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Die Prinzen von Amber

Titel: Die Prinzen von Amber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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gefallen die Leute nicht, mit denen er sich abgibt – Verbrecher, Jazzmusiker ... Ich mußte ihm das übliche verwandtschaftliche Entgegenkommen erweisen, als er meinen Schatten besuchte, doch ging er mir ziemlich auf die Nerven. Immer wieder schleppte er komische Leute an – zu Jam Sessions und Pokerpartien. Nach seinem Besuch stank das Haus noch wochenlang nach Alkohol und Zigarettenqualm, und ich war immer froh, wenn er wieder fort war. Tut mir leid. Ich weiß, daß du ihn magst, aber du wolltest die Wahrheit hören.«
    »Er hat dich in deiner Empfindlichkeit verletzt. Also gut. Jetzt möchte ich deine Aufmerksamkeit auf die kurze Zeit lenken, da ich dein Gast war. Dabei stieß Random ziemlich plötzlich zu uns. Ihm dicht auf den Fersen war ein halbes Dutzend unangenehmer Burschen, die wir in deinem Wohnzimmer erledigten.«
    »Ich erinnere mich sogar ziemlich deutlich daran.«
    »Erinnerst du dich auch an diese Kerle – die Wesen, gegen die wir kämpfen mußten?«
    »Ja?«
    »Noch so gut, daß du einen wiedererkennen würdest?«
    »Ich glaube schon.«
    »Gut. Hattest du diese Geschöpfe vorher schon einmal gesehen?«
    »Nein.«
    »Und seither?«
    »Nein.«
    »Hast du irgendwo eine Beschreibung von ihnen gehört oder gelesen?«
    »Soweit ich mich erinnere, nicht. Wieso?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Moment. Dies ist mein Verhör, denk dran. Jetzt erinnere dich bitte an die Zeit vor jenem Abend. An das Ereignis, das mich nach Greenwood brachte. Vielleicht sogar ein bißchen früher. Was passierte damals, und wie hast du davon erfahren? Wie waren die Umstände? Was war deine Rolle?«
    »Ja«, sagte sie. »Ich wußte, daß du mich früher oder später danach fragen würdest. Eric setzte sich am Tag nach dem Ereignis mit mir in Verbindung – über den Trumpf, von Amber aus.« Wieder sah sie mich an, wohl um meine Reaktion zu beobachten. Mein Gesicht blieb ausdruckslos. »Er sagte mir, du seist am Abend zuvor in einen schlimmen Unfall verwickelt worden und im Krankenhaus. Er bat mich, dich in eine Privatklinik verlegen zu lassen, wo ich mehr Einfluß auf deine Behandlung nehmen könnte.«
    »Mit anderen Worten – er wollte, daß ich ein Wrack blieb.«
    »Er wollte, daß du immer unter dem Einfluß von Betäubungsmitteln standest.«
    »Hat er zugegeben, für den Unfall verantwortlich zu sein – oder nicht?«
    »Er hat nicht gesagt, dein Reifen sei auf seinen Befehl hin kaputtgeschossen worden, doch er wußte genau über den Hergang des Unfalls Bescheid. Woher hätte er es sonst erfahren sollen? Als man mir später mitteilte, daß er den Thron besteigen wollte, nahm ich einfach an, er habe es schließlich für das beste gehalten, dich völlig zu beseitigen. Als der Versuch fehlschlug, kam es mir logisch vor, daß er die nächstbeste Maßnahme ergriff – dafür zu sorgen, daß du aus dem Wege bliebst, bis die Krönung vorüber war.«
    »Ich hatte keine Ahnung, daß jemand auf meine Reifen geschossen hat«, sagte ich.
    Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich. Dann erholte sie sich wieder.
    »Du hast mir gesagt, du wüßtest, daß es kein Unfall war
    – daß jemand dich hatte umbringen wollen. Da dachte ich, du wüßtest die Einzelheiten.«
    Zum erstenmal seit langer Zeit bewegte ich mich wieder auf schwankendem Boden. Meine Amnesie war noch immer nicht völlig geheilt – ein Zustand, bei dem es vermutlich bleiben würde. Meine Erinnerungen an die letzten Tage unmittelbar vor dem Unfall waren noch immer lückenhaft. Das Muster hatte die verlorenen Erinnerungen an mein gesamtes Leben bis zu dieser Zeit wiederhergestellt, doch das Trauma schien den Rückgriff auf einige Ereignisse unmittelbar davor zu verhindern. So etwas kommt vor. Vermutlich organischer Schaden, nicht bloß eine einfache Funktionsstörung. Ich war so glücklich, das große Ganze wieder im Griff zu haben, daß die wenigen Lücken mir nicht besonders ins Gewicht zu fallen schienen. Was den Unfall und mein Gefühl anging, daß es mehr gewesen war als nur ein Unfall ... Nun, ich erinnerte mich plötzlich an Schüsse. Es war zweimal geschossen worden. Vielleicht hatte ich sogar einen Blick auf die Gestalt mit dem Gewehr werfen können – blitzschnell, zu spät. Vielleicht war das aber auch nur Einbildung. Doch es wollte mir scheinen, als hätte ich den Kerl gesehen. Ein entsprechender Eindruck hatte mich geplagt, als ich nach Westchester fuhr. Doch selbst jetzt noch, da ich in Amber die Macht hatte, mochte ich diesen Mangel nicht eingestehen. Schon

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