Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)

Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band)

Titel: Die Prinzen von Amber (5 Romane in einem Band) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
Vom Netzwerk:
keine Streichhölzer mehr.«
    »Gut.« Ich machte Licht, und er betrachtete seine Zeichnung, ging darauf zu und verschwand von neuem.
    Ich wandte mich hastig um und betrachtete den Leuchtturm von Cabra, ehe die Flamme verlöschte. Ja, die Fähigkeit regte sich. Ich spürte sie.
    Doch genügte das letzte Streichholz?
    Nein, vermutlich nicht.
    Es erforderte eine längere Periode der intensiven Konzentration, ehe ich einen Trumpf zur Flucht verwenden konnte.
    Was ließ sich verbrennen? Das Stroh war zu feucht und mochte nicht brennen. Es wäre schlimm, den Fluchtweg vor Augen zu haben – den Weg in die Freiheit –, ohne ihn benutzen zu können.
    Ich brauchte eine Flamme, die eine Zeitlang brannte.
    Meine Matratze! Es handelte sich um einen mit Stroh gefüllten Stoffsack. Das Stroh war bestimmt trockener als das andere, und der Stoff mochte ebenfalls brennen.
    Ich fegte die Hälfte des Steinbodens frei. Dann suchte ich den angespitzten Löffel, um damit den Strohsack zu öffnen. Und ich fluchte. Dworkin hatte mein Handwerkszeug mitgenommen!
    Ich zerrte und riß an dem Ding.
    Schließlich ging der Stoff auf, und ich zog das trockene Stroh aus der Mitte, häufte es auf und legte den Bezug daneben, als weitere Nahrung für das Feuer, falls ich es brauchte. Je weniger Rauch, desto besser. Wenn zufällig ein Wächter vorbeikam, mochte er aufmerksam werden. Aber die Wahrscheinlichkeit war nicht besonders groß, da man mich erst vor kurzem versorgt hatte und ich nur eine Mahlzeit am Tag erhielt.
    Ich zündete mein letztes Streichholz an, benutzte es dazu, die Papierhülle der Streichhölzer anzuzünden. Als die Flamme brannte, hielt ich sie an das Stroh.
    Fast hätte es nicht geklappt. Obwohl das Stroh aus dem Kern meiner Matratze kam, war es feuchter, als ich angenommen hatte. Doch endlich begann es zu glühen, dann zu flackern. Ich mußte zwei weitere leere Zündholzheftchen anzünden, bis es soweit war – und ich war froh, daß ich sie nicht in das Toilettenloch geworfen hatte.
    Ich legte das dritte auf das Stroh, nahm den Stoffbezug in die linke Hand, richtete mich auf und betrachtete die Zeichnung.
    Als die Flammen höher wurden, kroch der Feuerschein an der Wand empor, und ich konzentrierte mich auf den Turm und erinnerte mich daran. Ich glaubte den Schrei einer Möwe zu hören, spürte so etwas wie eine salzige Brise und hatte das Empfinden, daß das Bild immer realer wurde.
    Schließlich warf ich den Bezug auf das Feuer, und die Flammen verlöschten einen Augenblick lang, ehe sie noch höher flackerten. Ich nahm den Blick nicht von der Zeichnung.
    Dworkins Hand besaß noch immer den alten Zauber, denn bald kam mir der Leuchtturm so real vor wie die Zelle. Dann war er die einzige Wirklichkeit, während die Zelle zu einem Schatten hinter mir verblaßte. Ich hörte das Plätschern der Wellen und spürte so etwas wie die Nachmittagssonne auf den Schultern.
    Ich trat vor, doch mein Fuß berührte das Feuer nicht.
    Ich stand auf dem sandigen, mit Felsbrocken übersäten Ufer der kleinen Insel Cabra mit dem großen grauen Leuchtturm, der den Schiffen Ambers in der Nacht den Weg wies. Eine Horde erschrockener Möwen umflog mich kreischend, und mein Lachen verschmolz mit der Brandung und dem Freiheitslied des Windes. Amber lag dreiundvierzig Meilen links hinter mir.
    Ich hatte es geschafft.

10
    Ich ging zum Leuchtturm hinüber und erstieg die Steintreppe, die zur Tür auf der Westseite führte. Sie war groß, schwer und wasserdicht. Und sie war verschlossen. Etwa dreihundert Meter hinter mir befand sich ein kleines Pier. Zwei Boote waren dort vertäut – ein Ruderboot und ein geschlossenes Segelboot. Die beiden Boote schwankten leicht auf den Wellen, und das Wasser hinter ihnen schimmerte grau in der Sonne. Ich verharrte einen Augenblick, um den Anblick zu genießen. Es war so lange her, daß ich überhaupt etwas gesehen hatte, und so kamen mir die beiden Boote eine Sekunde lang fast überwirklich vor. Ich mußte ein Schluchzen unterdrücken, machte kehrt und klopfte an die Tür.
    Nach längerer Zeit wiederholte ich das Klopfen.
    Endlich hörte ich ein Geräusch von innen, und die Tür schwang auf; die Scharniere quietschten.
    Leuchtturmwächter Jopin musterte mich mit blutunterlaufenen Augen. Sein Atem stank nach Whisky. Er war etwa fünfeinhalb Fuß groß und ging dermaßen gebückt, daß er mich an Dworkin erinnerte. Sein Bart war so lang wie der meine und rauchfarben, bis auf einige gelbe Flecke in der Nähe seiner

Weitere Kostenlose Bücher