Die Prinzen Von Irland
wollte den König gerade seiner loyalen Freundschaft versichern, als am
Eingang Unruhe entstand, Stimmenlärm erscholl und darauf der Anführer der bewaffneten
Wache, die ihn vorhin hierher gebracht hatte, in die Halle stürzte. Sein
Gesicht war über und über mit Blut beschmiert.
»Brian,
Sohn des Kennedy, gerade hat mich ein Ostmann angegriffen«, rief er. »Ich
fordere seinen Tod.«
Morann
sah, wie sich die Brauen des Königs zusammenzogen und seine Miene sich
verfinsterte.
»Wer
ist der Kerl?«, fragte er.
Und
nun sah Morann, wie die Männer am Eingang eine Gestalt hereinschleppten, die
ihm irgendwie bekannt vorkam; und als sie ihm seine roten Haare nach hinten
zerrten, um seinen Kopf aufzurichten, sah er im Schein des Feuers, dass es
Harold war.
* * *
Morann hatte den
Namen des Dunkelhaarigen nicht verstanden, aber König Brian war er
offensichtlich wohl bekannt; und auf ein knappes Nicken seitens des Königs erstattete
er seinen Bericht. Obwohl er am Kopf heftig blutete, berichtete er kurz und
bündig.
Kurz
nach Einbruch der Dunkelheit war Harolds Schiff in die Liffey–Mündung
eingelaufen. Offenbar hatte seine Besatzung die lodernden Feuer beim Thingmount
gesehen, aber irrtümlich angenommen, dass sie mit dem Weihnachtsfest zu tun
hatten. Darauf hatten die Seeleute am Holzquai festgemacht und waren sofort von
der Wache kontrolliert worden, die Harolds Namen festhielt und nach ihrem
Offizier schickte, der sich zur Königshalle hinaufbegeben hatte.
»Als
ich zum Quai hinunterkam«, erklärte der Dunkelhaarige, »befahlen meine Männer
dem Ostmann« – dabei zeigte er auf Harold – »vorzutreten. Aber als ich auf ihn
zutrat, drehte er sich blitzschnell um und ergriff eine Spiere, die vor ihm auf
dem Boden lag; noch bevor ich mein Schwert ziehen konnte, traf er mich mit dieser
Spiere im Gesicht. Er ist verdammt flink«, bemerkte er nicht ohne Respekt, »und
kräftig wie ein Stier. Ich brauchte drei von meinen Männern, um ihn
niederzuhalten.«
Es
war deutlich zu sehen, dass sie es mit dem Niederhalten nicht bewenden ließen.
Sie hatten Harold einen Schlag über den Schädel versetzt und ihn schwer
verprügelt. Als sie ihn hereinbrachten, war er ohne Bewusstsein gewesen, aber
jetzt begann er zu stöhnen. Der König trat zu ihm, packte ihn ebenfalls an den
Haaren und hob noch einmal seinen Kopf. Harold schlug die Augen auf, aber sie
starrten glasig ins Leere. Es war klar, dass er weder Morann noch irgendeinen
anderen im Raum erkannte.
»Der
König spricht mit dir«, sagte Brian. »Verstehst du mich?«
Harold
deutete mit einem Murmeln an, dass er ihn verstand.
»Du
hast meinen persönlichen Offizier angegriffen. Er fordert deinen Tod. Was hast
du dazu zu sagen?«
»Ich
bring ihn zuerst um.« Harolds Stimme klang entstellt, aber die Worte waren klar
zu verstehen.
»Willst
du mich etwa provozieren?«, schrie der König.
Anstatt
zu antworten, entwand Harold sich plötzlich aus dem Griff der beiden Männer,
die ihn festhielten. Nur Gott weiß, dachte Morann, woher er diese Kraft nimmt.
Harold hatte den Offizier erkannt und sprang auf ihn zu. Brian selbst fing ihn
jedoch ab, bevor die zwei verblüfften Wachen ihn wieder ergriffen und zu Boden
stießen. Einer von ihnen zückte einen kleinen Knüppel und versetzte Harold
einen schweren Schlag über den Schädel. Unwillkürlich trat Morann vor, um
dazwischenzufahren; aber in diesem Moment erhob Brian die Hand. Alle
erstarrten. Es war nicht zu verkennen, dass der König in Zorn geraten war.
»Genug.
Ich will nichts mehr davon hören. Es scheint, als hätten einige dieser
Ostmänner immer noch nicht ihre Lektion begriffen.« Er wandte sich an den
Offizier. »Schaff ihn fort.«
»Und
dann?«, fragte der Dunkelhaarige.
»Dann
schlag ihn tot.« Die Miene des Königs war hart und unerbittlich. Morann wurde
bewusst, dass er dem Mann gegenüberstand, der den Wikingerhafen Limerick
zerstört und eine ganze Reihe Schlachten gewonnen hatte. Verlor ein solcher
Mann die Geduld, so war es töricht, auch nur den Versuch zu unternehmen, mit
ihm zu diskutieren. Aber hatte der Kunstschmied eine andere Möglichkeit?
»Brian,
Sohn des Kennedy«, begann er. Der König fuhr zu ihm herum.
»Was
gibt’s noch?«
»Dieser
Mann ist mein Freund. Der, von dem ich Euch erzählt habe.«
»Umso
schlimmer für dich. Und für ihn. Und für sein verfluchtes Familienpack im
Sklavenhaus.« Der König starrte ihn mit zornigen Blicken an, die ihn davor
warnten, auch nur ein einziges
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