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Die Prinzen von Amber

Titel: Die Prinzen von Amber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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mir.
    »Corwin«, sagte sie. »Ich glaube, ich möchte ein Glas Wein haben.«
    Ohne den Kopf zu wenden, ohne den Blick von dem Tableau vor mir zu nehmen, rief ich: »Random, schenk doch bitte Flora ein Glas Wein ein, ja?«
    »Aber natürlich«, erwiderte er, und ich vernahm die dazugehörigen Geräusche.
    Flora nickte, gab ihr Lächeln auf und ging an mir vorbei nach rechts.
    Vier und vier, womit Fiona hell lodernd in der Mitte des Zimmers verblieb. Sie wußte genau, was los war, und genoß die Situation; sie trat vor den ovalen Spiegel mit dem kostbar geschnitzten dunklen Rahmen, der zwischen den beiden nächsten Regalgruppen hing, und machte Anstalten, ein paar lockere Strähnen an ihrer linken Schläfe zu befestigen.
    Ihre Bewegung erzeugte ein grünsilbernes Aufzucken zwischen den roten und goldenen Mustern des Teppichs in der Nähe der Stelle, wo ihr linker Fuß gestanden hatte.
    Ich wußte nicht, ob ich fluchen oder lächeln sollte. Das durchtriebene Luder konnte ihre Spielchen nicht lassen! Doch immer großartig ... Nichts hatte sich verändert. Weder fluchend noch lächelnd trat ich vor, wie sie es auch nicht anders erwartet hatte.
    Doch auch Julian näherte sich, und sogar ein wenig schneller als ich. Er war ihr näher gewesen und hatte es vielleicht einen Sekundenbruchteil eher gesehen.
    Er hob das Gebilde auf und ließ es langsam hin und her pendeln.
    »Dein Armband, Schwester«, sagte er freundlich. »Es scheint deinem Arm entsagt zu haben, das dumme Ding. Hier – gestatte bitte.«
    Sie streckte ihm die Hand entgegen und bedachte ihn zugleich mit einem Blick unter gesenkten Lidern und einem entsprechenden Lächeln, während er die Smaragdkette wieder schloß. Als er fertig war, ließ er ihre Hand zwischen seinen beiden Händen verschwinden und wandte sich seiner Ecke zu.
    »Ich glaube, du hättest Spaß an dem netten Witz, den wir gerade erzählen wollten«, begann er.
    Ihr Lächeln wurde womöglich noch breiter, als sie ihre Hand löste. »Danke, Julian«, erwiderte sie, machte kehrt und nahm meinen Arm. »Ich glaube, mir steht der Sinn im Augenblick mehr nach einem Glas Wein.«
    Ich nahm sie mit und sorgte dafür, daß sie die gewünschte Erfrischung bekam. Fünf gegen vier.
    Julian, der etwas dagegen hat, starke Gefühle an den Tag zu legen, kam gleich darauf zu einem Entschluß und folgte uns in unsere Ecke. Er schenkte sich ein Glas Wein ein, trank, musterte mich einige Sekunden lang und sagte schließlich: »Ich glaube, wir sind jetzt alle da. Wann gedenkst du anzufangen mit dem, weswegen du uns hergeholt hast?«
    »Ich sehe keinen Grund für eine weitere Verzögerung«, sagte ich, »nachdem nun jeder hier seinen Auftritt gehabt hat.« Ich hob meine Stimme und sprach die Gruppe auf der anderen Seite an. »Es ist soweit. Machen wir es uns bequem.«
    Die anderen wanderten herüber. Stühle wurden herangezogen; man setzte sich. Frischer Wein wurde eingeschenkt. Gleich darauf hatten wir ein Publikum.
    »Vielen Dank«, sagte ich, als man ganz zur Ruhe gekommen war. »Mir liegen heute abend etliche Dinge am Herzen, von denen einige vielleicht sogar tatsächlich zur Sprache kommen. Der Verlauf des Abends wird natürlich vom ersten Schritt abhängen, und den werden wir sofort tun. Random, berichte, was du mir gestern erzählt hast.«
    »Schön.«
    Ich zog mich auf den Stuhl hinter dem Tisch zurück, und Random setzte sich auf die Kante des seinen. Ich machte es mir bequem und hörte noch einmal die Geschichte seiner Kontaktaufnahme mit Brand und seines Rettungsversuchs. Es war eine gekürzte Version ohne Mutmaßungen, die mich eigentlich seit dem Augenblick nicht wieder losgelassen hatten, seit Random sie mir eingepflanzt hatte. Doch trotz der Auslassung bekamen die anderen die möglichen Weiterungen durchaus mit, das wußte ich. Dies war der Hauptgrund, weshalb ich Random sofort das Wort ergreifen ließ. Hätte ich nur den Versuch unternommen, meinen Verdacht vorzutragen und zu untermauern, wäre man zweifellos der Ansicht gewesen, ich huldigte dem überlieferten Brauch, die Aufmerksamkeit von mir selbst abzulenken – eine Überlegung, die sofort dazu führen mußte, daß sich die Aufnahmebereitschaft mir gegenüber auf Null senkte. Auf diese Weise jedoch mochten die anderen zwar der Meinung sein, Random würde nur die Dinge sagen, die ich ihn sagen lassen wollte, aber sie würden ihn bis zum Ende anhören und sich die ganze Zeit fragen, was das alles sollte. Sie würden sich mit den vorgetragenen Ideen

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