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Die Prinzen Von Irland

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Titel: Die Prinzen Von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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nun komm.«
    »Wenn’s
unbedingt sein muss«, murmelte Morann abwesend und begann ihm zu folgen. Er
hatte den Hof zu der großen Halle bereits zur Hälfte überquert, als er
plötzlich stehen blieb, sich an den Wachposten wandte und sagte: »Nur einen
Augenblick. Wie, hast du gesagt, hieß der Mann – der Offizier, den mein Freund
angegriffen hat?«
    »Sigurd.
Offizier der Wache.«
    Sigurd.
Ein Wikingername. Der Dunkelhäutige war aber kein Wikinger, soweit Morann
wusste; aber in diesen Zeiten war es, vor allem in der Umgebung der Häfen,
nichts Ungewöhnliches, auf Wikinger zu stoßen, die keltische Namen hatten, und
umgekehrt. Sigurd. Bis zu diesem Moment war ihm nie in den Sinn gekommen, dass
der Name des Offiziers in dieser Geschichte von Bedeutung sein konnte. Er
versuchte sich das Geschehen vorzustellen – das Durcheinander auf dem Quai, der
dunkelhaarige Kerl, der plötzlich auf ihn zutrat…
    »Warst
du mit auf dem Quai, als es passierte?«, fragte er den Posten.
    »Ja,
das war ich.«
    »Hat
jemand einen Namen gerufen?«
    Der
Mann überlegte.
    »Sigurd
kam an. Wir befahlen dem Ostmann: ›Tritt vor. Unser Mann wünscht dich zu
sehen.‹ Dann habe ich gerufen: ›Da ist dein Mann, Sigurd.‹ Und dann, als Sigurd
dicht an ihn herangetreten war, warf der Ostmann nur einen einzigen Blick auf
ihn und…«
    Aber
Morann hörte nicht mehr zu. Er stürmte bereits mit großen Schritten in die
Halle.
    »Jetzt
weiß ich es, Brian, Sohn des Kennedy«, rief er. »Jetzt weiß ich, was passiert
ist.«
    Er
ignorierte den erzürnten Blick des Königs, als er mit seiner Geschichte begann.
Er gehorchte nicht, als der König ihn schweigen hieß. Er sprach sogar weiter,
als es so aussah, als würden die Wachen ihn sogleich abführen. Aber in jenem
Moment hörte der König ihm bereits aufmerksam zu.
    »Er
dachte also, mein Soldat Sigurd sei dieser Däne, der geschworen hat, ihn zu
töten.«
    »Da
bin ich ganz sicher«, rief Morann laut. »Stellt Euch die Situation vor: in der
Dunkelheit, eine ähnlich aussehende Gestalt, er hört den Namen – und dies genau
an jener Stelle, erinnert Euch, wo sie sich schon einmal begegnet sind…«
    »Und
du schwörst, dass diese Geschichte wahr ist?«
    »Bei
der heiligen Bibel. Bei meinem Leben, Brian, Sohn des Kennedy. Und es ist die
einzige Erklärung für diesen Vorfall.«
    König
Brian sah ihn lange und streng an.
    »Ich
nehme an, du willst, dass ich ihn am Leben lasse.«
    »Ja,
das will ich.«
    »Und
gewiss auch, dass ich seiner Frau und seinen Kindern die Freiheit schenke.«
    »Natürlich
würde ich auch darum bitten.«
    »Du
weißt, sie kosten nun ihren Preis. Und nach alledem willst du mein loyaler
Freund sein, nicht wahr, Morann Mac Goibnenn?«
    »Ja,
das will ich, in der Tat.«
    »Sogar
bis in den Tod?« Er sah Morann direkt in die Augen.
    Und
da er aufrichtig war, wagte es Morann, nur einen kurzen Augenblick zu zögern.
    »Bis
in den Tod, Brian, Sohn des Kennedy«, antwortete er dann.
    Da
erhellte sich Brian Borus Miene zu einem Lächeln.
    »Seht
euch das an«, rief er zu den Versammelten in der Halle. »Hier steht ein Mann,
der es wirklich ernst meint, wenn er schwört, dass er dein Freund ist.« Dann
wandte er sich wieder an Morann. »Ich werde dir das Leben deines Freundes
schenken, Morann, wenn du dich auch für seine künftige Loyalität verbürgst und
wenn er fünf von diesen Silbermünzen, die du prägst, hier an meinen Soldaten
Sigurd zahlt, der ihm nie etwas zu Leid getan hat. Seine Frau und seine Kinder
kannst du mir abkaufen. Und ich werde einen Silberkelch brauchen, um ihn dem
Kloster Keils zu schenken. Kannst du mir einen solchen bis Ostern schmieden?«
    Morann
nickte.
    »Ich
bin sicher, er wird ein besonders prachtvolles Stück«, sagte der König
grinsend.
    Und das wurde er.

2
~ 1013 ~
    Trotz ihrer einundvierzig Jahre war Caoilinn
mit ihrem dunklen Haar und ihren leuchtend grünen Augen noch eine attraktive
Frau – darüber herrschte kein Zweifel; und als der Sommer zur Neige ging, waren
sich ebenfalls alle einig, dass sie nach einem neuen Ehemann Ausschau hielt.
Niemand konnte ihr dies verargen.
    Ein
Dutzend Jahre lang hatte sie hingebungsvoll für ihren kranken Ehemann gesorgt.
Nach der Schlacht von Gien Mama war Cormac nie wieder ganz genesen. Er hatte
einen Arm verloren und eine grauenvolle Bauchwunde davongetragen und überlebte
nur dank Caoilinns Pflege. Er war schwermütig geworden, seine ständigen
Schmerzen entluden sich in Zornesausbrüchen. Im Laufe der

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