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Die Priestertochter: Historischer Roman (German Edition)

Die Priestertochter: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Priestertochter: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Titus Müller
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folgte, die Arme in die Luft schleuderte, die Knie so hoch hob, daß Alena in jedem Augenblick erwartete, er würde der Länge nach hinschlagen.
    »Ich darf!« rief er. »Ich übernachte bei euch.«
    »Bist du dir sicher?«
    Kitan erreichte sie und hüpfte im Kreis um sie herum, sich selbst um und um drehend. »Ja. Vater hat es erlaubt. Übernachten wir richtig am See unter freiem Himmel?«
    »Ich kann es nicht fassen, daß dein Vater dich gehen läßt. Er hat mir ganz anders geklungen.«
    »Bin doch schon groß! Er hat gesagt, ich kann machen, was ich will.«
    Log Kitan? Es wäre besser, sie würde mit ihm zurücklaufen und den Bootsbauer fragen. Er war sicher ein Mann, der sehr zornig werden konnte, und er würde alle Schuld auf sie schieben, selbst wenn es Kitan war, der ausgebüchst war. »Kitan, wir gehen zurück und fragen ihn noch einmal, ja?«
    »Warum?« Das Springen endete abrupt. Still wie eine Erle stand der Junge, die Augen weit geöffnet, anklagende Trauer darin. »Glaubst du mir nicht?«
    »Natürlich glaube ich dir.«
    »Aber ihr wollt mich nicht haben. Richtig? Du denkst, die Männer werden mit dir schimpfen, wenn du mich mitbringst.«
    »Unsinn!« Alena stellte sich Embrichos Lächeln vor, wenn sie einen süßen Knaben wie Kitan mitbrachte. Und Brot. Er würde Freude in die Runde bringen, Abwechslung. Und wenn er dem Vater entflohen sein sollte – war es denn ein Wunder bei einer derart strengen Behandlung? Er würde kommen und sich seinen Sohn zurückholen müssen. Sie lächelte. »Na los, gehen wir. Aber erschrecke nicht: Die Männer sprechen eine andere Sprache als du. Bis auf einen, der schon recht alt ist, versteht keiner, was du sagst.«
    »Eine fremde Sprache? Noch komischer, als die Obodriten reden?«

22. Kapitel
     
     
    Die Dämmerung kroch aus allen Winkeln des Waldes hervor. Grau kräuselte sich der See, und erste matte Sterne zeigten sich am Himmel. Ein kühler Wind kam auf, es schien, als triebe er die letzten Funken Licht von den Blättern, als schiebe er den Tag vor sich her, dicht hinter sich die Nacht, die einen Schleier auf Bäume, Sträucher, Schilf und Wellen herabsenkte.
    »Wir sind gleich da«, sagte Alena. »Siehst du, da vorn ist schon Feuerschein zu sehen.« Rotes Licht schmiegte sich nahe dem Ufer an die Bäume. Sie brachte Brot. Die Franken würden sich freuen, nach so langer Zeit. Und einen Gast brachte sie auch. »Mach dir keine Sorgen, auch wenn du nicht verstehst, was die Männer sagen. Sie sind freundlich.«
    »Meinst du, sie schnarchen in der Nacht?« Kitan lachte. »Das wird lustig.«
    Das Feuer warf übermenschengroße, zuckende Schatten an die Stämme rings um den Lagerplatz. Bucklige Unholde dort, die Geheimes planten. Rumpelnde, brummende Stimmen. Deutlich hörte Alena Bruns Bärenbaß heraus.
    Ein Ast brach unter ihrem Fuß. Augenblicklich war es still.
    »Wer ist da?«
    Die Männer standen auf, und ihre Schatten wuchsen hoch bis in die Baumkronen.
    »Ich bin es, Alena.« Sie trat ins Licht. »Brot habe ich mitgebracht.«
    An der Spitze langer Stecken hielten die Franken winzige, silbrige Fischleiber in die Höhe. Der alte Priester saßabseits, so weit, daß das Feuer nur seine Knie beleuchtete und das Gesicht im Dämmerlicht lag. Er hielt etwas Unförmiges, Dunkles in der Hand, eine Wurzel wohl. »Brot!« Es lag großes Begehren in diesem Ausruf der Männer, Erstaunen und Gier in einem.
    Lächelnd beugte sich Alena zu Kitan herab. »Siehst du den blonden Hünen? Sei so gut und bring ihm eins von den Broten.«
    Plötzlich lagen aller Blicke auf dem Jungen. Alena musterte das Gesicht des Hünen. Sie wartete geduldig darauf, daß es weich werden würde, daß er den Jungen mit Zuneigung ansah und dann vielleicht zu ihr schauen würde, im geheimen Einvernehmen, zusammen einen Sohn wie ihn zu haben. Aber Embrichos Gesicht zeigte keine Spur von Zärtlichkeit. Falten erschienen auf seiner Stirn, Erhebungen, die im Feuerschein schwarze Schattenlinien zeichneten. »Wo kommst du her?« fragte er den Jungen hart.
    Ohne eine Antwort hielt ihm Kitan eines der Brote hin und grinste.
    Embricho nahm es nicht an. »Rede, Junge.«
    »Er kann dich nicht verstehen«, sagte sie. »Habt Ihr Euch nicht gewundert, woher ich die Brote habe? Sie sind aus einem nahegelegenen Dorf, und von dort kommt auch Kitan.«
    »Kitan«, wiederholte Embricho hart. Er funkelte den Jungen wütend an. »Wir danken für das Brot. Und jetzt verschwinde.«
    Wie redete er mit ihm? Alena wollte

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