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Die Prinzen Von Irland

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Titel: Die Prinzen Von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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Stille an dem großen See. Langweilig? Nein,
dachte er, selbst in tausend Leben nicht. »Nein, ehrwürdiger Vater.«
    »Aber der Weg des
Geistes ist beschwerlich, verstehst du.« Der Blick des Abtes wurde etwas
strenger. »Es geht nicht nur darum, ein Leben zu finden, das einem genehm ist.
Früher oder später muss man in vielem Entsagung üben. Hier in Glendalough«,
fuhr er fort, »haben wir strenge Regeln. Wir leben, so könnte man sagen, wie
eine Gemeinschaft von Einsiedlern. Das Tor ist eng, und der Weg dahin ist
schmal. Und«, fügte er bedächtig hinzu, »du wirst den Versuchungen des
Fleisches nicht entgehen. Niemand entgeht ihnen. Der Teufel« – dabei
schmunzelte er ironisch – »räumt so leicht nicht das Feld. Er stellt uns
Versuchungen in den Weg: Du wirst sie besiegen müssen.« Dann hielt er inne.
»Ich kann dir nicht sagen, was du tun sollst. Das vermag nur Gott. Doch ich
werde für dich beten. Und auch du solltest beten.«
    An diesem und dem
nächsten Tag gesellte er sich bei allen Messen des Tages, die in der großen
Kirche gesungen wurden, zu den Mönchen und verbrachte die übrige Zeit im Gebet.
    Er versuchte die
Anweisung des Abts zu befolgen. Er betete, versuchte seinen Geist von allen
anderen Gedanken zu leeren und nur Gottes wortloser Stimme zu lauschen. Er bat
darum, dass er ihm zeige, was seine Pflicht sei. Würde Gott zu ihm sprechen?
Fast zwei Tage lang stellte er sich diese Frage, aber es kam keine Antwort.
    Und doch, wie
wunderlich war die Art, die Gott wählte, um seinen Willen zu offenbaren. Osgar
stand gerade am Oberen See, als sich die Sonne am späten Nachmittag des zweiten
Tages den Bergen zuneigte. Er war in den schönen Anblick der Landschaft
versunken, als ihm jemand auf die Schulter klopfte. Er wandte sich um und
blickte in das freundliche Gesicht eines der beiden Mönche, die ihn hierher
gebracht hatten.
    »Du hast also
herausgefunden, was du willst?«, fragte der ältere Mann.
    Osgar zuckte mit den
Schultern.
    »Was ich will, ist
natürlich hier zu bleiben«, antwortete er, als sei dies nicht das wahre
Problem.
    Dann begriff er auf
einmal. Die Sache war so einfach, dass er nicht darauf gekommen war. Er wollte
in Glendalough bleiben und nirgendwo anders. Nie in seinem Leben hatte er sich
irgendwo so sehr zu Hause gefühlt wie hier. Dies war der für ihn ausersehene
Ort. Und Caoilinn? Sosehr er sie auch liebte, wusste er jetzt mit Gewissheit,
dass er sie nicht heiraten wollte. Und hier – nun sah er es mit einem
wundervollen Gefühl der Erleuchtung –, hier lag das Wunder des Ganzen: Gott in
Seiner Güte hatte ihm nicht nur ein Gefühl der Dazugehörigkeit gesandt, sondern
er hatte ihm sogar seine Sehnsucht nach dem Mädchen, das er liebte, genommen.
Um ihm auf seinem Weg zu helfen, war diese alte Sehnsucht durch eine neue Sehnsucht
ersetzt worden, nämlich eine leidenschaftliche Sehnsucht nach Glendalough.
Jetzt war er sicher. Das war seine Bestimmung. Er liebte Caoilinn noch immer so
sehr, wie er sie früher geliebt hatte; aber diese Liebe musste nun die Liebe
eines Bruders sein. Ja, so musste es sein. Er wusste, dass es unumgänglich war,
dass er ihr Schmerzen bereiten würde, aber es wäre bei weitem grausamer
gewesen, wenn er sie geheiratet hätte, ohne in der Lage zu sein, ihr sein
ganzes Herz zu schenken. Eine Weile stand er da, starrte über das Wasser hinaus
und war erfüllt von einem neuen Gefühl des Friedens und Verstehens. Noch am
selben Abend teilte er dem Abt seinen Entschluss mit, und dieser nickte nur
ruhig und enthielt sich jedes Kommentars.
    Am nächsten Morgen
verließ er Glendalough. Er hatte sich entschieden, auf dem direktesten Weg, der
über das Hochland führte, zurückzukehren.
    Es war später
Nachmittag, als er auf seinem Abstieg am Nordrand der Berge an einer Lücke
zwischen den Bäumen zum Verschnaufen stehen blieb. Die Nachmittagssonne fiel
schräg von Westen her auf die Wasser des Liffey. Hinter der Flussmündung konnte
er die große Sandbank in der Bucht und den Bogen des Landvorsprungs dahinter
sehen. Er konnte die breiten Marschen sehen; er konnte das jenseitige Ufer am
Ende der langen Holzbrücke über den Fluss sehen. Ja, er konnte sogar – oder war
es eine Selbsttäuschung? – bereits die Mauern des kleinen Familienklosters
erkennen. Für einen Augenblick vergaß er alles andere um sich her und fühlte
sich plötzlich von gewaltiger Freude durchströmt. Und er hatte mehrere Minuten
lang voller Zuneigung auf das Zuhause seiner Kindheit

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