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Die Prinzen von Amber

Titel: Die Prinzen von Amber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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seufzte erleichtert. Ich hatte befürchtet, daß seine Zurückhaltung während der Meeresschlacht ihn bei Eric in Ungnaden gebracht haben könnte.
    »Und was ist mit Random?«
    »Der ist irgendwo hier im Gefängnis.«
    »Was? Er wurde gefangen?«
    »Ja. Er hat in Rebma das Muster abgeschritten und ist gleich darauf mit einer Armbrust hier aufgetaucht. Er hat Eric verwundet, ehe man ihn gefangennahm.«
    »O wirklich? Warum hat man ihn nicht umgebracht?«
    »Na ja, den Gerüchten zufolge hat er in Rebma eineEdelfrau geheiratet. Eric will zur Zeit wohl keinen Ärger mit Rebma heraufbeschwören. Moire herrscht über ein ziemlich großes Königreich, und es wird gemunkelt, daß sich Eric mit dem Gedanken trägt, ihr die Ehe anzutragen. Natürlich nur Geschwätz. Aber interessant.«
    »Ja«, sagte ich.
    »Dich hat sie gemocht, nicht wahr?«
    »Gewissermaßen. Woher weißt du das alles?«
    »Ich war dabei, als Random verurteilt wurde. Hinterher konnte ich einen Augenblick mit ihm sprechen. Lady Vialle, die sich als seine Frau ausgibt, hat gebeten, zu ihrem Mann ins Gefängnis ziehen zu dürfen. Eric weiß noch nicht recht, wie er darauf antworten soll.«
    Ich dachte an das blinde Mädchen, das ich nicht kannte, und war verwundert über ihre Reaktion.
    »Wie lange ist das alles her?« wollte ich wissen.
    »Hm. Vierunddreißig Tage«, erwiderte er. »Ich meine, an dem Tag tauchte Random auf. Eine Woche später äußerte Vialle ihre Bitte.«
    »Sie muß eine seltsame Frau sein, wenn sie Random wirklich liebt.«
    »Derselbe Gedanke ist mir auch gekommen«, erwiderte er. »Ein ungewöhnlicheres Paar kann ich mir gar nicht vorstellen.«
    »Wenn du ihn wiedersiehst, richte ihm doch bitte meine Grüße und mein Bedauern aus.«
    »Ja.«
    »Wie geht es meinen Schwestern?«
    »Deirdre und Llewella wohnen weiterhin in Rebma. Lady Florimel steht bei Eric in hoher Gunst und nimmt bei Hof eine hohe Stellung ein. Wo Fiona im Augenblick ist, weiß ich nicht.«
    »Hat man mal wieder von Bleys gehört? Ich bin sicher, daß er tot ist.«
    »Er muß tot sein«, sagte Rein. »Allerdings wurde seine Leiche nicht gefunden.«
    »Und was ist mit Benedict?«
    »Verschollen wie eh und je.«
    »Und Brand?«
    »Kein Wort von ihm.«
    »Damit hätten wir wohl den ganzen Stammbaum abgegrast, wie er sich im Augenblick darstellt. Hast du in letzter Zeit neue Balladen geschrieben?«
    »Nein«, sagte er. »Ich arbeite noch an der ›Belagerung von Amber‹, aber wenn überhaupt etwas daraus wird, dann wohl ein Untergrunderfolg.«
    Ich streckte die Hand durch die winzige Öffnung in der Tür.
    »Ich möchte dir gern die Hand drücken«, sagte ich und spürte seine Hand an der meinen. »Es war lieb von dir, daß du mir diese Freude gemacht hast. Aber laß es dabei bewenden. Es wäre töricht, Erics Zorn zu wecken.«
    Er drückte mir die Hand, murmelte etwas und war verschwunden.
    Ich ertastete sein Paket und stopfte mich mit dem Fleisch voll, bei dem es sich um den verderblichsten Teil der Nahrungsmittel handelte. Dazu verzehrte ich einen großen Teil des Brots und erkannte dabei, daß ich fast vergessen hatte, wie gut es einem schmecken kann. Darauf wurde ich müde und schlief ein. Ich glaube nicht, daß ich sehr lange geschlummert habe; als ich wieder erwachte, öffnete ich eine der Weinflaschen.
    In meinem geschwächten Zustand brauchte ich gar nicht viel zu trinken, um angeheitert zu sein. Ich nahm eine Zigarette, setzte mich auf meine Matratze, lehnte mich an die Wand und überlegte.
    Ich erinnerte mich an Rein als Kind. Ich war damals schon erwachsen, und er war Anwärter für den Posten des Hofnarren. Ein hagerer, intelligenter Jüngling. Seine Mitmenschen hatten ihn zu oft verspottet, ich eingeschlossen. Aber ich komponierte Musik und schrieb Balladen, und er hatte sich irgendwo eine Gitarre besorgt und sich das Spielen beigebracht. Bald sangen wir zusammen. Mit der Zeit wuchs meine Zuneigung zu ihm, und wir übten zusammen an den Waffen. Er stellte sich dabei ziemlich ungeschickt an, doch es tat mir irgendwie leid, wie ich ihn früher behandelt hatte, wo er doch so positiv auf meine lyrischen Werke eingegangen war, und so lehrte ich ihn die Finten und machte ihn zu einem passablen Säbelfechter. Ich hatte diese Handlungsweise nie bedauern müssen, und er wohl auch nicht. Nach einiger Zeit wurde er Sänger am Hofe Ambers. Die ganze Zeit hindurch hatte ich ihn meinen Pagen genannt, und als die Kriege gegen die düsteren Dinge aus den Weirmonken genannten

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