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Die Priesterin von Avalon

Die Priesterin von Avalon

Titel: Die Priesterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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mit einem Blick zum Schweigen.
    »Ich bin Julia Coelia Helena. Zwanzig Jahre lang war ich die Gemahlin von Konstantius, der jetzt euer Cäsar ist, die Mutter seines erstgeborenen Sohnes. Und ich verspreche euch, seinen Zorn werdet ihr zu spüren bekommen, wenn ihr es wagt, in mein Haus einzudringen!«
    Die Christen hinter mir sangen noch immer…

    » Erlöser, künde uns von deiner Lieb',
    und ew'gen Frieden du uns gib,
    lass auch die treuen Diener dein
    durch deine Gnade glücklich sein… «

    »O Herrin!« Der Anführer schüttelte lachend den Kopf. Jetzt fiel mir auf, dass viele in der Menge Girlanden auf dem Kopf trugen oder Weinschläuche bei sich hatten, und mir dämmerte, dass den feurigen Seelen, die hinter mir sangen, die Hoffnung auf ein Martyrium zunichte gemacht wurde.
    »Das war nie unsere Absicht gewesen! Im Namen Jupiters und Apollons, wir sind nicht auf Morden, sondern auf Feiern aus! Hast du die Nachricht nicht gehört? Diokletian und Maximian haben abgedankt, und dein Konstantius ist jetzt Augustus!«

14. Kapitel
    A. D. 305-306
    Im Traum ging ich mit Konstantius am Ufer eines Flusses entlang. Ich wusste nicht, ob es der Rhenus oder die Tamesis war, denn der Himmel war eine trübe, konturlose Masse. Es spielte auch keine Rolle, da mein Geliebter bei mir war. Seine Gesichtszüge waren überschattet, doch mein Körper kannte den festen Griff seiner Hand. Es war überraschend schön, ihn nach so vielen Jahren, in denen ich sogar meine Erinnerungen verdrängt hatte, wieder in meiner Nähe zu haben.
    »Wohin gehen wir?«, fragte ich.
    »Ich will mich von dir verabschieden, bevor ich abreise…«
    »Nicht schon wieder!« Ich blieb stehen und versuchte, ihn festzuhalten, doch er strebte weiter und zog mich mit. »Bitte, verlass mich nicht noch einmal!«
    »Diesmal«, sagte er, »kann ich erst dann wieder bei dir sein, wenn ich dich verlasse.«
    »Wird es dunkel?«, fragte ich mit Tränen in den Augen.
    »Nein, Geliebte, sieh - der Morgen zieht herauf!«
    Ich blinzelte, denn sein Gesicht strahlte noch stärker, als die Sonne über dem Horizont aufging. Dann war er Licht durch und durch und entglitt mir, als ich die Arme ausbreitete, um die Morgenröte zu begrüßen…

    Grelles Licht drang durch meine Augenlider, und an der Tür wurde laut geklopft. Mühsam befreite ich mich aus den durchwühlten Bettlaken und rieb mir die Augen, damit die Wirklichkeit meines Schlafgemachs mit seinen Wald-und Quellnymphen auf den Fresken das verhangene Leuchten meines Traums verdrängte. Gefahr konnte es nicht sein - obwohl Vitellia noch immer bei mir wohnte. Wir hatten einen neuen Flügel ans Haus bauen lassen, in dem niemand je Götter angebetet hatte. Unter dem neuen Augustus Konstantius wurden Christen nicht einmal mehr zum Schein verfolgt. Frühlingslicht fiel durch die Fenster. Ich würde ohnehin keinen Schlaf mehr finden, und es war an der Zeit, den Tag anzugehen.
    Während ich mein Schlafgewand auszog und mich an die Waschschüssel stellte, hörte ich von unten Stimmen. An meinen Schläfen zeigten sich die ersten silbergrauen Haare, doch ich ging noch überallhin zu Fuß, statt Wagen oder Sänfte zu nehmen, und mein Körper war fest. Hrodlind erschien in der Tür, und als sie sah, dass ich aufgestanden war, legte sie hastig ein frisches Hemd und eine meiner feineren Tuniken zurecht, die aus safranfarbener Seide gefertigt und am Saum mit Schafgarben bestickt war.
    Angesichts meiner Verwunderung grinste sie. »Du hast Besuch, Herrin. Heute willst du etwas hermachen!«
    Ich überlegte, ob ich sie zwingen sollte, mir den Besucher zu nennen, aber offenbar war es keine Katastrophe. Wortlos streckte ich die Arme aus, damit sie das Gewand mit Spangen befestigen konnte, und unterdrückte beim Anblick ihrer enttäuschten Miene ein Lächeln. Sie hatte nicht erwartet, dass ich mich so schnell fügen würde.
    Auf dem Weg zum Speisezimmer zog ich mir eine Palla aus leichter, cremefarbener Wolle gegen die morgendliche Frische um die Schultern. Das Haus duftete nach der verlockenden Nusscreme, die Drusilla stets an Feiertagen hergestellt hatte, als Konstantin noch klein war. Bei diesem Gedanken blieb ich wie angewurzelt stehen, denn ich hatte begriffen, wer mich entgegen aller Hoffnungen und Erwartungen besuchte.
    Das Herz schlug mir bis zum Hals, und ich holte tief Luft, dankbar für den Duft, den Schlüssel zur Erinnerung, der mich vorgewarnt hatte. Konstantin konnte keine schlechten Nachrichten bringen, dachte ich, sonst

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