Die Principessa
sich über den Spitzbart, der die nässenden Pusteln an seinem Kinn kaum verbarg, dann winkte er einen Lakai herbei und flüsterte ihm etwas ins Ohr.
»Diese Entscheidung«, sagte er, während der Lakai den Raum verließ, »wollen wir ungern allein treffen.«
Lorenzo schielte zur Tür. Wen würde der Papst zu Rate ziehen? Virgilio Spada? Das wäre ein Glücksfall – der Bauprobst war ihm gewogen. Doch statt des kleinen Monsignore trat eine Frau von majestätischem Wuchs herein, und zwei dunkle, wachsame Augen, denen nichts entging, schauten ihn aus einem hellen, von dunklen Ringellocken umrahmten Gesicht an: Donna Olimpia! Voller Schreck fiel Lorenzo das Mausoleum ein, um das sie ihn nach dem Tod ihres Mannes gebeten und das zu bauen er sich geweigert hatte. Was für ein kurzsichtiger Esel er gewesen war! Während er sich noch dafür verfluchte, trat sie ihm zu seiner Erleichterung mit einem freundlichen Lächeln entgegen und reichte ihm zur Begrüßung sogar die Hand – eine Auszeichnung, die der Einladung des französischen Hofes kaum nachstand.
»Darf ich Ihnen«, sagte Lorenzo, als er sich über ihre Hand beugte, »mein Bedauern über die Plünderung des Palazzo Pamphili ausdrücken? Der Pöbel soll wie von Sinnen gewesen sein.«
Donna Olimpia hob die Schultern. »Ein alter Brauch, Cavaliere, der durchaus seine Berechtigung hat, bedeutet er doch die Trennung des neuen Papstes von seinen weltlichen Gütern. Außerdem«, fügte sie bedeutungsvoll hinzu, »bedarf der Familienpalast ohnehin dringend der Renovierung.«
Lorenzo horchte auf. War das der Wink mit einem Auftrag? Was Donna Olimpias Trennung von den weltlichen Gütern betraf, war es damit nicht weit her. Die ganze Stadt wusste, dass sie nichts von Wert in dem alten Gemäuer zurückgelassen hatte, obwohl sie während des Konklaves hatte verbreiten lassen, sie gebe im Fall der Wahl Pamphilis ihre gesamte Habe hin. Manche behaupteten sogar, sie habe sich den Kardinälen selbst als Beute versprochen – ein, wenn man Lorenzo fragte, immer noch verheißungsvolles Versprechen, auch wenn die Blüte ihrer Jahre schon einige Zeit zurückliegen mochte.
»Trotzdem, Eccellenza, die Verluste müssen fürchterlich gewesen sein. Vielleicht könnte eine Bildsäule des Heiligen VatersSie ein wenig trösten? Es wäre mir eine große Ehre, und sollte ein entsprechender Wunsch an mich ergehen, würde ich dafür mit Freuden die Einladung ausschlagen, mit der man mich an den Königshof nach Paris ruft.«
»Dazu wären Sie bereit, Cavaliere?«, fragte Olimpia mit gerunzelter Stirn.
»Auf der Stelle«, rief Lorenzo und hob seine rechte Hand. »Ich schwöre, keinen Fuß auf französischen Boden zu setzen, wenn Sie es mir befehlen.«
»Bedarf es dazu eines Befehls?«
»Mein Schwur gilt ohne jeden Vorbehalt.«
Donna Olimpia schaute ihn prüfend an. Dann nickte sie zufrieden. »Die Familie Pamphili weiß Ihre Bereitschaft zu schätzen und wird Ihr Entgegenkommen bei Gelegenheit lohnen.«
Lorenzo musste ein Grinsen unterdrücken. Was war er doch für ein geschickter Diplomat! Um den Glockenturm war ihm nur noch halb so bang wie vor der Audienz.
»Wann soll ich mit der Arbeit am Porträt des Heiligen Vaters beginnen?«, fragte er.
»So bald wie möglich«, erklärte Innozenz, der seit dem Eintreten seiner Schwägerin geschwiegen hatte.
»Vielleicht nächste Woche?«
»Gern.« Der Papst streckte Lorenzo die Hand mit dem Fischerring entgegen. »Ein Sekretär wird dir Tag und Uhrzeit nennen.« Lorenzo trat näher, um den Ring zu küssen, doch als er sich anschickte, auf die Knie zu sinken, sagte Donna Olimpia: »Da fällt mir ein – es wird nicht gehen.«
Irritiert fuhr Lorenzo herum. »Entschuldigung, Eccellenza, ich verstehe nicht …«
»Wenn mich nicht alles täuscht«, erklärte sie mit einem Gesicht, aus dem jedes Lächeln verschwunden war, »verbietet ein Gesetz des römischen Volkes, Bildsäulen von einem lebenden Papst anzufertigen.«
Lorenzo atmete auf. Dieser Einwand war ihm vertraut. Er hatte ihn schon einmal entkräftet und wusste, was er zu sagen hatte:»Ein solches Gesetz darf nicht für einen Papst gelten, wie dieser einer ist. Das Volk hat ein Anrecht darauf, sich ein Bild von Seiner Heiligkeit zu machen.«
Doch zu seiner Überraschung schüttelte Donna Olimpia den Kopf. »So mögen manche Vorgänger Seiner Heiligkeit gedacht haben, doch unter dem neuen Pontifikat werden Recht und Ordnung wieder ihre alte Geltung haben.«
»Nun ja«, wandte Innozenz
Weitere Kostenlose Bücher