Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)
Kaskaden über die Fahrspur, verfehlte uns knapp. Der Himmel schien aus Messing zu bestehen, und die Sonne sah aus wie ein verfaulter Apfel. Der Wind war ein hechelnder Hund mit übelriechendem Atem.
Der Boden erzitterte, und in der Ferne spuckte ein Berg seinen Gipfel zum Himmel empor und warf ihm Feuersbrünste hinterher. Ein ohrenbetäubendes Krachen folgte, und Luftwogen bestürmten uns.
Der Wagen schwankte und brach aus der Spur.
Wir rasten auf eine Reihe schwarzer Berge zu, und die ganze Zeit über bebte der Boden, und der Wind bedrängte uns mit der Stärke eines Hurrikans. Als sich das, was von dem Weg noch übrig war, in die falsche Richtung wandte, verließen wir die Spur und fuhren holpernd und dröhnend über die Ebene. Die Berge wuchsen langsam vor uns empor, tanzten in der aufgewühlten Luft.
Ich wandte mich um, als ich Ganelons Hand auf meinem Arm spürte. Er brüllte irgend etwas, doch ich vermochte ihn nicht zu verstehen. Dann deutete er nach hinten, und ichblickte in die Richtung. Aber dort zeigte sich nichts Überraschendes. Die Luft war turbulent, bewegte Staub, Erdbrokken und Asche. Ich zuckte die Achseln und konzentrierte mich wieder auf die Berge.
Am Fuße der nächsten Anhöhe tat sich eine tiefe Dunkelheit auf. Ich hielt darauf zu.
Als sich der Boden wieder abwärts senkte, wuchs die Schwärze vor mir empor, eine gewaltige Höhlenöffnung, verdeckt durch einen Vorhang aus Staub und fallenden Steinen.
Ich ließ die Peitsche knallen, und wir legten die letzten fünf- oder sechshundert Meter zurück und stürzten uns hinein.
Dann hielt ich die Pferde zurück, ließ sie im Schritt gehen.
Der Weg führte weiter nach unten. Wir bogen um eine Ecke und befanden uns in einer breiten und hohen Grotte. Durch Löcher, die sich hoch über uns befanden, sickerte Licht herein, beleuchtete Stalaktiten und fiel auf zuckende grüne Seen. Der Boden beruhigte sich nicht. Mein Gehör erholte sich. Ich sah einen gewaltigen Stalagmiten zusammenbrechen und vernahm ein leises Klirren.
Wir überquerten einen schwarzen Abgrund auf einer Brücke, die aus Kalkstein zu bestehen schien – ein Bauwerk, das hinter uns zusammenbrach und in der Tiefe verschwand.
Felsbrocken regneten von oben herab. In Ecken und Spalten schimmerte es grün von Moos und rot von Pilzkulturen. Streifen von Mineralien krümmten sich funkelnd, große Kristalle und flache Blumen aus hellem Gestein trugen zu der feuchten, unheimlichen Schönheit dieses Ortes bei. Wir rollten durch Höhlen, die mich an eine Folge von Seifenblasen erinnerten, und fuhren mit einem schäumenden Strom um die Wette, der schließlich in einem schwarzen Loch verschwand.
Ein langer, gewundener Tunnel führte uns schließlich wieder nach oben, und ich hörte schwach und widerhallend Ganelons Stimme: »Ich glaube, ich habe eine Bewegung gesehen – könnte ein Reiter sein – oben auf dem Berg – nur einen Augenblick lang.«
Wir erreichten eine etwas hellere Höhle.
»Wenn das Benedict war, hat er alle Mühe, uns auf der Spur zu bleiben!« rief ich, gefolgt von einem Beben und gedämpften Krachen, als weitere Felsmauern hinter uns zusammenbrachen.
Wir fuhren aufwärts, bis sich schließlich Öffnungen über uns zeigten und den Blick auf einige Stellen des blauen Himmels freigaben. Das Klirren der Hufe und das Grollen des Wagens klangen wieder einigermaßen normal, und wir nahmen wieder ein Echo wahr. Das Beben hörte auf, kleine Vögel schwirrten über uns dahin, und das Licht wurde stärker.
Dann noch eine Wegbiegung, und der Ausgang lag voruns, eine breite niedrige Öffnung in den Tag. Wir mußtendie Köpfe einziehen, als wir unter dem ausgezackten Überhang hindurchfuhren.
Wir hüpften und tanzten über einen Vorsprung aus moosbedecktem Gestein und schauten schließlich auf ein Kiesbett hinab, das sich wie eine Sensenspur über den Hang zog und zwischen Riesenbäumen unter uns verschwand. Ich schnalzte mit der Zunge, trieb die Pferde von neuem an.
»Die Tiere sind sehr müde«, bemerkte Ganelon.
»Ich weiß. Sie können bald ausruhen – so oder so.«
Der Kies knirschte unter unseren Rädern. Die Bäume dufteten angenehm.
»Habt Ihr es bemerkt? Dort unten, zur Rechten?«
»Was ...?« begann ich und wandte den Kopf. »Oh«, sagte ich dann.
Die widerliche schwarze Straße war noch immer neben uns, etwa eine Meile entfernt.
»Durch wie viele Schatten zieht sie sich?« fragte ich.
»Offenbar durch alle«, meinte Ganelon.
Grimmig schüttelte ich den
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