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Die Prinzen von Amber

Titel: Die Prinzen von Amber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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oder Bleys endlich zu ihm vorgestoßen? Hatte er die vorgeschlagenen Morde allein durchführen wollen und war auf Gegenwehr gestoßen, war er womöglich durch den Trumpf eines seiner Opfer gezogen worden? Hatten sich seine alten Verbündeten aus den Höfen des Chaos irgendwie zu ihm durchgekämpft? Oder war schließlich einer seiner hornhändigen Turmwächter zu ihm vorgedrungen? Oder war es so gewesen, wie ich Gérard hatte einreden wollen – eine versehentliche Selbstverletzung während eines Wutanfalls, gefolgt von einer Flucht im Zorn, in der Absicht, seinen finsteren Gedanken und Plänen an einem anderen Ort nachzuhängen?
    Wenn ein einzelnes Ereignis so viele Fragen auslöst, läßt es sich selten mit reiner Logik klären. Trotzdem mußte ich mir alle Möglichkeiten vor Augen halten, damit ich etwas Konkretes hatte, sobald weitere Tatsachen hervortraten. Zunächst überdachte ich noch einmal gründlich die Dinge, die er mir gesagt hatte, und prüfte seine Behauptungen im Licht jener Informationen, die ich inzwischen erlangt hatte. Mit einer Ausnahme zweifelte ich die Tatsachen im wesentlichen nicht an. Er hatte ein zu raffiniertes Bauwerk errichtet, als daß man es nun einfach umstürzen konnte – immerhin hatte er viel Zeit gehabt, sich all diese Dinge zu überlegen. Nein, es war die Art seiner Darstellung der Ereignisse, die etwas verbarg. Sein neuester Vorschlag gab mir praktisch die Gewähr dafür.
    Der alte Weg wand sich, wurde breiter, dann wieder schmaler, schwang sich nach Nordwesten und bergab in den dichter werdenden Wald hinein. Der Wald selbst hatte sich kaum verändert. Es schien sich um denselben Pfad zu handeln, auf dem ein junger Mann vor Jahrhunderten geritten war, nur so zum Spaß, fasziniert das gewaltige grüne Reich erkundend, das sich über den größten Teil des Kontinents erstreckte. Es wäre schön, mal wieder einen solchen Ritt zu unternehmen, aus keinem anderen Grund, als sich zu vergnügen.
    Nach etwa einer Stunde hatte ich mich ziemlich weit in den Wald vorgearbeitet. Die Bäume waren riesige schwarze Türme; das bißchen Sonnenlicht, das noch zu sehen war, verfing sich wie Phoenixnester in den höheren Ästen, eine ewig feuchte, dämmrige Weichheit ließ die Umrisse von Stämmen, Stümpfen, Ästen und moosbewachsenen Felsen verschwimmen. Ein Hirsch verließ sich nicht auf die Deckung des Dickichts zu meiner Rechten und sprang vor mir über den Weg. Vogelstimmen erschallten ringsum, doch niemals in der Nähe. Von Zeit zu Zeit kreuzte ich die Spuren anderer Reiter. Einige waren noch ziemlich frisch, doch sie blieben nicht lange auf dem Weg. Kolvir war seit längerer Zeit außer Sicht.
    Der Weg stieg wieder an, und ich wußte, daß ich in Kürze eine kleine Erhebung erreichen und zwischen einigen Felsen hindurchkommen würde, woraufhin es dann wieder bergab ging. Der Baumbestand wurde zum Kamm hin dünner, bis ich schließlich sogar den Himmel zu Gesicht bekam. Die Himmelsfläche nahm weiter zu, und als ich die Anhöhe erreichte, hörte ich den fernen Ruf eines Raubvogels.
    Ich hob den Kopf und erblickte einen großen dunklen Umriß, der sich in weiten Kreisen am Himmel bewegte. Ich erreichte die Felsbrocken und trieb Drum zu schnellerer Gangart an, als der Weg klar vor mir lag. Wir stürmten den Hang hinab, bestrebt, in die Deckung der großen Bäume zurückzukehren.
    Wieder schrie der Vogel, doch wir erreichten unbehindert den Schatten, die Dämmerung. Ich ließ das Pferd allmählich wieder langsamer gehen und hielt die Ohren offen, doch es waren keine beunruhigenden Laute zu hören. Die Umgebung hatte große Ähnlichkeit mit dem Wald auf der anderen Seite der Erhebung, bis auf einen kleinen Wasserlauf, dem wir eine Zeitlang folgten, ehe wir ihn an einer flachen Furt überquerten. Dahinter erweiterte sich der Weg, und ein wenig mehr Licht drang durch das Blätterdach und umschwebte uns etwa eine halbe Meile weit. Unsere Entfernung von Amber reichte fast aus, daß ich mit jenen kleinen Manipulationen der Schatten beginnen konnte, die mich auf den Weg zu meinem früheren Exil führen konnten, der Schatten-Erde. Allerdings war so etwas hier noch ziemlich schwierig, weiter entfernt würde es mir leichter fallen. Ich beschloß, mir und meinem Tier die Mühe zu ersparen, indem ich einen besseren Ausgangspunkt suchte. Bisher war im Grunde noch nichts Bedrohliches passiert. Der Vogel mochte ein Raubtier sein, weiter nichts.
    Nur ein Gedanke machte mir zu schaffen.
    Julian ...
    Arden war

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