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Die Prinzen Von Irland

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Titel: Die Prinzen Von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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besser als die
heidnischen Wilden von Limerick, gegen die sie kämpften.« Sie schien zu
vergessen, dass sich diese Beleidigungen gegen die heidnischen Norweger von
Limerick auch auf Harolds Vorfahren beziehen konnten. »Er ist ein windiger
Pirat aus Munster. Sonst nichts. Man sollte ihn zertreten wie eine Schlange«,
schrie sie voller Verachtung.
    »Was
immer man von Brian Boru hält«, entgegnete er ruhig, »wir müssen jedenfalls
überlegen, was zu tun ist. Wir beide haben unsere Anwesen zu schützen. Wenn ich
an all die herrlichen Dinge denke«, fügte er hinzu und hoffte, ihr damit zu
gefallen, »die Ihr hier in Rathmines geschaffen habt…«
    Hörte
sie überhaupt noch zu? Ihr Gesicht war hart und bleich geworden. Ihre grünen
Augen blitzten gefährlich. Zu spät erkannte er, dass sich Zorn in ihr
zusammengebraut hatte.
    »Ich
hasse Brian«, schrie sie. »Ich will ihn tot sehen. Ich will seine Leiche in
Stücke gerissen sehen. Ich will seinen Kopf auf einer Pike aufgespießt sehen,
damit meine Söhne und Töchter ihm ins Gesicht spucken können; ich will, dass
ihre Kinder sein Blut saufen!«
    Sie
ist selbst im Zorn herrlich, dachte er. Aber in diesem Zorn, so spürte er
deutlich, lag auch eine Missachtung seiner Person.
    »Auf
alle Fälle werde ich meinen eigenen Hof in Fingal schützen«, sagte er, obwohl
er wusste, dass er besser schweigen sollte, bis ihr Zorn verraucht war.
    »Macht,
was Ihr wollt«, rief sie ihm verächtlich ins Gesicht und wandte den Kopf ab.
»Mich geht das nichts an.«
    Darauf
entgegnete er nichts. Er stand nur da und wartete auf eine kleine Geste des
Bedauerns, ein Wort der Versöhnung. Vergeblich. Caoilinn verharrte ungerührt.
    »Dann
gehe ich jetzt«, sagte er schließlich.
    »Geht
am besten nach Munster und zu Eurem Freund Brian«, erwiderte sie. Ihre bittere
Stimme fiel wie der Tod in das Dunkel. Nun sah sie ihn an, und ihre grünen
Augen loderten wie Feuer. »Ich habe kein Bedürfnis danach, dass mir noch einmal
Verräter und Heiden in dieses Haus gehumpelt kommen.«
    Auf
diese Worte entfernte er sich.
    * * *
    Die Ereignisse der
folgenden Wochen spielten sich fast ganz so ab, wie Morann vermutet hatte: Die
Männer von Leinster fielen in das Gebiet des O’Neill–Königs ein. Kurz darauf
rückte der König von Tara an, um sie zu bestrafen, und jagte durch Fingal bis
zum Ben von Howth. Dank Morann, der mit dem alten König zog, wurde Harold und
seinem stattlichen Gehöft kein Haar gekrümmt. Innerhalb weniger Tage schlugen
noch zahlreichere Heerhaufen, verstärkt durch Leute aus Dyflin, zurück. Der
König von Tara schickte Boten gen Süden und rief Brian zu Hilfe. Gegen Mitte
August verbreitete sich das erschreckende Gerücht über das Land: »Brian Boru
kommt zurück.«
    * * *
    Osgar blickte sich
rasch noch einmal um. Rauch trieb aus dem Tal empor, und er konnte sogar das
Knistern von Flammen hören.
    »Bruder
Osgar!« Die Stimme des Abts klang ungeduldig.
    Hinter
ihm kletterten die Mönche bereits über die Leiter zum Eingang in den Rundturm
hinauf – ihre Gesichter waren leichenblass und verängstigt. Vielleicht sah auch
er selbst so aus. Er wusste es nicht. Plötzlich fragte er sich, ob die Brüder
vielleicht die Leiter hochziehen würden, sobald er und der Abt außer Sicht
waren. Welch absurder Gedanke! Er musste über seine eigene Torheit beinahe
lächeln. Aber die Vorstellung schwebte ihm weiter vor den Augen – wie er und
der Abt, verfolgt von den Munstermännern dicht hinter ihnen, durch das Torhaus
zurückhasteten, gerade noch den Rundturm erreichten, an ihm emporblickten und
sahen, dass die Eingangstür verschlossen und die Leiter verschwunden war und
sie beide hilflos um die nackten Mauern herumrannten, bis die Schwerter der
Plünderer aufblitzten und…
    »Ich
komm ja schon, ehrwürdiger Vater.« Er hastete zum Torhaus und bemerkte, dass
alle Bediensteten des Klosters wie durch ein Wunder verschwunden waren. Er und
der Abt standen ganz allein auf weiter Fläche.
    Er
hatte zwar gehört, dass Brian Borus plündernde Horden das gesamte Land
durchkämmten, als der König von Munster nach Norden anrückte, um die Männer von
Leinster zu bestrafen, aber er hätte nie gedacht, dass sie den Frieden von
Glendalough stören würden.
    Im
Torhaus hatte er den Abt eingeholt. Der Weg war öde und verlassen, aber vom
unteren Ende des Tals sah er Flammenschein heraufleuchten.
    »Könnten
wir die Tore nicht verrammeln?«, schlug er vor.
    »Nein«,
entgegnete der Abt. »Das würde

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