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Die Prinzen von Amber

Titel: Die Prinzen von Amber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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Entfremdung oder nur Vorsicht zurückzuführen war, wußte ich nie genau zu sagen. Wahrscheinlich spielten alle Elemente mit hinein. Sie war nicht allzu oft in Amber anzutreffen.
    ... Und die Tatsache, daß wir eine Ansammlung von Individuen und keine Gruppe, keine Familie waren, zu einer Zeit, da ich eine Art gemeinsamer Identität zu schaffen wünschte, einen Willen zur Zusammenarbeit – dies führte zu meinen Feststellungen und zu Randoms Zustimmung.
    Ich spürte ein vertrautes Wesen, hörte ein »Hallo, Corwin«, und da war Deirdre, die sich mir zuwandte. Ich streckte die Hand aus, ergriff die ihre, hob sie an die Lippen. Sie machte einen Schritt vorwärts, wie die erste Figur eines formellen Tanzes, und stand dann dicht vor mir, sah mich an. Einen Augenblick lang hatte ein vergittertes Fenster ihren Kopf und ihre Schultern eingerahmt und ein kostbarer Teppich hatte die Wand zu ihrer Linken geschmückt. Natürlich war dieser Effekt sorgfältig geplant gewesen. Trotzdem wirksam. Sie hielt meinen Trumpf in der linken Hand und lächelte. Als sie erschien, blickten die anderen in unsere Richtung, und sie schlug, sich langsam drehend, mit ihrem Lächeln zurück, wie eine Mona Lisa mit Maschinenpistole.
    »Corwin«, sagte sie, gab mir einen Kuß und trat zurück. »Ich fürchte, ich bin früh dran.«
    »Niemals«, sagte ich und wandte mich an Random, der schon aufgestanden war.
    »Darf ich dir etwas zu trinken holen, Schwester?« fragte er, nahm sie an der Hand und deutete mit einer Kopfbewegung auf die Anrichte.
    »Aber ja. Vielen Dank.« Und er führte sie fort und schenkte ihr Wein ein und vermied – oder verzögerte – auf diese Weise ihren üblichen Zusammenstoß mit Flora. Zumindest nahm ich an, daß die alte Animosität noch bestand, so wie ich sie in Erinnerung hatte. Das Manöver beraubte mich zwar für den Augenblick ihrer Gesellschaft, doch es trug dazu bei, den häuslichen Frieden zu wahren, der mir gerade jetzt ziemlich wichtig war. Wenn er will, ist Random in solchen Dingen ziemlich geschickt.
    Ich trommelte mit den Fingern auf der Tischkante herum, rieb mir die schmerzende Schulter, schlug die Beine übereinander und stellte sie wieder nebeneinander. Ich überlegte, ob ich mir eine Zigarette anzünden sollte ...
    Plötzlich war er da. Am entgegengesetzten Ende des Zimmers hatte sich Gérard nach links gewandt, hatte etwas gesagt und die Hand ausgestreckt. Einen Sekundenbruchteil später hielt er die linke und einzige Hand Benedicts, des letzten Mitglied unserer Gruppe.
    Also schön. Mit der Tatsache, daß Benedict durch Gérards und nicht durch meinen Trumpf gekommen war, brachte er seine Gefühle mir gegenüber zum Ausdruck. War dies zugleich ein Hinweis auf eine Allianz, die den Zweck hatte, mich zu kontrollieren? Zumindest sollte sein Schritt entsprechende Zweifel in mir wecken. War es vielleicht Benedict gewesen, der Gérards kleine Kampfübung mit mir angeregt hatte? Wahrscheinlich.
    In diesem Augenblick stand Julian auf, durchquerte das Zimmer, sagte etwas zu Benedict und schüttelte ihm die Hand. Der Vorgang erweckte Llewellas Aufmerksamkeit. Sie wandte sich um, schloß ihr Buch und legte es zur Seite. Lächelnd trat sie vor, begrüßte Benedict, nickte Julian zu, sagte etwas zu Gérard. Die kleine Runde trat enger zusammen, begann sich angeregt zu unterhalten. Also schön, also schön.
    Vier und drei. Und zwei in der Mitte ...
    Ich musterte die Gruppe auf der anderen Seite und wartete. Wir waren nun alle beisammen, und ich hätte um Aufmerksamkeit bitten und mit der Tagesordnung beginnen können. Aber ...
    Die Versuchung war zu groß. Wir alle spürten die Spannung, das wußte ich. Es war, als wären im Zimmer plötzlich zwei magnetische Pole aktiviert worden. Ich war neugierig, wie sich die Metallsplitter formieren würden.
    Flora warf mir einen kurzen Blick zu. Ich nahm nicht an, daß sie es sich über Nacht anders überlegt hatte – es sei denn, es hatte neue Entwicklungen gegeben. Nein, ich war zuversichtlich, daß ich den nächsten Zug richtig vorausgesehen hatte.
    Und damit irrte ich mich nicht. Ich hörte sie etwas von Durst und einem Glas Wein sagen. Sie wandte sich halb um und machte eine Bewegung in meine Richtung, als erwarte sie, daß Fiona sie begleiten würde. Als dies nicht geschah, zögerte sie einen Augenblick lang. Damit stand sie plötzlich im Mittelpunkt des allgemeinen Interesses. Sie erkannte diese Tatsache, traf eine schnelle Entscheidung und kam lächelnd zu

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