Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Prinzen von Amber

Titel: Die Prinzen von Amber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
Vom Netzwerk:
befassen und zu erkennen versuchen, weshalb ich die Konferenz einberufen hatte. Sie würden sich soviel Zeit nehmen, daß die Theorien Wurzeln schlagen konnten, vorbehaltlich eines späteren Beweises. Und sie würde sich fragen, ob wir diese Beweise vorlegen konnten. Dieselbe Frage stellte ich mir auch.
    Während ich wartete und mir Gedanken machte, beobachtete ich die anderen. Mehr noch als mein Mißtrauen erforderte es die schlichte Neugier, daß ich diese Gesichter nach Reaktionen und Hinweisen absuchte, soweit ich das vermochte – Gesichter, die ich besser kannte als alle anderen. Natürlich verrieten sie mir nichts. Vielleicht stimmte es tatsächlich, daß man sich einen Menschen nur beim ersten Zusammentreffen richtig ansieht und danach beim Wiedererkennen jeweils nur ein paar geistige Kürzel absolviert. Mein Gehirn ist faul genug, um dieser These ihren Wahrscheinlichkeitsgehalt zuzubilligen; es nutzt seine Fähigkeit der Abstraktion, um, wo immer möglich, Arbeit zu vermeiden. Diesmal zwang ich mich zum richtigen Hinschauen – aber es nützte trotzdem nichts. Julian behielt seine etwas gelangweilte, leicht amüsierte Maske auf. Gérard wirkte abwechselnd überrascht, wütend und bedrückt. Benedict sah einfach nur düster und mißtrauisch aus. Llewella so trauig und unwägbar wie eh und je. Deirdre machte einen abwesenden Eindruck, Flora einen ergebenen, und Fiona sah sich in der Runde um und stellte ihren eigenen Katalog an Reaktionen zusammen.
    Die einzige Schlußfolgerung, die ich nach einiger Zeit zu ziehen vermochte, war die, daß Random Eindruck machte. Zwar verriet sich niemand, doch ich sah, wie die Langeweile verschwand, wie das alte Mißtrauen wich,, wie neues Mißtrauen erwachte. Das Interesse meiner Geschwister war geweckt, fast eine Art Faszination. Schließlich hatte jeder seine Fragen auf der Zunge. Zuerst nur wenige, dann ein ganzer Schwall.
    »Halt!« ging ich schließlich dazwischen. »Laßt ihn zu Ende erzählen. Die ganze Geschichte. Damit werden einige Fragen gleich beantwortet. Die anderen könnt ihr hinterher noch loswerden.«
    Es wurde genickt und geknurrt, und Random sprach weiter. Er schilderte schließlich unseren Kampf gegen die Fremden bei Flora und deutete an, daß sie aus derselben Ecke kamen wie der Bursche, der Caine umgebracht hatte.
    Flora bestätigte dieses Detail.
    Als dann Fragen gestellt wurden, beobachtete ich die Anwesenden intensiv. Solange es ihnen nur um Randoms Geschichte ging, war alles in Ordnung. Doch ich wollte die Dinge nicht so weit kommen lassen, daß man spekulierte, ob etwa einer von uns hinter der Sache steckte. Sobald es dazu kam, wurde bestimmt auch von mir gesprochen und der Möglichkeit, daß ich meine Spuren zu verwischen trachtete. Dies konnte zu bösen Worten und zu einer Stimmung führen, die ich nun wirklich nicht heraufbeschwören wollte. Da war es schon besser, zunächst die Beweisgrundlage zu schaffen, um späteren Vorhaltungen aus dem Weg zu gehen, den Missetäter nach Möglichkeit sofort einzukreisen und meine Position auf der Stelle zu festigen.
    Ich paßte also auf und wartete meine Zeit ab. Als ich das Gefühl hatte, daß der entscheidende Augenblick nahe herangetickt war, hielt ich die Uhr an.
    »All unser Reden, all unsere Vermutungen wären nicht erforderlich«, sagte ich, »wenn wir hinsichtlich der Tatsachen ein klares Bild hätten. Es gibt vielleicht eine Möglichkeit, sich diese Klarheit zu verschaffen – und zwar auf der Stelle. Deshalb seid ihr alle hier.«
    Das hatte die gewünschte Wirkung. Ich hatte sie gepackt. Sie waren voll da. Aufmerksam. Bereit. Vielleicht sogar willens.
    »Ich schlage vor, wir versuchen Brand zu erreichen und nach Hause zu holen«, sagte ich. »Jetzt.«
    »Wie?« fragte mich Benedict.
    »Durch die Trümpfe.«
    »Das hat man schon versucht«, meinte Julian. »Auf diese Weise ist er nicht ansprechbar. Keine Antwort.«
    »Ich meine nicht den gewöhnlichen Gebrauch der Trümpfe«, erklärte ich. »Ich habe euch gebeten, heute abend einen vollen Satz des Spiels mitzubringen. Ihr habt die Karten mit?«
    Sie nickten.
    »Gut«, sagte ich. »Holen wir Brands Trumpf heraus. Ich schlage vor, daß wir ihn zu neunt gleichzeitig anzusprechen versuchen.«
    »Ein interessanter Gedanke«, bemerkte Benedict.
    »Ja«, stimmte Julian zu, nahm seine Karten heraus und blätterte sie durch. »Einen Versuch ist es auf jeden Fall wert. Vielleicht gewinnen wir dadurch zusätzliche Kraft. Man kann nie wissen.«
    Ich fand Brands

Weitere Kostenlose Bücher