Die Prinzen von Amber
offenbar meine Position konsolidiere. Ob Llewella mir geglaubt hat oder nicht, weiß ich nicht. Soweit ich ausmachen kann, ist es ihr ziemlich gleichgültig, was wir anderen miteinander anstellen. Und was Fiona betrifft, so schien sie lediglich amüsiert zu sein. Doch sie steht seit jeher irgendwie über den Dingen. Man weiß nie genau, was sie wirklich denkt.«
»Hast du den anderen schon von der Sache mit Brand erzählt?«
»Nein. Ich habe mich auf Caine beschränkt und ihnen gesagt, sie sollten morgen abend alle nach Amber kommen. Bei dieser Gelegenheit werden wir dann auf Brand zu sprechen kommen. Ich habe da eine Idee, die ich ausprobieren möchte.«
»Du hast dich mit allen durch die Trümpfe in Verbindung gesetzt?«
»Richtig.«
»Deswegen wollte ich dich schon immer mal fragen. In der Schattenwelt, in der wir vor einiger Zeit Waffen kauften, gibt es Telefone ...«
»Ja?«
»Während unseres Aufenthalts dort erfuhr ich von Abhörmöglichkeiten und so weiter. Was meinst du – ist es vielleicht möglich, die Trümpfe anzuzapfen?«
Ich begann zu lachen, hörte aber schleunigst auf, als mir einige Folgerungen seines Gedankens bewußt wurden. »Keine Ahnung«, sagte ich. »Ein Großteil von Dworkins Arbeit liegt noch im Dunkeln. Bisher bin ich gar nicht auf den Gedanken gekommen. Ich jedenfalls habe es noch nicht versucht. Aber ich frage mich ...«
»Weißt du, wie viele Kartenspiele es gibt?«
»Nun, jeder in der Familie hat ein oder zwei Kartensätze, und in der Bibliothek befand sich etwa ein Dutzend Ersatz-spiele. Ich weiß nicht, ob es woanders noch Karten gibt.«
»Ich habe den Eindruck, als ließe sich eine Menge erfahren, wenn man einfach nur zuhört.«
»Ja. Vaters Spiel, Brands Spiel, mein erstes Spiel, das Spiel, das Random verloren hat ... Hölle! Wir wissen heute wirklich nicht, wo eine Reihe von Kartensätzen geblieben sind. Aber ich habe keine Ahnung, was ich nun tun soll. Vermutlich sind eine Inventur und ein paar Versuche angebracht. Vielen Dank für deinen Hinweis.«
Er nickte, und wir tranken eine Zeitlang stumm vor uns hin.
»Was willst du tun, Corwin?« fragte er schließlich.
»In welcher Beziehung?«
»Na, wegen allem. Was greifen wir jetzt an? In welcher Reihenfolge?«
»Ursprünglich hatte ich die Absicht, die schwarze Straße zu ihrem Ursprung zurückzuverfolgen, sobald sich die Lage hier in Amber etwas beruhigt hätte«, antwortete ich. »Doch meine Prioritäten sehen inzwischen anders aus. Wenn Brand noch lebt, möchte ich ihn schleunigst zurückholen. Ist er aber tot, will ich wissen, was ihm zugestoßen ist.«
»Aber wird dir der Gegner soviel Bewegungsspielraum lassen? Vielleicht ist längst eine neue Offensive in Vorbereitung?«
»Ja, natürlich. Das ist berücksichtigt. Ich glaube aber, daß wir noch ein wenig Zeit haben, da unser letzter Sieg ja gerade erst letzte Woche stattgefunden hat. Die Wesen müssen sich erst wieder sammeln; sie müssen ihre Streitkräfte aufmuntern und die Situation im Hinblick auf unsere neuen Waffen überdenken. Ich trage mich mit dem Gedanken, an der schwarzen Straße eine Reihe von Wachstationen einzurichten, damit wir von jeder neuen Bewegung des Gegners sofort erfahren. Benedict hat sich bereit erklärt, diese Aktion zu leiten.«
»Ich frage mich, wieviel Zeit wir haben.«
Ich schenkte ihm frischen Wein nach – die einzige Antwort, die mir im Augenblick einfiel.
»In Avalon – in
unserem
Avalon, meine ich – waren die Dinge nie so kompliziert.«
»Das ist wahr«, gab ich zurück. »Du bist nicht der einzige, der sich in jene Zeit zurücksehnt. Wenigstens scheint sie einem im Rückblick einfacher und überschaubarer gewesen zu sein.«
Er nickte. Ich bot ihm eine Zigarette an, doch er lehnte ab, da er lieber eine Pfeife rauchen wollte. Im Flammen-schein studierte er das Juwel des Geschicks, das noch immer auf meiner Brust hing.
»Kannst du mit dem Ding wirklich das Wetter kontrollieren?« fragte er.
»Ja.«
»Woher weißt du das?«
»Ich habe es ausprobiert. Es funktioniert.«
»Was hast du gemacht?«
»Das Unwetter heute nachmittag. Dafür war ich verantwortlich.«
»Ich weiß nicht recht ...«
»Was?«
»Ich frage mich, was ich mit dieser Art von Macht angefangen hätte. Was ich damit tun würde.«
»Mein erster Gedanke«, sagte ich und schlug mit der Handfläche gegen die Mauer meines Mausoleums, »lief darauf hinaus, dieses Ding durch Blitze zu zerschmettern. Damit jeder genau wußte, was ich fühlte und wozu
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