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Die Prinzen von Amber

Titel: Die Prinzen von Amber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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ihm gehört haben. Und ich auch.«
    »Warst du denn nicht neugierig?« fragte Random. »Hast du nicht nach ihm gesucht?«
    »Natürlich war ich neugierig. Das bin ich auch immer noch. Aber ein Mann hat das Recht, sein eigenes Leben zu leben, ohne daß sich Verwandte einmischen, so gut ihre Absichten auch sein mögen. Er hatte die Krise überwunden und machte nicht den Versuch, sich mit mir in Verbindung zu setzen. Anscheinend wußte er, was er wollte. Er ließ mir durch die Tecys ausrichten, ich solle mir keine Sorgen machen, wenn ich von dem Ereignis hörte, er wisse schon, was er tue.«
    »Die Tecys?« fragte ich.
    »Richtig. Das sind Freunde von mir in den Schatten.«
    Ich verschluckte die Worte, die mir in den Sinn kamen. Ich hatte diese Familie für einen Teil von Daras Geschichte gehalten, in der sie die Wahrheit in anderer Hinsicht oft genug völlig verdreht hatte. Sie hatte zu mir von den Tecys gesprochen, als wären sie ihr bekannt, als hätte sie bei ihnen gewohnt – mit Benedicts Wissen. Es schien mir jedoch nicht der richtige Augenblick zu sein, ihm von meiner Vision tags zuvor in Tir-na Nog´th zu erzählen und von den Dingen, die dabei über seine Beziehung zu dem Mädchen angedeutet worden waren. Ich hatte noch nicht die Zeit gehabt, mich mit dieser Frage und den sich daraus ergebenden Folgerungen auseinanderzusetzen.
    Random stand auf, wanderte hin und her, blieb in der Nähe des Abgrunds stehen. Er hatte sich abgewandt, seine Hände waren auf dem Rücken krampfartig verschränkt. Nach kurzem Zögern drehte er sich um und kehrte zurück.
    »Wie können wir uns mit den Tecys in Verbindung setzen?« fragte er Benedict.
    »Überhaupt nicht«, erwiderte dieser. »Es sei denn, du besuchst sie.«
    Random wandte sich an mich.
    »Corwin, ich brauche ein Pferd. Du sagst, Star hätte schon einige Höllenritte hinter sich ...«
    »Er hat einen anstrengenden Vormittag gehabt ...«
    »Na, so anstrengend nun auch wieder nicht. Das meiste war doch Angst. Er scheint sich wieder beruhigt zu haben. Leihst du ihn mir?«
    Ehe ich antworten konnte, drehte er sich zu Benedict um.
    »Du führst mich doch hin, ja?«
    Benedict zögerte. »Ich weiß nicht, was es da noch mehr zu erfahren gäbe ...«, meinte er.
    »Mir ist alles wichtig! Alles, woran sie sich erinnern – vielleicht an etwas, das sie damals nicht für wichtig hielten, das im Rahmen unseres heutigen Wissens aber sehr wichtig ist.«
    Benedict sah mich an. Ich nickte.
    »Er kann Star nehmen, wenn du bereit bist, ihn zu führen.«
    »Na schön«, sagte Benedict und stand auf. »Ich hole mein Reittier.«
    Er drehte sich um und näherte sich einem großen Schecken, der hinter uns angebunden war.
    »Vielen Dank, Corwin«, sagte Random.
    »Du kannst mir deinerseits einen Gefallen erweisen.«
    »Welchen?«
    »Leih mir Martins Trumpf.«
    »Wozu denn?«
    »Mir ist da eben ein Gedanke gekommen – zu kompliziert, um ihn jetzt zu erklären; du willst ja gleich aufbrechen. Schaden kann er jedenfalls nicht.« Er biß sich auf die Unterlippe.
    »Na schön. Wenn du damit fertig bist, will ich ihn aber zurück.«
    »Selbstverständlich.«
    »Hilft uns das bei der Suche nach ihm?«
    »Vielleicht.«
    Er reichte mir die Karte.
    »Kehrst du jetzt in den Palast zurück?« wollte er wissen.
    »Ja.«
    »Kannst du dann Vialle sagen, was geschehen ist und wohin ich geritten bin? Sie macht sich sonst Sorgen.«
    »Klar.«
    »Ich passe gut auf Star auf.«
    »Das weiß ich. Viel Glück.«
    »Danke.«
    Ich ritt auf Feuerdrache. Ganelon ging neben mir zu Fuß; er hatte darauf bestanden. Wir folgten dem Weg, auf dem ich am Tage der Schlacht Dara in die Stadt verfolgt hatte. Abgesehen von den kürzlichen Entwicklungen war es vermutlich dieser Umstand, der mich erneut an sie denken ließ. Ich entstaubte meine Gefühle, betrachtete sie gründlich und erkannte, daß mich mehr als reine Neugier zu ihr hinzog – trotz der Spielchen, die sie mit mir getrieben hatte, trotz der Morde, an denen sie zweifellos beteiligt war, trotz ihrer klar ausgesprochenen Pläne mit unserer Welt. Im Grunde überraschten mich diese Empfindungen nicht. Als ich das letztemal in der Kaserne meiner Emotionen Überraschungsvisite hielt, hatten die Dinge schon ähnlich gestanden. Nun stellte ich mir die Frage, wie wahrheitsgemäß denn meine Vision der letzten Nacht gewesen sein mochte, in der ihre mögliche Abkunft von Benedict behauptet worden war. Es gab tatsächlich eine gewisse äußerliche Ähnlichkeit, und ich war

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