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Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)

Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)

Titel: Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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es nicht schaffen«, sagte Hugi. »Aber du hast nicht versagt. Wenn man sich bemüht, gibt es kein Versagen und auch keinen Sieg. Das ist alles nur eine Illusion des Ego.«
    Langsam richtete ich mich auf die Knie. »Ich habe nicht gesagt, ich hätte versagt.«
    »Du sagtest, du könntest dein Ziel nicht erreichen.«
    Ich blickte zu dem näherkriechenden Unwetter zurück, dessen Blitze nun deutlich zu erkennen waren.
    »Richtig, so schaffe ich es nicht. Aber wenn Vater es nicht geschafft hat, muß ich etwas versuchen, von dem Brand mich überzeugen wollte, daß nur er es vermag. Ich muß ein neues Muster schaffen, hier und jetzt.«
    »Du? Ein neues Muster schaffen? Wenn Oberon das nicht gelungen ist, wie könnte es ein Mann schaffen, der sich kaum noch auf den Füßen hält? Nein, Corwin! Ergib dich in dein Schicksal, das ist in dieser Lage die größte Tugend, der du dich verschreiben kannst.«
    Ich hob den Kopf und senkte den Stab auf den Boden. Hugi flatterte herab und landete daneben. Ich sah ihn an.
    »Du willst nichts von dem glauben, was ich dir gesagt habe, nicht wahr?« fragte ich. »Aber egal. Der Graben zwischen unseren Ansichten läßt sich nicht zuschütten. Für mich sind Sehnsüchte eine verdeckte Identität und das Streben nach Wachstum. Für dich nicht.« Ich hob die Hände und legte sie auf die Knie. »Wenn für dich die Vereinigung mit dem Absoluten das Größte ist, warum fliegst du nicht los, um dich ihm anzuschließen, in der Form des allesdurchdringenden Chaos, das sich uns nähert? Wenn ich hier versage, wird es das Absolute werden. Was mich betrifft, so muß ich versuchen, solange sich noch ein Atem in mir regt, ein Muster dagegen zu errichten. Ich tue dies, weil ich bin, was ich bin, und ich bin der Mann, der König von Amber hätte werden können.«
    Hugi senkte den Kopf.
    »Eher sehe ich dich Dreck fressen«, sagte er und lachte.
    Meine Hand zuckte vor, und ich drehte ihm den Hals um, wobei ich mir wünschte, ich hätte die Zeit gehabt, ein Feuer anzuzünden. Obwohl es wie ein Opfer aussah, vermochte ich nicht zu sagen, wem moralisch der Sieg gebührte, da ich es auf jeden Fall hatte tun wollen.

9
    ...
Cassis, und der Geruch der Kastanienblüten. Auf der vollen Länge der Champs-Elysées schäumten die Kastanienbäume in weißer Pracht ...
    Ich erinnerte mich an das Plätschern der Brunnen auf dem Place de la Concorde ... Und dann die Rue de la Seine hinab und am Seineufer entlang, der Geruch der alten Bücher, der Geruch des Flusses ... der Duft der Kastanienblüten ...
    Warum erinnerte ich mich plötzlich an das Jahr 1905 und das Paris dieses Jahres auf der Schatten-Erde – bis auf den Umstand, daß ich in jenem Jahr sehr glücklich gewesen war und mir automatisch einen Ausgleich für die Gegenwart gesucht hatte? Ja ...
    Weißer Absinth, Amer Picon, Grenadinen ... Wilde Erdbeeren mit Crème d´Isigny ... Schach im Café de la Régence mit Schauspielern der Comédie Française, die gleich gegenüber lag ... Die Pferderennen in Chantilly ... Abende im Boîte à Fursy an der Rue Pigalle ...
    Energisch stellte ich den linken Fuß vor den rechten, den rechten vor den linken. In der linken Hand hielt ich die Kette, an der das Juwel baumelte – und ich hielt es in die Höhe, damit ich in die Tiefen des Steins starren konnte, damit ich dort das Hervortreten des neuen Musters sehen und fühlen konnte, das ich mit jedem Schritt niederlegte. Ich hatte meinen Stock in den Boden gedreht und am Beginn des Musters zurückgelassen. Links ...
    Der Wind sang ringsum, und ganz in der Nähe hallte Donner. Hier spürte ich keinen physischen Widerstand, wie ich ihn auf dem alten Muster hatte überwinden müssen. Hier gab es überhaupt keine Hemmnisse. Statt dessen – und das war in mancher Hinsicht schlimmer – waren alle meine Bewegungen von einer seltsamen Behutsamkeit bestimmt, die alles verlangsamte und ritualisierte. Ich schien mehr Energie auf die Vorbereitung jeden Schrittes zu vergeuden – ich stellte ihn mir vor, bedachte ihn, richtete meinen Geist auf die Ausführung ein, auf die tatsächliche Durchführung der Bewegung. Doch schien die Langsamkeit aus sich selbst heraus geboren, sie wurde mir von einem unbekannten Element abgefordert, die für alle meine Bewegungen Präzision und ein Adagio-Tempo voraussetzte. Rechts ...
    ... Und so wie das Muster in Rebma meine verblaßten Erinnerungen aufgefrischt hatte, so weckte dieses Muster, das ich hier zu schaffen versuchte, den Geruch der

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