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Die Priestertochter: Historischer Roman (German Edition)

Die Priestertochter: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Priestertochter: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Titus Müller
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streifen sie nicht in Rotten durch das Land?«
    »Ihr seid sehr unwissend. Warum sollten sie wie Tiere durch den Wald laufen? Denkt Ihr, alle Völker, die nicht Eurem Kaiser unterworfen sind, leben wie Ungeheuer? Die Obodriten haben Häuser, Dörfer, Burgen. Sie arbeiten auf Feldern, fischen, jagen, weben Kleider, genau wie Ihr auch.«
    »Die Wenden – ja, ja, ich weiß, aber es ist mir egal, wie sie alle heißen – die Wenden sind und bleiben barbarische Götzendiener. Vielleicht leben sie in Dörfern, aber ihre Priester können nicht einmal lesen und schreiben. Und wenn sie uns so ähnlich sind, warum vermögen sie dann nicht, Schwerter zu schmieden? Warum bauen sie keinen Wein an?«
    »Wie kommt es, daß dumme Menschen sich immer für besonders klug halten? Ihr streitet, und ich möchte meineHand dafür ins Feuer legen, daß Ihr noch nicht
eine
Siedlung östlich der Elbe besucht habt.«
    Tietgaud schwieg.
    »Da seht Ihr es. Also hört auf, von Rotten zu sprechen. Schwierig genug wird es ohnehin, vor allem, sobald wir die Stepenitz überquert haben. Irgendwo dort steht eine große Obodritenburg, aber ich weiß nicht genau, wo.«
    »Das Kastell bei Magdeburg –«, begann der Mönch.
    Uvelan hob die Hand. »Wartet.«
    Alena blieb stehen, sah sich um. Brun und Audulf blickten irritiert auf den Alten. Der tat einen Atemzug, daß es laut in seiner Nase rauschte. Noch einen.
    »Riecht Ihr das?«
    Alena sog Luft ein. Es roch nach Fäulnis und Schlamm.
    »Wir müssen nahe an der Stepenitz sein. Runter vom Weg!«
    Unter Uvelans Führung steuerten sie in das Gehölz hinein.
    »Wir werden uns die nächsten Tage durch den Wald schlagen.«
    »Warum das?« Tietgaud ging eiligen Schritt, um neben Uvelan zu gelangen.
    »Weil die Obodriten keine wilden Tiere sind, einfältiger Mönch. Sie benutzen die Wege. Und wir werden das nicht mehr tun, um ihnen nicht zu begegnen.«
    Der Alte lief einen großen Bogen, bis sich die Bäume lichteten und eine Wiese vor ihnen lag. Die Gräser standen hoch, und verstreut zwischen den Halmen ragten Stengel von einem Schritt Höhe hinauf, an denen tiefrote, in sechs Spitzen auslaufende Blüten wuchsen. Uvelan beugte sich zu einem dieser Stengel herab und befühlte die Blütenblätter. »Blutaugen. Rechnet mit Wasserlachen, wenn wir über die Wiese laufen.« Er richtete sich wieder auf. »Und das dort hinten wird die Stepenitz sein.«
    Alena folgte seinem Blick. Schilf und Binsen teilten die Wiese auf halbem Wege zum gegenüberliegenden Waldrand.
    »Wenn Ihr klug seid, zieht Ihr die Schuhe aus.«
    Bald begrüßte Nässe Alenas Füße. Die Halme, die von den vor ihr Laufenden heruntergetreten worden waren, bildeten eine Matte, durch die schwarzes Wasser schwappte. Mitunter quoll auch breiiger Morast zwischen Alenas Zehen. Nach verrottenden Pflanzen roch es, nach Fäulnis und Moder. Jeder Schritt schmatzte.
    Alena raffte ihr Kleid bis zu den Knien und hielt Abstand zu Embricho, um keine Schlammspritzer abzubekommen. Hinter sich hörte sie Audulf lachen.
    »Was lacht Ihr?« rief sie.
    »Ach, einfach wegen des Gefühls an den Fußsohlen. Merkt Ihr nicht, wie der Schlamm sich weich um Eure Haut legt?«
    »Und das findet Ihr lächerlich?«
    »Es ist wunderbar.«
    Einige Momente gab sie sich der Vorstellung hin, vom Hünen über den Morast getragen zu werden. Wenn sie doch nur in seinen Armen liegen könnte, an die starke Brust geschmiegt … Sie würde das Schmatzen unter seinen Füßen hören, und sie würde Dankbarkeit empfinden, große Dankbarkeit. Sie glaubte, den schaukelnden Gang seiner Schritte zu fühlen, den starken Griff der Hände.
    »Wie sollen wir da hinüber?« Tietgaud war zwischen Embricho und den Alten getreten, die das Schilf und die Binsenhalme auseinanderbogen.
    Alena schluckte. Das Sonnenlicht wogte auf dunklen Wellen. Der Fluß war sicher fünf Schritt breit, tiefes, lautloses Wasser. Es zog nicht schnell dahin, die vielen Biegungen hemmten es. Aber gerade das langsame Dahinfließen ließ das Wasser tückisch erscheinen.
    »Zu Fuß«, sagte der Alte.
    Embricho löste Schwert und Dolch samt den Scheiden aus dem Gürtel. Er drehte sich nach Brun und Audulf um: »Tragt Eure Waffen über dem Kopf. Und die Felle, wenn Ihr heute Nacht trocken schlafen wollt.« Sie gehorchten,zogen ebenfalls ihre Klingen aus den Gürteln. »Brun, soll ich dir mit dem Fleisch helfen?« Brun schüttelte den Kopf. Er hob das Schwert, das Fell und das dicke Rehhautbündel scheinbar mühelos in die Höhe.
    Ist

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