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Die Priesterin von Avalon

Die Priesterin von Avalon

Titel: Die Priesterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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Gesicht vor Schreck und Angst kreidebleich war.
    »Was ist geschehen?« Ich erhob mich und ging ihm entgegen. »Ein neuer Erlass! Diokletian, der Herr möge ihn verfluchen, hat wieder angefangen, die Christen zu verfolgen!«
    Besorgt runzelte ich die Stirn und beeilte mich, mitzukommen, während Philipp erneut die Straße hinunterlief, denn das Raunen der Menge klang inzwischen bedrohlich. Ich hatte Gerüchte über Unruhen gehört, als es vor einigen Jahren hieß, die Anwesenheit von Christen störe das Ritual des Kaisers. Ein paar Offiziere im Heer waren hingerichtet worden, weil sie sich weigerten, an den Opfern teilzunehmen, andere wurden ausgestoßen, aber schwerwiegendere Folgen hatte es nicht gehabt. Obwohl man die Christen für sonderbar hielt, kamen sie fast überall gut mit ihren Nachbarn aus.
    Wie konnte Diokletian nur so dumm sein? Ich hatte lange genug mit Christen zu tun gehabt und wusste, dass sie sich vor dem Martyrium nicht fürchteten, sondern es im Gegenteil als leichten Weg ansahen, all ihre Sünden zu tilgen und die Gunst ihres finsteren Gottes zu erlangen. Das Blut der Märtyrer, so sagten sie, sei lebensnotwendig für die Kirche. Wenn man sie also tötete, stärkte man nur ihren Glauben an die eigene Wichtigkeit und förderte den Kult.
    »Was besagt die Verordnung denn?«, fragte ich, als ich Philipp einholte.
    »Das Christentum wird für ungesetzlich erklärt. Alle Kopien der Schriften sind abzuliefern und zu verbrennen, alle Kirchen zu erobern und niederzubrennen.« Er spie die Worte förmlich aus.
    »Aber was ist mit den Menschen?«
    »Vorläufig werden nur Priester und Bischöfe erwähnt. Sie sollen in Anwesenheit eines Beamten Opfer bringen, sonst wandern sie in den Kerker. Ich muss dich nach Hause bringen, Herrin - die Garnison rückt aus, und auf den Straßen ist es dann nicht mehr sicher.«
    »Und was ist mit dir?«, fragte ich atemlos.
    »Mit deinem Einverständnis werde ich zur Kirche hinaus gehen und meine Hilfe anbieten. Vielleicht können wir etwas retten, wenn wir noch rechtzeitig kommen.«
    »Du bist ein freier Mann, Philipp«, sagte ich, »und ich erlaube mir nicht, dir in dein Gewissen hineinzureden. Aber ich bitte dich im Namen deines Gottes, gib Acht!«
    »Du auch!« Er bemühte sich um ein Lächeln, als wir uns meiner Haustür näherten. »Lass niemanden aus dem Haus. Obwohl du noch immer Dämonen anbetest, der Höchste Gott liebt dich!«
    »Danke! Ich glaube schon!« Ich sah ihm nach, wie er davoneilte. Über einen Segen sollte man sich gleichwohl freuen, ungeachtet der Richtung, aus der er kam. Kopfschüttelnd ging ich ins Haus.
    Einen Tag und eine Nacht lang trampelte die Abteilung Soldaten aus dem befestigten Kastell durch die Straßen und suchte nach christlichen Anführern und kirchlichem Eigentum. Als es vorüber war, saß der Bischof von Vitellias Kirche in Haft, und die kleine Kirche im Wald an der nördlichen Ausfallstraße war bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Die heiligen Schriften waren zwar in einem Versteck in Sicherheit gebracht worden, ein ganzer Stapel Kirchenbücher wurde jedoch den Behörden zur Vernichtung gegeben.

    Die Rauchwolken trug der Wind davon, doch der zugleich körperliche und metaphorische Gestank hielt sich länger. Fast zwanzig Jahre lang hatte Diokletian weise geherrscht, doch bei dem Versuch, unsere Gesellschaft zusammenzuhalten, spaltete er sie nachhaltig. Wie ich vorausgesehen hatte, wurden die Christen aufgrund der Verfolgung nur noch hartnäckiger, und es gab deren mehr, als die meisten von uns geahnt hatten.
    Seinerzeit trafen sich die Christen insgeheim in ihren Häusern. Philipp erzählte mir, Briefe aus dem östlichen Teil des Imperiums berichteten von Inhaftierungen und Hinrichtungen. Zu meiner Erleichterung führte Konstantius das neue Gesetz in jenen Teilen des Imperiums, die unter seiner Herrschaft standen, jedoch nur dem Buchstaben nach durch. Nachdem sich die erste Aufregung gelegt hatte, zeigte sich die Bevölkerung im Allgemeinen wenig begeistert darüber, die Nachbarn zu verfolgen. Was diese christlichen Nachbarn von uns halten mochten, danach wurde nicht gefragt.
    Dennoch erschien es mir in Zeiten wie diesen richtig, den jungen Mädchen, die ich unterrichtete, etwas Naheliegenderes als Homer und Vergil beizubringen. Daher lenkte ich unser Gespräch von Zeit zu Zeit auf die Themen, über die das Volk seinerzeit zerstritten war.
    »Es ist wichtig«, sagte ich eines Morgens, »dass eine gebildete Person nicht nur

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