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Die Priestertochter: Historischer Roman (German Edition)

Die Priestertochter: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Priestertochter: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Titus Müller
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hinübergehen und sich zwischen den Jungen und Embricho stellen, wollte ihn in Schutz nehmen vor diesem Angriff.
    Kitan grinste weiter. Ohne zu Alena hinüberzusehen, frohlockte er: »Das ist lustig! Der denkt jetzt, er macht mir angst, oder? Und wenn ich weglaufe, lacht er mich aus und versucht mich zu fangen. Aber ich habe keine Angst vor ihm.« Er zog eine Grimasse, blickte ebenfalls düster, während in den Mundwinkeln noch das Kinderlächelnspielte. Schließlich schnellte die Faust des Jungen vor, um Embricho einen Stoß zu verpassen.
    Der Hüne fing die Kinderhand und hielt sie umschlossen.
    »Das tut weh!« schrie Kitan. Die Augen aufgerissen, wand er sich im festen Griff Embrichos.
    »Sag ihm, er soll aufhören, unverständlich herumzuplappern«, sagte Embricho hart.
    Alena stürzte auf die beiden zu. »Laß ihn los!«
    Der Hüne gehorchte.
    Mit schmerzverzerrtem Gesicht lief Kitan zu Alena. »Warum hat er das getan?« flüsterte der Junge, schmiegte sich an ihr Bein. In seinen Augen lagen Tränenschleier.
    Sie nahm den Kopf des Jungen und drückte ihn sanft an sich, streichelte ihm über die Wange. Er zitterte, das war deutlich zu spüren. »Was soll das, Embricho?«
    »Genauso kann ich fragen. Was soll das, Alena? Was bringst du ein Kind hierher? Es ist am falschen Ort.«
    »Vielleicht hat der Junge mir einfach tragen geholfen. Ist das so schlimm?«
    »Schick ihn wieder nach Hause. Mit uns essen kann er nicht. Wir haben nicht genug. Schau dir die kleinen Fische an!« Embricho senkte seinen Stecken, daß der Feuerschein den fingerlangen Fischkörper an seiner Spitze beleuchtete. »Für jeden einen einzigen davon. Weißt du, wie danach mein Bauch knurren wird? Schlimmer als vorher. Und Uvelan hat schon verzichtet, weil es sonst nicht gereicht hätte.«
    »Ich habe meine Wurzel«, tönte es aus dem Dunkel. »Nachtkerze.« Der Priester sprach mit vollem Mund. »Verholzt, aber ich bin es zufrieden.«
    »Er wird keinen deiner dummen Fische essen. Und ich auch nicht.« Alena warf die Brote neben das Feuer. »Da, nehmt! Eure Dankbarkeit ist wirklich umwerfend. Ich werde mein Brot mit ihm teilen.«
    »Soll ich besser nach Hause gehen?« wimmerte der Junge in ihren Schoß.
    Sie ging in die Hocke, um auf einer Augenhöhe zu ihmzu sein. »Nein. So leicht geben wir nicht auf. Jetzt bleibst du hier. Komm, wir suchen uns ein gemütliches Plätzchen, weit weg von diesem törichten Hammel.«
    Embricho sog scharf die Luft ein. »Was hast du da mit ihm geredet?«
    Sie kehrten dem Hünen auf dem Weg zur anderen Seite des Feuers den Rücken zu, gingen vorbei am offenstehenden Mund Audulfs, an Tietgaud, der sich wieder gesetzt hatte, und ließen sich neben Brun nieder. »Er wird bleiben«, sagte Alena. »Ich schicke ihn nicht in der Nacht durch den Wald.«
    Stumm schob Brun einen trockenen Ast ins Feuer. Funken stoben. Manche der kleinen Glutlichter schwebten in die Höhe und taumelten zwischen das Geäst.
    In den Flammen knisterte und knackte es. Sie aßen schweigend, schauten in den von Rauch und tanzenden Feuerkörnern durchzogenen Nachthimmel. Nur Brun warf von Zeit zu Zeit verstohlene Blicke auf den Jungen. Die anderen taten, als sei er nicht da.
    »Ihr habt also nicht einmal Münzen?« fragte Tietgaud schließlich.
    Der Priester rückte ein Stück näher zum Feuer. »Nein, wir bezahlen mit Leinentüchern.«
    Enttäuscht verzog Alena das Gesicht. Sie wollten es erscheinen lassen, als setzten sie ihr Gespräch fort. Aber mit Sicherheit hatten sie über anderes gesprochen. Über ihre Pläne in Rethra.
    »Das sieht Euch ähnlich. Mit Lumpen Handel zu treiben … Wie wißt Ihr überhaupt, welches Tuch welchen Wert hat?«
    »Sie sind gleich groß und aus ungefärbtem Leinen. Einen Schritt lang, einen Schritt breit.«
    Alena streichelte Kitans Nacken, ließ die zarten, daunenweichen Haare, die dort wuchsen, durch ihre Finger gleiten. Sie krabbelte mit den Fingerspitzen in den Haarschopf hinauf und rutschte am Hals wieder herab.
    Der Junge schloß die Augen. »Das ist schön«, wisperte er.
    »Leinentuch. Welcher Schatz!« spottete Tietgaud. »In der Erde verrottet es nach kurzer Zeit.«
    »Was nützt uns ein Schatz in der Erde? Habt Ihr kein Vertrauen zu Eurem Gott? Unsere Götter versorgen uns Jahr für Jahr, wir müssen nichts horten. Allenfalls vergraben wir Getreide, wenn eine Übermacht die Flucht notwendig macht.«
    »Davon habe ich gehört«, mischte sich Embricho ein. »Ihr brennt dann Euer eigenes Dorf nieder,

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