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Die Priesterin: Wild Roses, Staffel 1, Band 4 (German Edition)

Die Priesterin: Wild Roses, Staffel 1, Band 4 (German Edition)

Titel: Die Priesterin: Wild Roses, Staffel 1, Band 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Gavilan
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ihrer Wanderung inne. Sie musste in Erfahrung bringen, welche Zukunft die Götter für das Dorf bereithielten. Ihr Blick wanderte zu dem großen Kupferkessel, der auf dem leeren Herd stand. Sie schickte ein kurzes Stoßgebet an die Göttin Morgana, dann nahm sie den Kessel und stellte ihn vor sich auf den gestampften Lehmboden. Sie hatte gerade erst gefegt und den Fußboden mit Binsen und Kräutern ausgelegt. Jetzt nahm sie einen Eimer, eilte nach draußen zum Brunnen und holte Wasser, das sie in den Kupferkessel goss. Als das geschehen war, kniete sie sich zwischen die Stängel von Rosmarin und Thymian, die sie mit ihrem aromatischen Geruch einhüllten. Sie murmelte ein paar Formeln und Gebete, dann rief sie die Göttin an.
    „Große Königin Mutter, gib mir die Klarheit des Blicks! Schenke mir die Gunst, den Nebel der Zeit zu durchdringen, um die Zukunft zu sehen! Morgana, du Mutter von allem, was lebt! Steh mir bei!“
    Langsam beugte sie sich vor und warf einen Blick auf die schimmernde Wasseroberfläche in dem Kessel. Ihr Atem zeichnete winzige, kaum wahrnehmbare Kräusel darauf, die ein leichtes Flirren schufen. Und in dem Flirren erschienen Bilder. Glynis schaute genau hin – und erzitterte. Sie sah Blut. Blut und Leiden. Ungezählte tote Kelten, Menschen aus ihrem Dorf. Freunde und Gefährten. Und Connor. Ihre Augen wurden weit, als die Göttin ihr ihren Sohn zeigte, getroffen von einer tödlichen Klinge. Das Blut rann in breitem Strom aus ihm heraus und nahm sein Leben mit sich.
    Mit einem gemurmelten Schutzspruch fuhr Glynis zurück.
    Das durfte nicht sein! Auf keinen Fall würde sie Connor in diesen Krieg ziehen lassen! Sie sah sich in der engen, niedrigen Hütte um. Connor hatte an diesem Morgen das Dorf verlassen, um im Wald Kleinwild zu jagen. Wie üblich hatte er sein Lager nicht beiseite geräumt, bevor er fortgegangen war. Glynis schluckte beim Anblick der zerwühlten Decken. Sie erhob sich und trat an das Lager ihres Sohnes. Dann nahm sie eine der Decken, hob sie ans Gesicht. Connors Geruch haftete daran. Tief sog Glynis ihn ein. Sie würde dafür sorgen, dass Connor nicht in dieser Schlacht starb!
     
    Später am Tag, nachdem sie einige nötige Vorbereitungen getroffen hatte, rief sie die Göttin Morgana ein weiteres Mal an. Diesmal erhoffte sie sich ein Zeichen, wie sie den drohenden gewaltsamen Tod von ihrem Sohn abwenden konnte.
    „Große Mutter!“, murmelte sie. Sie saß auf dem Boden, in der Hand einen Beutel mit weißem Sand, bei dem sie eine Spitze abgeschnitten hatte. In einem feinen Strom rieselte der Sand aus dem Beutel, und Glynis malte damit verschlungene Muster und Formen auf die Erde. „Gib mir ein Zeichen, wie ich die Gefahr abwenden kann, die dem Dorf droht. Hilf mir, die Männer und Frauen vor der Gewalt der Feinde zu schützen. Morgana, ich bitte dich: Offenbare dich mir!“
    Wind kam auf, aber er kam aus einer anderen Welt, und so konnte er den Mustern aus Sand nichts anhaben. Ein Frösteln überlief Glynis, als sie die Gegenwart der Göttin spürte. Demütig senkte sie den Blick auf ihre Hände.
    „Ich werde dir helfen!“
    Die Stimme der Göttin war tief und voll, und sie entstand direkt in Glynis’ Kopf, füllte Glynis’ Körper mit ihrem Klang vollständig aus. Glynis spürte, wie sie unter der göttlichen Macht zu schwanken begann.
    „Ich werde die Krieger deines Dorfes schützen, wenn du mir ein Mädchen als Morrigan weihst.“
    Die Worte verwandelten Glynis’ Herz in Eis. „Eine Morrigan“, hauchte sie. „Große Mutter, ich ...“
    Aber die Stimme in ihr war ernst und unnachgiebig. „Ich habe dir meinen Willen kundgetan.“
    Da nickte Glynis. Ihre Gedanken wanderten zu Connor. Ihr Sohn. Für ihn war sie bereit, beinahe alles zu tun. Sie unterdrückte den Schrecken, den ihr die Forderung der Göttin bereitet hatte. „So soll es sein“, sagte sie mit fester Stimme.
    Sie spürte die Zufriedenheit der Göttin.
    Mit der flachen Hand verwischte sie die Sandspiralen auf dem Boden. Dann sank sie vornüber. Sie musste sich mit beiden Händen auf der Erde abstützen, um nicht zusammenzubrechen ...
     
    2014
     
    „Du hast die Göttin Morgana um Hilfe gebeten“, murmelte Rose. Nach allem, was sie bis heute erlebt hatte, hatte sie überhaupt keine Mühe mehr, die Existenz einer keltischen Göttin zu akzeptieren. So also war es dazu gekommen, dass Glynis dem Ältestenrat des Dorfes vorgeschlagen hatte, ein Mädchen zu opfern und es zur Morrigan zu machen. Rose dachte

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