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Die Prinzen von Amber

Titel: Die Prinzen von Amber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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Julian: »Seht die Krönung eines neuen Königs in Amber!« Dann flüsterte er mir zu: »Nimm die Krone und reiche sie Eric. Er wird sich selbst krönen.«
    Ich starrte auf die Krone von Amber, die auf dem von Caine dargereichten Kissen lag.
    Sie war aus Silber geschmiedet und hatte sieben Spitzen, die jeweils von einem Edelstein abgeschlossen wurden. Sie war mit Smaragden besetzt, und links und rechts schimmerte je ein riesiger Rubin.
    Ich regte mich nicht, dachte an die vielen Male, da ich das Gesicht meines Vaters unter dieser Krone gesehen hatte.
    »Nein«, sagte ich einfach und spürte einen Hieb an der linken Wange.
    »Nimm sie und gib sie Eric!« wiederholte er.
    Ich versuchte nach ihm zu schlagen, doch man hatte die Ketten eng angezogen.
    Wieder wurde ich geprügelt.
    Ich starrte auf die hohen Spitzen der Krone.
    »Also gut«, sagte ich schließlich und griff danach.
    Ich hielt sie eine Sekunde lang in beiden Händen, setzte sie mir mit schneller Bewegung auf den Kopf und erklärte: »Hierdurch kröne ich mich, Corwin, zum König von Amber!«
    Die Krone wurde mir sofort wieder abgenommen und auf das Kissen zurückgestellt. Mehrere Schläge trafen mich auf den Rücken. Die Menschen im Saal begannen zu murmeln.
    »Und jetzt versuch es noch mal«, sagte Julian. »Nimm die Krone und reiche sie Eric.«
    Wieder ein Schlag.
    »Gut«, sagte ich, als ich spürte, daß mein Hemd feucht wurde.
    Diesmal schleuderte ich das Staatssymbol, in der Hoffnung, Eric ein Auge damit auszustechen.
    Doch er fing die Krone mit der rechten Hand auf und lächelte auf mich herab, während ich brutal zusammengeschlagen wurde.
    »Vielen Dank«, sagte er. »Nun hört mich an, Ihr Anwesenden und auch Ihr, die Ihr aus den Schatten lauscht – ich übernehme von diesem Tage an Krone und Thron. Ich ergreife das Szepter des Königreichs von Amber. Ich habe mir den Thron in fairem Kampf errungen und besteige ihn mit dem Rechte meines Blutes.«
    »Lügner!« brüllte ich, und eine Hand wurde mir über den Mund gelegt.
    »Hiermit kröne ich mich – Eric der Erste, König von Amber.«
    »Lang lebe der König!« riefen die Edelleute dreimal hintereinander.
    Dann beugte er sich vor und flüsterte mir zu: »Deine Augen haben den schönsten Anblick genossen, den sie jemals sehen werden ... Wachen! Bringt Corwin in die Schmiede und brennt ihm die Augen aus! Er soll sich an die herrlichen Szenen dieses Tages als die letzten erinnern, die er jemals vor Augen hatte! Dann werft ihn in die Schwärze des tiefsten Verlieses unter Amber, auf daß sein Name vergessen sei!«
    Ich spuckte aus und wurde erneut niedergeprügelt.
    Ich wehrte mich jeden Meter, wurde aber aus dem Saal geschleift. Niemand sah mich dabei an, und meine letzte Erinnerung ist der Anblick Erics auf seinem Thron, wie er den Edelleuten Ambers lächelnd sein Wohlwollen aussprach.
    Mir wurde angetan, was er befohlen hatte, und gnädigerweise wurde ich ohnmächtig, ehe das Werk vollendet war.
    Ich habe keine Vorstellung, wieviel Zeit verstrichen war, als ich in absoluter Dunkelheit erwachte und den fürchterlichen Schmerz in meinem Kopf bewußt erlebte. Vielleicht geschah es in diesem Augenblick, daß ich den Fluch ausstieß, vielleicht hatte ich ihn aber schon vorher geäußert, als sich die weißglühenden Eisen näherten. Ich weiß es nicht mehr. Doch ich wußte, daß Eric auf dem Thron keine Ruhe finden würde, denn der Fluch eines Prinzen von Amber, in äußerstem Zorn ausgesprochen, hat stets seine Wirkung.
    In der absoluten Dunkelheit meiner Zelle tastete ich im Stroh herum, und keine Tränen kamen. Das war das Schreckliche daran. Nach einer Weile – O Götter! Nur Ihr und ich wißt, wie lange es dauerte – kehrte der Schlaf zurück.
    Als ich erwachte, war der Schmerz noch immer da. Ich richtete mich auf. Ich schritt meine Zelle ab. Vier Schritte breit, fünf Schritte lang. Ein stinkendes Toilettenloch im Fußboden und eine halb verfaulte Strohmatratze in einer Ecke. Die Tür wies im unteren Teil einen kleinen Schlitz auf, und dahinter befand sich ein Tablett mit einem harten Stück Brot und einer Flasche Wasser. Ich aß und trank, ohne mich erfrischt zu fühlen.
    Mein Kopf schmerzte derart, daß ich keine Ruhe fand.
    Ich schlief soviel ich konnte, doch niemand kam mich besuchen. Ich erwachte und kroch durch meine Zelle, tastete nach meinem Essen und verzehrte es, wenn ich etwas fand.
    Nach sieben Schlafperioden waren meine Augenhöhlen frei von Schmerz. Ich haßte meinen Bruder, der

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