Die Principessa
würde, den Brunnen auf der Piazza zu errichten – ich wäre bereit, die Baukosten selber zu tragen, sowohl für den Brunnen als auch für die Wasserleitung.«
Olimpia hob interessiert die Brauen. »So, dazu wären Sie bereit?«
»Ein unbedeutender Beitrag zum Ruhm der päpstlichen Familie«, sagte Bernini. »Und insbesondere ihrer reizendsten Vertreterin«, fügte er mit einem schamlosen Lächeln hinzu.
Mit seltsam gemischten Gefühlen verfolgte Clarissa das Gespräch der beiden. Einerseits war sie froh, dass ihre Cousine dem Cavaliere offenbar verziehen hatte – sie hatte die Versöhnung ja selbst in die Wege geleitet, damit Olimpia ihr half, zwischen Bernini und seinem Rivalen zu vermitteln –, doch andererseits … Sie wusste selbst nicht, was sie am Benehmen der beiden störte, aber etwas störte sie ganz entschieden. Irgendwie fühlte sie sich an zwei junge Hunde erinnert, die auf der Straße miteinander spielten, sich beschnupperten, sich zum Schein vielleicht auch bissen, doch ohne einander wehzutun, aus Freude am Spiel: die Blicke, die Olimpia und der Cavaliere tauschten, als säßen sie allein am Tisch, das übertriebene Lachen, die flüchtigen Berührungen – tausend kleine Nadelstiche. Berninis Stimme rief sie in die Wirklichkeit zurück.
»Und Sie, Donna Olimpia«, fragte er, »wären Sie vielleicht bereit, sich beim Heiligen Vater für mich zu verwenden? Damit die Kongregation nicht gar zu voreilig den Stab über mich bricht?«
Bevor Olimpia antwortete, nippte sie an ihrem Glas und prostete ihm zu.
»Vielleicht, Cavaliere«, sagte sie dann, ohne den Blick von ihm zu lassen. »Vielleicht.«
18
Wie würde die Kongregation entscheiden? Ganz Rom sprach in diesen Tagen von kaum etwas anderem. Der »Pasquino« war übersät mit Orakelsprüchen, in den Gassen des alten und neuen
borgo
kursierten die widersprüchlichsten Gerüchte, in den Tavernen am Tiber entflammte Streit zwischen den Anhängern der beiden Parteien, und obwohl die Römer nach wie vor bittere Not litten, wurden überall Wetten abgeschlossen: Würde der Glockenturm von Sankt Peter, dieses neue Wunderwerk des Cavaliere Bernini, stehen bleiben oder fallen?
Es war elf Uhr vormittags, als sich am 23. Februar 1646 im Vatikanspalast die Kardinäle der Baukongregation sowie die Architekten des Untersuchungsausschusses zu ihrer letzten und entscheidenden Sitzung einfanden. Alle Plätze am Tisch der Gutachter waren besetzt, bis auf einen: Francesco Borromini fehlte. Man wartete bis Viertel nach elf, dann forderte Innozenz den Leiter der Kongregation auf zu beginnen.
»Bevor wir unsere Beratungen zusammenfassen«, hob Monsignore Spada an, »möchte ich das bescheidene und angemessene Auftreten Cavaliere Berninis vor dieser Kommission hervorheben. Ich darf wohl für uns alle sprechen, wenn ich sage, dass dieses Verhalten viel Anklang gefunden hat, zumal andere ihre Stimme mit einer Schärfe erhoben, dass darunter sogar die Glaubwürdigkeit ihrer Argumente litt …«
Jeder der Anwesenden im Raum wusste, wem diese Anspielung galt, und Lorenzo Bernini lehnte sich, nachdem er sich mit einerangedeuteten Verbeugung für das Kompliment bedankt hatte, schon ein wenig entspannter zurück, um den Ausführungen Spadas zu folgen. Seine Zuversicht war durchaus begründet. In klaren, wohlgesetzten Worten, die er mit kleinen, runden Bewegungen seiner zierlichen Hände begleitete, erwog Monsignore Spada die verschiedenen Möglichkeiten, die Affäre zur Zufriedenheit aller zu beenden. Ganz in der Rolle des Schlichters, versuchte er die Gefahr einer Katastrophe abzuwenden, ohne dass einer der Beteiligten das Gesicht verlor, wobei er immer wieder betonte, dass man Rücksicht auf die päpstlichen Finanzen nehmen müsse, selbst wenn die Schäden bei voreiliger Betrachtung nicht nur die Vorhalle und die Taufkapelle der Peterskirche, sondern auch die Reliquie des Stuhles Petri sowie das Mosaik »Navicella«, Symbol der katholischen Kirche, bedrohten. Bei diesem Teil von Spadas Rede zuckte Bernini noch einmal kurz zusammen und vorsichtig spähte er zu Papst Innozenz hinüber, der mit übellaunigem Gesicht auf seinem Thron dem Vortrag lauschte, doch als der Heilige Vater bei einer weiteren Ermahnung des Monsignore zu maßvollem Handeln mehrmals energisch nickte, atmete er wieder auf.
»Ursache der Bauschäden«, schloss Virgilio Spada nach einer guten halben Stunde, »sind zweifellos die Fundamente der südlichen Fassadenecke sowie der Quermauer. Für sie trägt
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