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Die Priesterin von Avalon

Die Priesterin von Avalon

Titel: Die Priesterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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der Welt jenseits der Nebel nach Avalon. Das gallische Imperium, das Postumus in dem Jahr errichtet hatte, als ich nach Avalon kam, umfasste inzwischen Hispania ebenso wie Gallien und Britannien. Offenbar war Kaiser Gallienus, bedrängt von einer Reihe Usurpatoren in anderen Gebieten des Reiches, nicht imstande, seine Autorität wieder herzustellen. Und so war es Postumus, nicht der römische Kaiser, der Octavius Sabinus als Statthalter in Britannia minor einsetzte. Gerüchten zufolge erneuerte dieser einige Kastelle, die verfallen waren, nachdem die dort stationierten Truppen auf den Kontinent verlegt worden waren. Die schwindende römische Macht sollte wieder gestärkt werden. Doch die Sache war nicht dringlich, da der Norden eine ganze Weile ruhig gewesen war.
    Obgleich Gallien offenbar in jedem Jahr unter dem Einfall eines neuen Barbarenstammes zu leiden hatte, lag Britannien in zauberhaften Frieden eingebettet, als wären die Nebel nach außen gedrungen, um das Land von der Welt abzuscheiden. Die Ernten waren gut, und die Stämme im Norden blieben friedlich auf ihrer Seite des Walls. Wenn die westlichen Regionen des Römischen Reiches denn für immer vom Rest getrennt sein sollten, so schien zumindest in Britannien niemand geneigt, diesen Zustand zu beklagen.

    Von diesen Ereignissen drangen nur Gerüchte nach Avalon. Hier war der Lauf der Zeit gekennzeichnet durch die großen Feste, mit denen der Wechsel der Jahreszeiten geehrt wurde, und die Jahr für Jahr in ewiger, gleich bleibender Symmetrie begangen wurden. Doch Ganeda wurde von Winter zu Winter grauhaariger und gebeugter, und die Mädchen, die im Haus der Jungfrauen schliefen, erblühten in jedem Frühjahr noch leuchtender, je näher ihre frauliche Reife heranrückte.
    Eines Morgens kurz nach der Tagundnachtgleiche wachte ich mit dumpfen Leibschmerzen auf. Als ich aufstand und mich auszog, entdeckte ich die hellroten Flecken meiner ersten Monatsblutung an meinem Nachtgewand.
    Meine erste Reaktion waren große Erleichterung und Zufriedenheit, denn Heron und Roud hatten den Übergang zur Reife bereits hinter sich, obwohl sie jünger waren als ich. Aber sie waren klein, geschmeidig und rundlich, während ich hauptsächlich in die Länge gewachsen war. Cigfolla hatte mir gesagt, ich solle mich nicht grämen, mollige Mädchen würden zuerst reif und setzten dann in mittleren Jahren eben noch mehr Fett an.
    »Wenn du erst die dreißig überschritten und noch immer eine schmale Taille hast, bist du dankbar für deinen hageren Körperbau«, hatte mir die ältere Frau gesagt. »Du wirst schon sehen.«
    Aber jetzt war ich das größte Mädchen im Haus der Jungfrauen, und wenn meine Brüste nicht gewachsen wären, hätte ich mich ernsthaft gefragt, ob ich nicht lieber bei den Jungen gewohnt hätte, die von den Druiden auf der anderen Seite des Berges erzogen wurden, statt bei den Priesterinnen. Selbst Aelia, die mir im Körperbau sehr ähnlich war, hatte vor einem Jahr schon ihre Monatsblutung bekommen.
    Ich wusste, was getan werden musste - Heron und die anderen hatten es mir in ihrem Eifer nur zu gern erklärt. Ich wusste, dass ich rot wurde, doch es gelang mir, einen beiläufigen Ton anzuschlagen, als ich die alte Ciela um saugfähiges Moos und weich gewaschene Leinenstreifen bat, in die ich es einschlagen musste.
    Äußerlich ruhig nahm ich die Glückwünsche der anderen Frauen entgegen und fragte mich die ganze Zeit, wie lange Ganeda mich wohl noch auf mein Ritual warten lassen wollte. Die körperliche Reife war nur ein äußeres Kennzeichen. Die innere Wandlung vom Kind in eine junge Frau würde durch mein Übergangsritual bestätigt werden.

    Sie holten mich in der stillen Stunde gleich nach Mitternacht, in der nur diejenigen noch nicht schliefen, die bei der Göttin Nachtwache hielten. Ich hatte von fließendem Wasser geträumt. Als sich die Kapuze über meinen Kopf legte, wurde daraus ein Albtraum des Ertrinkens. Im ersten Moment der Panik wehrte ich mich gegen die Hand, die sich auf meinen Mund gelegt hatte. Dann erkannte ich mit wiederkehrendem Bewusstsein den Lavendelgeruch, der in den Gewändern der Priesterinnen hing, und ich begriff, was geschah.
    Im Jahr zuvor hatte Aelia einmal nicht in ihrem Bett gelegen, als der Hornruf uns weckte, um die aufgehende Sonne zu begrüßen, dann war es Heron gewesen. Sie waren zurückgekehrt, blass vor Müdigkeit und ein wenig aufgeblasen von den Geheimnissen der Feier am Abend, doch alles Bohren und Drängen hatte

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