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Die Principessa

Die Principessa

Titel: Die Principessa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Prange
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Francesco, der endlich zu sich gekommen war, mit seiner Stange den Pfropfen entfernt. Doch verflucht – das Erz strömte zu langsam aus! Wenn es in der Rinne erstarrte, war alle Arbeit umsonst. In fiebriger Eile warf Lorenzo Zinnschüsseln und Zinnteller in den Brei, die für diesen Fall vor dem Ofen gestapelt waren, Dutzende, Hunderte, warf sie in die Rinne und in den Ofen, um die Masse zu verflüssigen, während Francesco sich das Hemd vom Leib riss und mit einem Kratzeisen das Erz zur Mündung des Herds hinaustrieb,durch die Rinne, immer weiter auf die Gussform zu, die tief und fest im Erdreich eingestampft war.
    Lorenzo warf sich zu Boden, presste sein Ohr an einen der Luftkanäle und lauschte in die Form hinein: Aus dem Innern tönte ein leises Donnergemurmel herauf, das immer näher kam, ruhig und gleichmäßig.
    »
Bravo! Bravissimo!
«
    General Barberini und sein Gefolge lugten durch die Tür und klatschten mit behandschuhten Händen Beifall. Lorenzo richtete sich auf, in glückseliger Erschöpfung wie vom Lager einer Geliebten, und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    Sie hatten es geschafft! Die Gussform hielt. Sie war jetzt bis zum Rand mit Bronze gefüllt.
    »Das war knapp«, sagte er zu Francesco und nahm einen der Äpfel, von denen auch im Gießhaus stets ein Vorrat für ihn bereitstand, während seine Arbeiter das überflüssige Erz, das weiter aus dem Ofen quoll, mit Erde bewarfen, um den Fluss zu hemmen. »He, Luigi«, rief er und zeigte auf den Arbeiter, der unter dem Balken lag und vor Schmerzen laut stöhnte. »Schaff den Verletzten weg und bring ihn nach Hause!« Erst jetzt erkannte er, dass es Matteo war, sein erster Gehilfe, Costanzas Ehemann. Irritiert warf er den Apfel fort und wandte sich wieder Francesco zu. »Was war los mit dir? Du hättest fast den Guss versaut.«
    »Ich hatte dich nicht gehört.«
    »Du hast dagestanden wie angewurzelt. Aber scheiß drauf! Es ist ja alles gut gegangen!« Er legte einen Arm um Francescos Schulter und tätschelte mit der anderen Hand dessen Wange. »Weißt du, was? Jetzt wird gefeiert! Draußen im Schuppen steht ein Fass Wein.«
    »Ich habe keine Zeit«, sagte Francesco und machte sich aus Lorenzos Umarmung frei. »Ich muss noch in den Dom.«
    »In den Dom?«, fragte Lorenzo verwundert. »Heute? Was willst du denn da? Nein, nein! Du kommst jetzt mit! Keine Widerrede!«
    »Trink mit den andern! Ich habe wirklich keine Zeit.«
    »Herrgott, was ist denn in dich gefahren? Erst willst du dich aus dem Staub machen, eine Minute vor dem Abstich, dann benimmst du dich wie ein Mondsüchtiger, und jetzt hast du nicht mal Lust zu feiern.«
    »Es ist etwas Wichtiges. Und es geht nur heute.«
    »Bist du verrückt? Etwas Wichtigeres als feiern?« Plötzlich stutzte er und sah Francesco an. Der schlug die Augen nieder und begann zu husten. Lorenzo pfiff durch die Zähne. »Oje, du armer Teufel! Du bist verliebt! Gib’s zu, du bist mit einer Frau verabredet, stimmt’s?«
    »Kann ich jetzt gehen?«
    »Wusste ich’s doch! Du wirst ja ganz rot! Wie heißt sie denn? Ist sie hübsch? Kenne ich sie?«
    »Ob ich jetzt gehen kann?«
    »Ich sehe schon« – Lorenzo lachte –, »du willst sie nicht mit mir teilen. Undankbarer Kerl! Also gut, verschwinde! Eine Frau darf man nicht warten lassen. Aber vergiss nicht, dich zu waschen!«, rief er Francesco nach, der schon in der Tür verschwand. »Du bist ja so schwarz im Gesicht wie ein Teufel.«
    Als Lorenzo wenig später ins Freie trat, war General Barberini bereits im Aufbruch begriffen. Offenbar schien dem Befehlshaber der päpstlichen Truppen der Ort nicht geheuer. Vom Pferd aus warf er Lorenzo ein mit Münzen gefülltes Säckchen zu.
    »Übrigens«, rief er, während er seinem Tier die Sporen gab, »Seine Heiligkeit erwartet dich. Am besten, du machst dich gleich auf den Weg!«
    Lorenzo stieß einen Seufzer aus. Statt zu feiern und zu trinken, wie es sich an einem solchen Tag gehörte, musste er sich nun Urbans Reden anhören oder gar seine Oden. Schon bei der Vorstellung schauderte es ihn: Die Sprüche der Bibel in horazischen Metren! Der Lobgesang des alten Simeon in sapphischen Strophen!
    Plötzlich fühlte Lorenzo sich ganz leer, wie nach einer Nacht imHurenhaus. Doch als er das prall gefüllte Säckchen in seiner Hand spürte, verging dieses Gefühl so schnell, wie es gekommen war. Urban würde ihn loben für den geglückten Guss. Und das wollte er nutzen: Wenn Francesco verliebt war, brauchte er Geld. Also musste

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