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Die Prinzen von Amber

Titel: Die Prinzen von Amber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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einmal hatte ich mich bei Flora durchgesetzt, und damals hatte ich viel weniger gewußt. Ich beschloß, bei dem erprobten Rezept zu bleiben.
    »Ich war nicht in der Lage auszusteigen und mir anzusehen, was getroffen worden war«, sagte ich. »Ich hörte die Schüsse. Ich verlor die Kontrolle über den Wagen. Ich nahm an, daß es ein Reifen war, doch ich war meiner Sache nicht sicher. Ich habe die Frage auch nur aufgebracht, weil ich erfahren wollte, woher du wußtest, daß es ein Reifen war.«
    »Ich sagte dir schon, daß Eric mir davon erzählt hat.«
    »Nein, aber mir war viel wichtiger,
wie
du das gesagt hast. Deinem Tonfall nach zu urteilen, wußtest du die Einzelheiten schon vor seinem Anruf.«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Verzeih mir wegen der Ausdrucksweise«, sagte sie. »Dazu kommt es manchmal, wenn man die Dinge im Rückblick überdenkt, wenn man längst alles weiß. Ich muß leider abstreiten, was du hier andeutest. Ich hatte nichts damit zu tun und hatte vor dem Ereignis keine Ahnung davon.«
    »Da Eric nicht mehr in der Lage ist, irgend etwas zu bestätigen oder abzustreiten, müssen wir es wohl dabei bewenden lassen«, sagte ich. »Im Augenblick jedenfalls.« Die letzten Worte setzte ich hinzu, damit sie sich noch mehr als bisher auf ihre Verteidigung konzentrierte, damit sie abgelenkt wurde von jedem möglichen Hinweis in Wort oder Ausdruck, aus dem sie womöglich auf die noch vorherrschenden kleinen Lücken in meinem Gedächtnis schließen konnte. »Hast du später noch erfahren, wer die Person mit dem Gewehr gewesen ist?« fragte ich.
    »Niemals«, erwiderte sie. »Vermutlich ein gemieteter Gangster. Ich weiß es nicht.«
    »Hast du eine Vorstellung, wie lange ich bewußtlos war, ehe ich gefunden und in ein Krankenhaus gebracht wurde?«
    Wieder schüttelte sie den Kopf.
    Irgend etwas störte mich, doch ich vermochte nicht genau zu bestimmen, was es war.
    »Hat Eric dir gesagt, zu welcher Zeit ich ins Krankenhaus gebracht wurde?«
    »Nein.«
    »Als ich bei dir war, warum hast du versucht, zu Fuß nach Amber zurückzukehren? Warum hast du nicht Erics Trumpf verwendet?«
    »Ich bekam keinen Kontakt mit ihm.«
    »Du hättest einen anderen von uns ansprechen können, der dich geholt hätte«, sagte ich. »Flora – ich glaube, du lügst mich an.«
    Eigentlich waren die Worte nur ein Schuß ins Dunkle, um zu sehen, wie sie reagierte. Warum auch nicht?
    »Inwiefern?« fragte sie. »Ich bekam mit niemandem Kontakt. Sie waren alle irgendwie beschäftigt. Meinst du das?«
    Sie sah mich lauernd an.
    Ich hob den Arm und deutete auf sie, und hinter mir, unmittelbar vor dem Gebäude, zuckte ein Blitz auf. Der Donnerschlag war ebenfalls sehr eindrucksvoll.
    »Du versündigst dich durch Auslassung«, sagte ich probehalber.
    Sie bedeckte das Gesicht mit den Händen und begann zu weinen.
    »Ich weiß nicht, was du meinst!« sägte sie. »Ich habe alle deine Fragen beantwortet! Was willst du von mir? Ich weiß nicht, wohin du wolltest oder wer auf dich geschossen hat oder wann es geschah! Ich weiß nur die Tatsachen, die ich dir eben aufgezählt habe, verdammt nochmal!«
    Entweder war sie ehrlich oder mit diesen Mitteln nicht zu überführen, überlegte ich. Wie dem auch immer – ich verschwendete meine Zeit. So kam ich nicht weiter. Außerdem sollte ich den Unfall lieber auf sich beruhen lassen, ehe sie sich Gedanken zu machen begann über seine Bedeutung für mich. Wenn mir noch etwas entgangen war, wollte ich es als erster finden.
    »Komm mit«, sagte ich.
    »Wohin?«
    »Ich möchte, daß du etwas für mich identifizierst. Den Grund sage ich dir hinterher.«
    Sie erhob sich und folgte mir. Ich führte sie durch den Flur zu der Leiche, ehe ich ihr die Geschichte mit Caine vortrug. Sie betrachtete ziemlich ungerührt den Toten. Dann nickte sie.
    »Ja«, sagte sie und setzte hinzu: »Selbst wenn ich das Wesen nicht kenne, würde ich es gern behaupten – für dich.«
    Ich knurrte etwas Unverbindliches. Familientreue rührt mich immer an. Ich war mir nicht schlüssig, ob sie mir glaubte, was ich über Caines Tod erzählt hatte, doch letztlich war mir das nicht wichtig. Ich erzählte ihr nichts über Brand, über den sie offenbar auch nichts Neues wußte. Als alles gesagt war, war ihr einziger Kommentar: »Das Juwel steht dir gut. Was ist mit dem Kopfschmuck?«
    »Reden wir nicht davon – dazu ist es zu früh«, erwiderte ich.
    »Was immer dir meine Unterstützung nützen kann ...«
    »Ich weiß«, sagte ich. »Ich

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