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Die Prinzen Von Irland

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Titel: Die Prinzen Von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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zutiefst dankbar, Morann.«
    »Du
selbst bist nicht drüben gewesen?«
    »Nein,
bin ich nicht«, sagte er mit fester und verbitterter Stimme.
    »Hast
du irgendein Wort des Danks gehört? Ich habe damals zu ihrem Sohn gesagt, dass
man dir eigentlich dafür danken müsste.«
    »Ich
habe nichts gehört. Aber ich erwarte es auch nicht. Die Sache ist erledigt.«
    Morann
war klar, dass sein Freund nicht weiter über Caoilinn diskutieren wollte, und
so kam er während seines Aufenthalts an jenem Tag nicht mehr darauf zu
sprechen. Als er am folgenden Morgen wieder fortritt, wusste er, dass es für
ihn höchste Zeit war, nun selbst Caoilinn einen Besuch abzustatten.
    * * *
    In Rathmines traf der
Schmied Caoilinn nicht allein, sondern in Gesellschaft ihres Sohnes an. Sie
wirkte äußerst zurückhaltend. Als sie zusammen in der großen Halle des Hauses
saßen und er höflich bemerkte, er sei erfreut zu hören, dass ihr Viehbestand
die Wirren in Dyflin überlebt hatte, nickte ihr Sohn zustimmend und murmelte:
»…was wir Euch zu verdanken haben.« Aber Caoilinn blickte nur starr geradeaus.
    »Vor
kurzem war ich in Fingal draußen«, hob Morann an. Seine Worte fielen wie ein
Stein zu Boden. Eisige Stille trat ein. Er glaubte, Caoilinn würde im nächsten
Moment den Raum verlassen, aber stattdessen sprang ihr Sohn abrupt auf und ging
hinaus, so dass er sich mit Caoilinn allein in der Halle befand. Ohne sämtliche
Regeln der Gastfreundschaft zu brechen, konnte sie schlecht dasselbe tun und
ihn allein zurücklassen. Er sah, wie sie gequält das Gesicht verzog. Es war ihm
egal.
    »Und
zwar auf Harolds Hof«, fuhr er gelassen fort. Dann wartete er, wodurch er sie
praktisch zu einer Antwort zwang.
    Nach
einem ausgedehnten Schweigen sagte sie in einem Ton, der vor Zorn ganz ruhig
war:
    »Ich
bin überrascht, dass Ihr es nach allem, was vorgefallen ist, noch wagt, in
diesem Haus seinen Namen auszusprechen.«
    »Angesichts
dessen, was vorgefallen ist?« Er starrte sie ungläubig an. »Hat er Euch etwa
nicht vor dem Ruin bewahrt? Habt Ihr nicht ein Wort des Danks für seine
Freundlichkeit?«
    »Für
seine Freundlichkeit?« Sie blickte ihn voller Unverständnis und, so schien es
ihm, auch Hass an. »Ihr meint wohl: für seine Rache. Es zuzulassen, dass Brian
Boru, dieser dreckige Teufel, im Haus meines eigenen Gemahls wohnt. Dass er
sich an seinem Vieh satt frisst. Dass seine eigenen Kinder ihn bedienen. War
das nicht eine herrliche Rache dafür, dass ich ihn einen Krüppel nannte?« Sie
schüttelte bedächtig den Kopf.
    Und
zum ersten Mal wurde Morann bewusst, wie groß ihr Schmerz und ihre Traurigkeit
waren.
    »Das
ist nicht Harold gewesen«, sagte er ohne Umschweife. »Er hatte nie etwas mit
Brian zu schaffen. Er steht unter dem Schutz des O’Neill–Königs, versteht Ihr.
Aber er bat mich, Brian dazu zu überreden, dass er den Hof Eures Gemahls nicht
zerstört. Ich war also derjenige, der bewirkt hat, dass Brian Boru hierher
kam.« Er zuckte die Achseln. »Das war die einzige Möglichkeit.« Er sah, wie
Caoilinn eine ungeduldige Handbewegung machte. »Ihr müsst verstehen«, fuhr er
noch eindringlicher fort und ergriff dabei sogar ihren Arm, »dass er nur
versucht hat, Euch und Eure Familie vor dem Ruin zu bewahren. Er war voller
Bewunderung für das, was Ihr geleistet habt. Er hat es mir selbst gesagt. Ihr
tut ihm Unrecht.«
    Sie
war leichenblass und schwieg. Er wusste nicht, ob seine Worte bis zu ihrem
Herzen vorgedrungen waren oder nicht.
    »Ihr
schuldet ihm«, meinte er gelassen, »zumindest ein paar Worte des Danks und der
Entschuldigung.«
    »Mich
entschuldigen?« Ihr Ton wurde lauter und schärfer.
    Morann
beschloss, nun vollends in die Offensive zu gehen.
    »Großer
Gott, gute Frau, seid Ihr durch Euren Hass auf Brian so verblendet, dass Ihr
nicht mehr merkt, von welch großherzigem Geist der Mann aus Fingal durchdrungen
ist? Er sieht über Eure Beleidigungen hinweg und versucht Eure Kinder vor dem
Ruin zu bewahren, und selbst darin könnt Ihr immer noch nichts anderes als eine
böswillige Absicht erkennen. Was für eine Närrin seid Ihr doch«, platzte er
heraus. »Ihr hättet den Mann zum Gemahl bekommen können.« Er hielt einen Moment
inne. Dann fügte er mit leiser Stimme und mit sichtlicher Befriedigung hinzu:
»Aber dazu ist es für Euch nun, wo es andere gibt, ohnehin zu spät.«
    »Andere?«
    »Natürlich.
Oder was hättet Ihr erwartet?« Dann erhob er sich unvermittelt und verließ ohne
alle Höflichkeit das Haus.
    *

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