Die Prinzen Von Irland
grinste er zynisch –
»Vorwürfe von egal welcher Seite.«
Ja,
dachte Harold, und wenn man Brian eine Falle gestellt hatte, wie sein Freund vermutete,
dann würde er, Morann Mac Goibnenn, am Ende immer noch auf der Siegerseite
stehen. »Du bist ein wahrhaft vorsichtiger und durchtriebener Kerl«, sagte er
voller Bewunderung.
»Daher
glaube ich, dass du besser auf deinem Hof bleiben solltest«, riet Morann. »Und
sorg dafür, dass deine Söhne sich nur ja nicht irgendeinem marodierenden
Stoßtrupp anschließen, der Brian oder den O’Neill–König von Tara angreift. Da
ich mich für eure Loyalität gegenüber Brian verbürgt habe, könnt ihr das nicht
tun. Halte also deine Söhne bei dir. Gefahr droht dir erst dann, wenn Brian
oder seine Verbündeten anrücken, um Leinster und Dyflin zu bestrafen. Und ich
werde ihnen sagen, dass du dich durch den Eid, den ich in deinem Namen
geschworen habe, gebunden fühlst und auf meiner Seite stehst. Ich kann zwar
nicht die Hand dafür ins Feuer legen, dass das wirkt, aber ich glaube, das ist
deine beste Chance.«
Harold
hatte das Gefühl, dass sein Freund Recht hatte, und wollte seinem Rat folgen.
»Aber was wird mit Caoilinn?«, fragte er.
»Ja,
das ist ein Problem.« Morann seufzte. »Ihr Anwesen in Rathmines wird zweifellos
in Gefahr sein; aber ich weiß nicht, was wir für sie tun können.«
»Vielleicht
kann ich ihr helfen«, meinte Harold. »Ich könnte sie jetzt sofort heiraten.«
Noch
am gleichen Nachmittag machte er sich auf den Weg nach Rathmines.
Es
war ein Jammer, dass Harold in der Zeit, als er und Caoilinn einander den Hof
machten, jedes Gespräch über ihren früheren Gemahl vermieden hatte; daher
wusste er nicht, wie leidenschaftlich die schöne Witwe Brian Boru hasste. Es
war ebenfalls ein Jammer, dass sie sich jetzt nicht draußen bei Tageslicht
unterhielten, wo er gewisse Vorbehalte vielleicht aus ihrer Miene hätte ablesen
können, sondern sich ins halbdunkle Haus begeben hatten.
Zunächst
verkündete er ihr freudestrahlend, dass sie besser sofort heiraten sollten. Da
er sich erinnerte, wie vorsichtig und praktisch sie in allen Dingen verfuhr,
setzte er ihr seinen Plan auf eine ganz nüchtern sachliche Art auseinander.
»Ihr seht also«, schloss er, »wenn wir jetzt sofort heiraten und Ihr mit nach
Fingal zieht, könntet Ihr auch einen Teil Eures Viehs mitbringen und so lange
mit mir hüten, bis die Unruhen vorüber sind. Ich glaube, die Chancen stehen
gut, dass wir es auf diese Weise retten können. Mit einigem Glück könnte es uns
dank Morann vielleicht sogar gelingen, auch den Besitz von Rathmines zu
schützen.«
»Ich
verstehe«, sagte sie ruhig. »Und indem ich Euch heirate, bekunde ich meine
Loyalität gegenüber Brian Boru.« Sollte in ihrem Ton eine ungewohnte Kälte
mitgeschwungen haben, so war ihm diese vollständig entgangen.
Da
er von all dem Unglück wusste, das sie erleiden musste, als ihr Mann einst
gegen Brian gekämpft hatte, dachte er, dass sie nun dankbar nach jeder
Möglichkeit greifen würde, von aller Unbill verschont zu bleiben. Im
Dämmerlicht sah er, wie sie bedächtig nickte. Dann wandte sie den Kopf ab und
starrte auf eine dunkle Stelle an der Wand, wo auf einem Tisch der vergilbte
Trinkschädel ihres Vorfahren Fergus wie ein ungezähmter keltischer Geist aus
einer früheren Zeit schimmerte.
»Die
Männer von Leinster erheben sich.« Ihre Stimme klang schwach, fast wie in
weiter Ferne. »Mein Gemahl war von königlichem Geblüt. Und auch ich habe
königliches Blut in den Adern.« Dann hielt sie inne. »Eure eigenen Ostmänner
erheben sich ebenfalls. Bedeutet Euch das überhaupt nichts?«
»Ich
halte das für töricht«, sagte er aufrichtig. Er meinte zu hören, wie sie leise
nach Luft schnappte, aber er war sich nicht sicher. »Brian Boru ist ein großer
Kriegsherr«, sagte er voller Bewunderung. »Die Männer von Leinster werden in
Grund und Boden vernichtet werden, und sie verdienen es nicht anders.«
»Er
ist ein Hochstapler.« Sie spuckte das Wort förmlich aus, und dies mit einem
hasserfüllten Ton, der ihn überraschte.
»Er
hat sich Respekt erworben«, meinte er beschwichtigend. »Selbst die Kirche…«
»Er
hat sich Armagh mit Gold erkauft«, zischte sie. »Und es ist verachtenswert,
sich von einem solchen Mann kaufen zu lassen.« Und bevor er noch recht wusste,
was er als Nächstes entgegnen sollte, fuhr sie fort: »Was waren seine Leute?
Nichts. Raubhorden, die die Flüsse verunsicherten, keinen Deut
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