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Die Priesterin von Avalon

Die Priesterin von Avalon

Titel: Die Priesterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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um diese zu vergrößern«, erklärte Macarius. »Größere Steine werden zum Bauen aufgehoben, die kleinen werden zur Reparatur der Straßen verwendet, wenn im Winter die Regenzeit einsetzt. Manchmal werden auch andere Gegenstände gefunden - Gefäße aus Ton oder Glas, ein Schmuckstück oder Münzen. Hauptsächlich suchen wir nach den Münzen.«
    »Um damit den Arbeitsaufwand zu decken?«
    Macarius schüttelte den Kopf. »Nicht ganz. Die Arbeiter dürfen behalten, was sie finden, sonst würden sie versuchen, etwas zu unterschlagen, und uns würde am Ende ein Relikt unseres Herrn entgehen. Solange die Münzen, die wir finden, nach Tiberius herausgegeben wurden, wissen wir, dass wir noch tiefer graben müssen.«
    Ich nickte belustigt und ein wenig überrascht darüber, dass ein alter Mann so praktisch dachte.
    »In den Evangelien«, fuhr er fort, »heißt es, dass Soldaten am Fuße des Kreuzes nach der Kleidung Jesu Christi gesucht haben. Können wir nicht hoffen, dass sie, als die Erde bebte und der Himmel sich verdunkelte, etwas von dem, was sie fanden, dort fallen ließen?«
    In diesem Augenblick hielt eine der Frauen einen kleinen Gegenstand in die Höhe. Der Bischof humpelte zu ihr, um ihn sich anzusehen.
    »Dieses Geschwätz über Reliquien ist reiner Aberglaube, obwohl seine Idee, die Münzen zu datieren, für ein gesundes historisches Empfinden zeugt«, meinte Eusebius, der neben mir stand. »Hier sollte uns das leere Grab, das Zeichen für die Wiederauferstehung, viel mehr interessieren.«
    Gemeinsam näherten wir uns der Ausgrabung. »Zur Zeit der Menschwerdung«, fuhr er fort, »lag diese Stelle direkt vor den Stadtmauern. Die neue Mauer, die von Herodes Agrippa gebaut wurde, schließt das Grab mit ein, und als Hadrian die Stadt neu gründete, errichtete er das Forum hier auf der Kreuzung.«
    Man konnte davon ausgehen, dass Eusebius sich an die Fakten hielt. Ich betrachtete die aufgewühlte Erde unter mir. Auf einer Seite ragte ein Stück Fels heraus. Dennoch hatte Macarius' schlichter Eifer etwas Einnehmendes.
    »Ich habe gehört, dass der Kaiser den Tempel der Aphrodite dort mit Absicht errichten ließ, um die Christen zu ärgern.«
    Eusebius zuckte mit den Schultern. »Mag sein, obwohl er nicht zu den großen Verfolgern gehörte. Eigentlich haben die Juden seinen Zorn verdient. Ich vermute, dass Hadrian den Tempel hier baute, weil es bequem war, und die Stätte wurde zugeschüttet, um sie höher zu legen.«
    Ich verstand, was er meinte. Die Stadt stand auf einem Plateau, das an drei Seiten von Schluchten umgeben war. Selbst auf der Höhe gab es Unebenheiten. Die frühere Stadtmauer hatte dort aufgehört, wo sich ein Steinbruch tief in den Boden gefressen hatte, dahinter erhob sich das Gelände zu einem Berg. Auch am Rande des Forums sah ich den Beginn eines tieferen Grabens. Der Gedanke an die Ereignisse, die an diesem Ort geschehen waren, sollten mich bewegen, doch der verworrenen Szene, die nun vor mir lag, konnte ich keine Bedeutung abgewinnen.
    Eusebius runzelte die Stirn. »Solange noch ausgegraben wird, ist hier nicht viel zu sehen. Vielleicht solltest du dir ein paar andere Stätten anschauen - Galiläa, oder Bethlehem, das nur eine halbe Tagesreise weiter südlich liegt.«
    »Um am Anfang anzufangen?« Ich nickte. Für manche, wie für den Bischof, war die Eleganz seiner Theologie allein schon Beweis für seine Religion. Doch ich kam aus einer Gegend, in der Macht durch die Erde strömt und sich in heiligen Teichen sammelt. Wenn Gott hier in Palästina Mensch geworden war, würde das Land selbst auf irgendeine Art Zeugnis über dieses Wunder ablegen.
    Es war die Zeit der Weinlese, und auf dem Land pflückten die Menschen die reifen Früchte in den kleinen Weinbergen, die wie Flicken auf den Hängen verstreut lagen. Über den Weg vor uns trotteten geduldige Maultiere, fast nicht zu sehen unter den großen Körben voller Trauben. Auf unserer Reise nach Aelia Capitolina war ich vom Kontakt zu den Menschen ausgeschlossen, doch nun vergaß selbst der Befehlshaber der Eskorte sein Misstrauen, als sich lachende Mädchen vor ihm aufbauten und ihm kühle Becher mit frisch gepresstem Traubensaft anboten.
    Der Ort Bethlehem hatte sich seit der Zeit Jesu Christi kaum verändert. An einem Berghang verstreut standen ein paar Lehmhäuser mit flachen Dächern zwischen Schotterhaufen und Gebüsch.
    »Siehst du, dass einige Gebäude gleichsam aus dem Berghang herausgebaut sind?«, fragte Eusebius. »Dahinter

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