei Portionen auf den Wohnzimmertisch und eine halbe auf den Boden gestellt hatte, wiederholte Beate ihre Frage.
    »Du weißt, wovon du sprichst, Sonnie?«
    »Leider ja.« Sie zögerte. »Ich hatte ein Verhältnis mit meinem Doktorvater.«
    »Du hattest was?«, fragte ich. Professor Dr. Weinberger war mein Hauptprüfer gewesen. Sonja hatte ihn mir empfohlen.
    »Es begann wie bei dir ganz harmlos. Weinberger bot mir an, ich könne ihn Tag und Nacht anrufen, wenn ich Probleme mit der Dissertation hätte. Als ich ihn dann mal abends anrief, weil ich nicht weiterkam, hat er mich gefragt, ob ich nicht kurz bei ihm vorbeischauen wolle, er hätte gerade nichts zu tun, seine Frau sei mit dem Sohn bei den Großeltern. Ja, und da bin ich eben hingefahren …«
    Sonja schien die Sache peinlich zu sein, sie knibbelte am Saum ihrer Pyjamahose und sah an die Decke.
    »… und habe mit ihm über meine Diss. gesprochen, dabei ein bisschen Rotwein getrunken, und auf einmal hat er mir gesagt, dass ich ein großer Glücksfall für die Wissenschaft sei, dass er meinen Weg schon seit Langem verfolge und mir auch bei den nächsten Schritten behilflich sein könnte. Er war wirklich sehr nett an dem Abend.«
    »Und aus lauter Dankbarkeit hast du ihn dann rangelassen?« Beate füllte den winzigen Rest der Bowle mit einer Flasche Prosecco auf. Ich konnte nichts mehr trinken, musste aber. Da waren die beiden erbarmungslos.
    Sonja schenkte mir nach, obwohl mein Becher noch fast voll war. Sie merkte es nicht.
    »Ich war

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