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Die Principessa

Die Principessa

Titel: Die Principessa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Prange
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Konklave einberufen, um das Interim zu beenden. Clarissa kam gerade in die Eingangshalle, als Donna Olimpia ihren Schwager in die Klausur verabschiedete, die ihn bis zur Entscheidung über Urbans Nachfolger mit seinen Amtsbrüdern in der Sixtinischen Kapelle vereinen würde.
    »Gehen Sie mit Gott!«, sagte Donna Olimpia. »Möge es Sein Wille sein, dass ich Sie bald als Papst begrüße. Nie aber will ich Sie als Kardinal wieder sehen.«
    »Was läge mir an dem Thron«, erwiderte Pamphili und umschloss mit beiden Händen ihre Rechte, »könnten Sie nur Päpstin sein!«
    Es schien ihn Überwindung zu kosten, sich von ihr zu lösen. Doch Donna Olimpia öffnete eigenhändig die Tür und führte ihn hinaus. Als sie in die Halle zurückkehrte und Clarissa sah, huschte für eine Sekunde ein irritierter Ausdruck über ihr Gesicht, doch nur für eine Sekunde.
    »Lass uns zum Heiligen Geist beten«, sagte sie, »dass das Konklave die richtige Wahl trifft!«
    »Ich hoffe so sehr«, erwiderte Clarissa, »dass Kardinal Pamphili es schafft. Deine Familie wäre dann die erste in der Stadt.«
    »Es geht nicht um das Wohl der Familie Pamphili«, entgegnete Olimpia streng. »Es geht um das Wohl der Christenheit.«
    »Aber denk an deinen Sohn! Was für wundervolle Aussichten Camillo hätte, wenn sein Onkel den Thron besteigt.«
    Bei der Erwähnung ihres Sohnes leuchteten Olimpias Augen kurz auf, und ihre Lippen umspielte ein zärtliches Lächeln. Dann aber zeigte ihr Gesicht wieder die vorherige Strenge.
    »Urban hat sich an Gott und der Welt versündigt und beiden großen Schaden zugefügt. Wir können nur hoffen, dass sein Nachfolger mehr Frömmigkeit und auch mehr Verstand beweist. Doch solltest du in den nächsten Tagen nicht aus dem Haus gehen, Clarissa. Die Zeiten des Konklaves sind gefährliche Zeiten.«
    Noch am selben Tag ordnete Donna Olimpia an, das vordere Portal mit Brettern zu verbarrikadieren, um den Palazzo vor Übergriffen zu schützen, während sie durch den Hintereingang alle Gegenstände von Wert – Gold und Silber, Schmuck und Porzellan, Wandbehänge und Gemälde – hinausschaffen ließ, um sie im Schutz der Abenddämmerung, auf Maultiere verpackt, in das einstige Kloster ihres Schwagers zu verbringen. Denn außer dem Pöbel, der seit Beginn der Vakanz in den Gassen marodierte, machten betrunkene Söldner die Stadt unsicher, die unter Taddeo Barberinis Kommando gegen den Herzog von Castro gekämpft hatten und nun, da nach fünfjährigem Krieg ein fauler Friede geschlossen war, der keine der verfeindeten Parteien befriedigte, auf der Suche nach Beute durch die Straßen zogen.
    Also verbrachte Clarissa den folgenden Monat eingesperrt hinter den dicken Mauern des Palazzo Pamphili, wie in den schlimmsten Zeiten ihres ersten Rom-Aufenthalts. Mehrmals täglich betete sie in der Kapelle vor dem Altar der heiligen Agnes für ihren Mann, und bei Nacht betrachtete sie lange Stunden durch ihr Fernrohr den Sternenhimmel, wobei ihr oft die Frage in den Sinn kam, ob Signor Borromini, wie Francesco Castelli sich jetzt nannte, wohl die erforderlichen Schritte unternahm, um das Versprechen einzulösen, das sie ihm abgenötigt hatte. Doch mehr noch brannte sie auf das Ergebnis des Konklaves: einerseits, weil sie für ihre Cousine den Sieg Pamphilis erhoffte, obwohl sie den hässlichen und mürrischen Kardinal nicht ausstehen konnte, andererseits, weil ihr jeder Tag, den sie in ihrem Gefängnis zubringen musste, noch unerträglicher erschien als der vorausgegangene.
    »Eine Römerin«, beschied ihr Donna Olimpia, »hat auf den Straßen nichts verloren. Erst recht nicht in solchen Zeiten.«
    »Ich verstehe diese Maßregel zwar nicht«, erwiderte Clarissa, »bin aber froh, dass ich sie jetzt kenne. Ich möchte immer wissen, was man nicht tun soll.«
    »Damit du es dann tun kannst?«, fragte ihre Cousine misstrauisch.
    »Damit ich selber wählen kann«, sagte Clarissa.
    »Selber wählen?« Donna Olimpia runzelte die Stirn. »Das bringt eine Frau nur auf sündige Gedanken.«
    »Wird sie nicht eher auf solche Gedanken verfallen«, fragte Clarissa, »wenn man sie wie in einem Kloster einsperrt?«
    »Glaubst du, Gott schaut nicht auf uns, weil wir keinen Schleier tragen?« Olimpia schüttelte den Kopf. »Nein, um dem Herrn zu gefallen, muss jede Frau wie eine Nonne sein.«
    Seufzend fügte Clarissa sich in ihr Schicksal, während die Anspannung in Olimpias Gesicht von Woche zu Woche zunahm. Es war ein schier endloses Hoffen und Bangen.

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