Die Prinzen von Amber
erledigt.«
Er richtete sich auf und blickte mir einen Augenblick lang beim Klettern zu. Er griff nicht nach seiner Klinge. Als ich die Spitze erreichte und noch etwa sieben Meter von ihm entfernt war, verschränkte er die Arme vor der Brust und senkte den Kopf.
Ich zog Grayswandir und trat vor. Ich gebe zu, ich wollte ihn umbringen, welche Körperhaltung er auch einnehmen mochte. Das rote Licht hatte sich noch verstärkt, so daß wir nun in Blut getaucht zu sein schienen. Der Wind umtobte uns heulend, und aus dem Tal unter uns grollte Donner.
Plötzlich verblaßte Brand. Seine Umrisse verschwammen, und als ich die Stelle erreichte, an der er gestanden hatte, war er verschwunden.
Fluchend verharrte ich einen Augenblick lang und dachte an die Gerüchte, wonach er irgendwie in einen lebendigen Trumpf verwandelt worden war und sich innerhalb kürzester Zeit überall hinversetzen konnte.
Von unten war ein Geräusch zu hören ...
Ich eilte zum Rand und blickte hinab. Star strampelte noch immer mit den Hufen und prustete blutigen Schaum. Ein herzzerreißender Anblick. Aber nicht nur das bekümmerte mich.
Brand stand unter mir. Er hatte die Armbrust wieder an sich gebracht und bereitete einen weiteren Schuß vor.
Ich sah mich nach einem Stein um, doch es war keiner in Reichweite. Dann entdeckte ich ein Wurfgeschoß in der Richtung, aus der ich gekommen war. Ich hastete dorthin, steckte die Klinge fort und hievte den Stein hoch, der etwa so groß war wie eine Wassermelone. Ich kehrte damit an den Rand zurück und suchte Brand.
Er war nicht zu sehen.
Plötzlich kam ich mir sehr ungeschützt vor. Er konnte sich an jede günstige Stelle versetzt haben und bereits auf mich zielen. Ich ließ mich zu Boden fallen, wobei ich über meinen Stein stürzte. Gleich darauf hörte ich den Pfeil rechts von mir auftreffen. Dem Laut folgte Brands amüsiertes Lachen.
Da ich wußte, daß es ihn ein Weilchen beschäftigen würde, die Waffe wieder zu spannen, richtete ich mich auf. Ich schaute in die Richtung, aus der das Lachen gekommen war, und entdeckte ihn auf dem gegenüberliegenden Felsvorsprung, etwa fünf Meter über mir, ungefähr zwanzig Meter entfernt. Der Paßweg lag zwischen uns.
»Wegen des Pferdes tut es mir leid«, sagte er. »Ich hatte auf dich gezielt. Aber dieser verdammte Wind ...«
Doch schon hatte ich eine Vertiefung entdeckt und eilte darauf zu, wobei ich den Felsbrocken als Schild benutzte. Aus der keilförmigen Nische verfolgte ich, wie er einen neuen Pfeil auflegte.
»Ein schwieriger Schuß!« rief er und hob die Waffe. »Eine Herausforderung für jeden Schützen, aber auf jeden Fall die Mühe wert. Ich habe noch genug Pfeile.«
Er lachte, zielte und schoß.
Ich duckte mich und hielt mir den Stein vor den Torso, doch der Pfeil traf etwa zwei Fuß zu weit rechts auf.
»Das hatte ich schon geahnt«, sagte er und machte sich wieder an der Waffe zu schaffen. »Die Windkraft mußte ich erst einmal ausprobieren.«
Ich schaute mich nach kleineren Steinen um, die ich nach ihm hätte werfen können, doch in der Nähe waren keine zu sehen. Daraufhin wandten sich meine Gedanken dem Juwel zu. Angeblich bot es Schutz vor unmittelbarer Gefahr. Aber ich hatte das seltsame Gefühl, daß so etwas nur aus geringer Nähe funktionierte und daß Brand darüber Bescheid wußte und sich das Phänomen zunutze machte. Konnte ich nichts anderes mit dem Juwel unternehmen, um sein Vorhaben zu vereiteln? Für den Lähmungstrick schien er mir zu weit entfernt zu sein, doch ich hatte ihn schon einmal überwältigt, indem ich das Wetter zu meinen Gunsten steuerte. Ich fragte mich, wie weit das Unwetter entfernt war. Ich griff danach und erkannte, daß es Minuten dauern würde – Minuten, die ich nicht hatte –, um jene Bedingungen zu schaffen, aus denen heraus ich einen Blitzstrahl gegen ihn richten konnte. Die Winde aber standen auf einem anderen Blatt. Ich verband mich mit ihnen, spürte sie ...
Brand war beinahe fertig. Der Wind begann durch den Paß zu kreischen.
Ich habe keine Ahnung, wo sein nächster Schuß landete. Jedenfalls nicht in meiner Nähe. Wieder begann er die Waffe zu spannen, während ich die Faktoren für einen Blitzstrahl zusammenzuholen begann ...
Als er fertig war, als er wieder die Waffe hob, ließ ich den Wind erneut heftiger wehen. Ich sah ihn zielen, sah ihn tief Luft holen und den Atem anhalten. Dann senkte er den Bogen und starrte mich an. »Eben geht mir auf«, rief er, »daß du den Wind in der
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