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Die Prinzen von Amber

Titel: Die Prinzen von Amber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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Lebewesen zu unterscheiden, die wir bisher studieren konnten, so daß wir uns viel seltener infizieren. Und wenn es doch einmal dazu kommt, sind wir das Problem auch schneller wieder los. Außerdem besitzen wir erhebliche regenerative Fähigkeiten.
    Hätte aus unserer Runde jemand diese Wunde erlitten, während er ansonsten bei Kräften war, hätte ich prophezeit, daß er überleben würde, wenn er die erste halbe Stunde überstand. Brand jedoch ... Der Zustand, in dem er sich befand ... Niemand konnte eine Prognose stellen.
    Als die anderen mit den Mitteln und Geräten zurückkehrten, säuberte Gérard den Bewußtlosen, nähte die Wunde und verband sie. Er hängte den Tropfer auf, löste Brands Armschellen mit Hammer und Meißel, die Random mitgebracht hatte, bedeckte Brand mit Laken und Decke und maß noch einmal seinen Puls.
    »Wie ist er?« fragte ich.
    »Schwach«, erwiderte Gérard, zog sich einen Stuhl heran und ließ sich neben der Couch nieder. »Jemand soll mir meine Klinge holen – und ein Glas Wein.«
    Llewella ging zur Anrichte, und Random holte ihm von dem Gestell hinter der Tür sein Schwert.
    »Willst du dort dein Lager aufschlagen?« fragte Random und reichte ihm die Waffe.
    »Ja.«
    »Wie wär´s, wenn wir Brand in ein besseres Bett legten?«
    »Er ist hier ganz gut aufgehoben. Ich werde entscheiden, wenn er verlegt werden kann. Zunächst soll mal jemand ein Feuer anzünden. Dann macht ein paar von den Kerzen aus.«
    Random nickte.
    »Wird gemacht«, sagte er und nahm das Messer zur Hand, das Gérard aus Brands Körper gezogen hatte, ein dünnes Stilett, dessen Klinge etwa sieben Zoll lang war. Er legte es auf seine Handfläche.
    »Erkennt es jemand wieder?« fragte er.
    »Ich nicht«, sagte Benedict.
    »Ich auch nicht«, meinte Julian.
    »Nein«, sagte ich.
    Jedes der Mädchen schüttelten den Kopf.
    Random betrachtete die Waffe.
    »Leicht zu verstecken – in einem Ärmel, Stiefel oder Korsett. Ganz schön mutig, das Ding so zu benutzen ...«
    »Eine Verzweiflungstat«, sagte ich.
    »Wäre es möglich, daß einer der Wächter dafür verantwortlich ist?« fragte Julian. »Drüben in der Zelle?«
    »Nein«, sagte Gérard. »Von denen ist keiner nahe genug herangekommen.«
    »Das Messer sieht aus, als könnte man es auch zum Werfen verwenden«, bemerkte Deirdre.
    »O ja, die Balance stimmt«, stellte Random fest und schob die Waffe auf den Fingerspitzen hin und her. »Doch keiner von ihnen hatte freie Bahn oder eine Gelegenheit zum Werfen. Das weiß ich genau.«
    In diesem Augenblick kehrte Llewella zurück. Sie brachte ein Tablett mit Fleischstücken, einem halben Brotlaib, einer Flasche Wein und einem Kelch. Ich räumte einen kleinen Tisch frei und stellte ihn neben Gérards Stuhl. Als Llewella das Tablett absetzte, fragte sie: »Aber warum? Damit bleiben wir übrig. Warum sollte einer von uns so etwas tun wollen?«
    Ich seufzte.
    »Wessen Gefangener ist er wohl gewesen?« fragte ich.
    »Einer von uns steckt dahinter?«
    »Was meinst du wohl? Beispielsweise konnte Brand etwas wissen, das dem Täter das Risiko wert war, zu verhindern, daß es nicht ans Tageslicht kam. Der gleiche Grund hat ihn zuvor in die Zelle und in Gefangenschaft gebracht.«
    Sie runzelte die Stirn.
    »Das ergibt auch keinen Sinn. Warum hat man ihn nicht einfach umgebracht und die Sache damit erledigt?«
    Ich zuckte die Achseln. »Vielleicht hatte man noch Verwendung für ihn. Aber es gibt eigentlich nur einen Mann, der uns diese Frage genau beantworten kann. Wenn ihr ihn findet, müßt ihr ihn fragen.«
    »Oder sie«, sagte Julian. »Schwester, du scheinst plötzlich von einem Übermaß an Naivität befallen!«
    Ihre Augen begegneten Julians Blick – zwei Eisberge, die sich in eisiger Unwägbarkeit anfunkelten.
    »Wenn ich mich richtig erinnere«, sagte sie, »bist du von deinem Stuhl aufgestanden, als sie durchkamen, hast dich nach links gewandt, bist um den Tisch herumgegangen und hast etwas zur Rechten Gérards gestanden. Dabei hast du dich ziemlich weit vorgebeugt. Ich glaube, deine Hände waren nicht sichtbar.«
    »Und wenn ich mich richtig erinnere«, sagte er, »warst du auch in Stichweite, links von Gérard, und hast dich ebenfalls vorgebeugt.«
    »Ich hätte die Tat aber mit der linken Hand begehen müssen – und ich bin Rechtshänderin.«
    »Vielleicht verdankt er das bißchen Leben, das er noch hat, eben dieser Tatsache.«
    »Du bist auffallend bemüht, festzustellen, daß es jemand anders war, Julian.«
    »Schon

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