Die Prinzen Von Irland
auf so elegante Art
nachgegeben hatte, hatte sie dafür gesorgt, dass er nun in ihrer Schuld stand.
Er begriff, was gespielt wurde, aber er nahm es ihr nicht übel. Denn hatte
Caoilinn nicht ebenso deutlich zu erkennen gegeben, dass sie wusste, wann sie
zu weit gegangen war? Das, so dachte er bei sich, war sehr gut.
»Ich
habe nur eine Bitte«, fuhr sie fort, »obwohl Ihr sie mir abschlagen könnt, wenn
Ihr es wünscht. Solltet Ihr jemals den Wunsch haben, mich irgendwann in der
Zukunft zu heiraten, so würde ich Euch bitten, dass es eine Trauungszeremonie
gibt, die von einem Priester ausgeführt wird. Nur um meinetwillen. Und er würde
Euch nicht fragen, welchen Glauben Ihr habt, darauf könnt Ihr Euch verlassen.«
Er
wartete noch ein paar Tage, bevor er zurückkehrte und sie fragte, ob sie seine
Frau werden wolle. Sie willigte ein. Da sie zuerst noch in Rathmines die Ernte
einbringen wollte, bevor sie den Hof verließ, kam man überein, dass sie im
Herbst heiraten würden und sie dann in sein Haus ziehen würde.
Für
Harold begann in den Tagen, die nun folgten, eine Zeit der Vorfreude wie der
Zufriedenheit. Zu seiner großen Überraschung begann er sich bereits jünger zu
fühlen; und er sehnte sich begierig nach dem Herbst.
Dass
er sich ihr ein wenig widersetzt hatte in der Frage der Taufe, flößte ihr
Respekt ein. Sie hatte die Herausforderung, ihn umzustimmen, ziemlich genossen.
Dieser kräftige rothaarige Ostmann, dachte sie sich im Stillen, glich einem
feurigen Pferd, das man nur mit Mühe bändigen konnte. Und doch war er zugleich
ein gefühlvoller Mann. Konnte es einen Besseren geben? Er war zuverlässig, und
er war gefährlich, und er war dort, wo sie ihn haben wollte. Im Juli, als die
Felder in der Sommersonne reiften, erging sie sich in verschiedenen höchst
genüsslichen Fantasien über die Zeiten, die sie miteinander verbringen würden.
Als er sie das nächste Mal besuchen kam, zitterte ihr schier das Herz vor
Erregung.
Und
just bei diesem Anlass kam ihr noch eine andere glückliche Idee.
»Ich
werde meinen Vetter Osgar bitten, uns zu trauen«, sagte
sie zu Harold.
»Er ist ein Mönch in Glendalough.« Und sie erzählte ihm von Osgar und den
Hochzeiten, die sie in ihrer Kindheit miteinander gefeiert hatten, wobei sie
die Szene auf der Landstraße nach Glendalough jedoch verschwieg.
»Soll
das heißen, dass ich einen Nebenbuhler habe?«, fragte er scherzend.
»Ja
und nein«, antwortete sie. »Er ist vermutlich immer noch in mich verliebt, aber
er kann mich nicht bekommen.«
»Das
kann er wahrhaftig nicht«, bestätigte Harold entschlossen.
Gleich
am nächsten Tag schickte sie Osgar eine Nachricht.
* * *
An einem warmen Tag
Anfang Juli trafen sich Harold und Morann Mac Goibnenn auf der nördlichen
Landzunge der Liffey–Bucht, um die furchtbaren Neuigkeiten zu besprechen, von
denen sie gehört hatten.
»Ich
denke, Morann, wir können somit sagen, dass die Leute von Leinster bewiesen
haben, dass sie nicht bei Verstand sind.«
»Daran
ist nicht zu zweifeln«, antwortete Morann bitter.
»Dreizehn
Jahre Frieden, dreizehn Jahre Wohlstand aufs Spiel zu setzen! Wofür? Für
nichts.«
»Und
doch«, fügte Morann traurig hinzu, »musste es unausweichlich so kommen.«
»Warum?«
Die Menschen von Leinster hatten es Brian Boru nie verziehen, dass er sich zum
Herrn über sie aufgeschwungen hatte. Aber warum sie nach Jahren des Friedens
ihm nun plötzlich den Kampf ansagten, war Harold dennoch ein Rätsel.
»Wegen
einer Beleidigung«, antwortete Morann. Der König von Leinster sei mit Brians
Sohn über eine Schachpartie in Streit geraten, und bei dieser Gelegenheit habe
Brians Sohn den König wegen seiner Niederlage bei Gien Mama vor einem Dutzend
Jahren verspottet. Der König von Leinster hatte daraufhin einfach Brians Lager
verlassen und den Boten, den Brian ihm nachgeschickt hatte, geschlagen. »Und
dann«, fuhr der Schmied fort, »war da noch diese Frau.« Brians einstige
Gemahlin, die Schwester des Königs von Leinster, die ihren früheren Mann
unbedingt gedemütigt sehen wollte: Wie eine rachedurstige keltische Göttin, wie
Morrigan in Person, säte sie Zwietracht zwischen den Parteien.
»Wie
kann es sein«, empörte sich der Norweger, »dass die Männer von Eriu ihren
Frauen erlauben, so viel Unruhe zu stiften?«
»Das
ist immer so üblich gewesen«, sagte Morann. »Aber du weißt genau, dass auch
eure eigenen Ostmänner dahinter stecken.«
Harold
seufzte. Wurde er allmählich alt? Er hatte
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